Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

menen Uhlanen, die andere Hälfte mit den beritt-
nen Bedienten des Grafen schloß ihn. Das wüste
Herrnhaus mit den todten Russen blieb einsam
zurück, die übrigen Gefangnen waren mit dem
Schmiede und seinen Leuten verschwunden. Es
ging im raschen Trabe durch den Wald hin, an
keinem Wagen war ein Licht zu sehen, hie und da
nur fielen glänzende Mondesstrahlen auf den schwar-
zen Trupp, und von Zeit zu Zeit hörte man jenes
Drosselpfeifen tief aus dem Walde, das Magyac
an der Spitze des Zuges beantwortete.

Von den Reitern konnte Niemand sprechen,
weil sie mit größter Sorgfalt auf Weg und Pferde
achten mußten, alle Minuten stolperte ein Thier
über die Baumwurzeln. Nur Hedwig that einige
leichte Fragen an Stanislaus, und fragte Valerius
und Joel, ob Niemand verwundet worden sei --
"ich seh ja durch den Mondschein, lieber Joel, daß
Sie ein klägliches Gesicht machen? Pfui doch, solch
ein rascher Schütze, solch ein frischer Reiter." --

Joel seufzte tief auf, und Valerius sah bei
einem Blicke des Mondes ein schmerzliches Lächeln
über sein Gesicht gleiten. Valerius selbst war aber

menen Uhlanen, die andere Hälfte mit den beritt-
nen Bedienten des Grafen ſchloß ihn. Das wüſte
Herrnhaus mit den todten Ruſſen blieb einſam
zurück, die übrigen Gefangnen waren mit dem
Schmiede und ſeinen Leuten verſchwunden. Es
ging im raſchen Trabe durch den Wald hin, an
keinem Wagen war ein Licht zu ſehen, hie und da
nur fielen glänzende Mondesſtrahlen auf den ſchwar-
zen Trupp, und von Zeit zu Zeit hörte man jenes
Droſſelpfeifen tief aus dem Walde, das Magyac
an der Spitze des Zuges beantwortete.

Von den Reitern konnte Niemand ſprechen,
weil ſie mit größter Sorgfalt auf Weg und Pferde
achten mußten, alle Minuten ſtolperte ein Thier
über die Baumwurzeln. Nur Hedwig that einige
leichte Fragen an Stanislaus, und fragte Valerius
und Joel, ob Niemand verwundet worden ſei —
„ich ſeh ja durch den Mondſchein, lieber Joel, daß
Sie ein klägliches Geſicht machen? Pfui doch, ſolch
ein raſcher Schütze, ſolch ein friſcher Reiter.“ —

Joel ſeufzte tief auf, und Valerius ſah bei
einem Blicke des Mondes ein ſchmerzliches Lächeln
über ſein Geſicht gleiten. Valerius ſelbſt war aber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0104" n="94"/>
menen Uhlanen, die andere Hälfte mit den beritt-<lb/>
nen Bedienten des Grafen &#x017F;chloß ihn. Das wü&#x017F;te<lb/>
Herrnhaus mit den todten Ru&#x017F;&#x017F;en blieb ein&#x017F;am<lb/>
zurück, die übrigen Gefangnen waren mit dem<lb/>
Schmiede und &#x017F;einen Leuten ver&#x017F;chwunden. Es<lb/>
ging im ra&#x017F;chen Trabe durch den Wald hin, an<lb/>
keinem Wagen war ein Licht zu &#x017F;ehen, hie und da<lb/>
nur fielen glänzende Mondes&#x017F;trahlen auf den &#x017F;chwar-<lb/>
zen Trupp, und von Zeit zu Zeit hörte man jenes<lb/>
Dro&#x017F;&#x017F;elpfeifen tief aus dem Walde, das Magyac<lb/>
an der Spitze des Zuges beantwortete.</p><lb/>
          <p>Von den Reitern konnte Niemand &#x017F;prechen,<lb/>
weil &#x017F;ie mit größter Sorgfalt auf Weg und Pferde<lb/>
achten mußten, alle Minuten &#x017F;tolperte ein Thier<lb/>
über die Baumwurzeln. Nur Hedwig that einige<lb/>
leichte Fragen an Stanislaus, und fragte Valerius<lb/>
und Joel, ob Niemand verwundet worden &#x017F;ei &#x2014;<lb/>
&#x201E;ich &#x017F;eh ja durch den Mond&#x017F;chein, lieber Joel, daß<lb/>
Sie ein klägliches Ge&#x017F;icht machen? Pfui doch, &#x017F;olch<lb/>
ein ra&#x017F;cher Schütze, &#x017F;olch ein fri&#x017F;cher Reiter.&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
          <p>Joel &#x017F;eufzte tief auf, und Valerius &#x017F;ah bei<lb/>
einem Blicke des Mondes ein &#x017F;chmerzliches Lächeln<lb/>
über &#x017F;ein Ge&#x017F;icht gleiten. Valerius &#x017F;elb&#x017F;t war aber<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0104] menen Uhlanen, die andere Hälfte mit den beritt- nen Bedienten des Grafen ſchloß ihn. Das wüſte Herrnhaus mit den todten Ruſſen blieb einſam zurück, die übrigen Gefangnen waren mit dem Schmiede und ſeinen Leuten verſchwunden. Es ging im raſchen Trabe durch den Wald hin, an keinem Wagen war ein Licht zu ſehen, hie und da nur fielen glänzende Mondesſtrahlen auf den ſchwar- zen Trupp, und von Zeit zu Zeit hörte man jenes Droſſelpfeifen tief aus dem Walde, das Magyac an der Spitze des Zuges beantwortete. Von den Reitern konnte Niemand ſprechen, weil ſie mit größter Sorgfalt auf Weg und Pferde achten mußten, alle Minuten ſtolperte ein Thier über die Baumwurzeln. Nur Hedwig that einige leichte Fragen an Stanislaus, und fragte Valerius und Joel, ob Niemand verwundet worden ſei — „ich ſeh ja durch den Mondſchein, lieber Joel, daß Sie ein klägliches Geſicht machen? Pfui doch, ſolch ein raſcher Schütze, ſolch ein friſcher Reiter.“ — Joel ſeufzte tief auf, und Valerius ſah bei einem Blicke des Mondes ein ſchmerzliches Lächeln über ſein Geſicht gleiten. Valerius ſelbſt war aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/104
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/104>, abgerufen am 04.12.2024.