Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.tomane und läßt die Houris um sich tändeln. Ihm zu¬ tomane und läßt die Houris um ſich tändeln. Ihm zu¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0096" n="84"/> tomane und läßt die Houris um ſich tändeln. Ihm zu¬<lb/> nächſt ſitzt immer die ſenſitive Alberta, die meine Un¬<lb/> treu in ſeine ſchönen Augen verſenken zu wollen ſcheint.<lb/> Meinethalben, das weiche, weiße Kind kann mich nicht<lb/> anſehn und nur Valer's Nähe ſcheint ſie zu ſtärken.<lb/> Die Fürſtin übertrifft mich; ſo groß hab' ich die Ge¬<lb/> ſchicklichkeit noch nicht geſehen, kein Gedächtniß zu be¬<lb/> ſitzen. Nach jenem kurzen Wortwechſel über Desdemona<lb/> ſchien ſie lange Zeit ſehr bewegt zu ſein. Sie hat lau¬<lb/> ter ſtolze Laſter, aber auch ihre ebenbürtigen Gegner:<lb/> ſtolze Tugenden. Sie ſchien durch jene Nachricht von<lb/> Desdemona ſehr zu leiden und von William, deſſen Un¬<lb/> terwürfigkeit ihrem geſellſchaftlichen Sinne am bereit¬<lb/> willigſten entgegen kam, erfuhr ich, daß ſie durch ihn<lb/> die lebhafteſten Anſtalten in Wien treffe, Desdemonas<lb/> Wohl zu befördern. Der junge Pfaff ſagte mir das<lb/> triumphirend, und mit ſcharfen Andeutungen mich an¬<lb/> klagend. Ich wehrte ihm diesmal nicht: war ich ein<lb/> guter Menſch, ſo ließ ich jene heiße liebedurſtige Seele<lb/> nicht verſchmachten und allein ziehen. Aber ich bin nur<lb/> ein Menſch. Conſtantie läßt ſich oft ſtundenlang von<lb/> William chriſtliche Moral auseinanderſetzen und ſcheint<lb/> ſehr aufmerkſam zuzuhören; ſie ſtellt eine Art Exami¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [84/0096]
tomane und läßt die Houris um ſich tändeln. Ihm zu¬
nächſt ſitzt immer die ſenſitive Alberta, die meine Un¬
treu in ſeine ſchönen Augen verſenken zu wollen ſcheint.
Meinethalben, das weiche, weiße Kind kann mich nicht
anſehn und nur Valer's Nähe ſcheint ſie zu ſtärken.
Die Fürſtin übertrifft mich; ſo groß hab' ich die Ge¬
ſchicklichkeit noch nicht geſehen, kein Gedächtniß zu be¬
ſitzen. Nach jenem kurzen Wortwechſel über Desdemona
ſchien ſie lange Zeit ſehr bewegt zu ſein. Sie hat lau¬
ter ſtolze Laſter, aber auch ihre ebenbürtigen Gegner:
ſtolze Tugenden. Sie ſchien durch jene Nachricht von
Desdemona ſehr zu leiden und von William, deſſen Un¬
terwürfigkeit ihrem geſellſchaftlichen Sinne am bereit¬
willigſten entgegen kam, erfuhr ich, daß ſie durch ihn
die lebhafteſten Anſtalten in Wien treffe, Desdemonas
Wohl zu befördern. Der junge Pfaff ſagte mir das
triumphirend, und mit ſcharfen Andeutungen mich an¬
klagend. Ich wehrte ihm diesmal nicht: war ich ein
guter Menſch, ſo ließ ich jene heiße liebedurſtige Seele
nicht verſchmachten und allein ziehen. Aber ich bin nur
ein Menſch. Conſtantie läßt ſich oft ſtundenlang von
William chriſtliche Moral auseinanderſetzen und ſcheint
ſehr aufmerkſam zuzuhören; ſie ſtellt eine Art Exami¬
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