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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.

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Eine schnelle Freude flog über ihr edles Gesicht
und sie empfing ihn auf das verbindlichste --

Sie sind so blaß, Herr Valerius? Sind Sie
krank? fragte sie mit weicher Stimme -- und auf
der Stirn haben Sie eine große Schmarre?

Sie hatte französisch gesprochen, und Graf Kicki
übernahm die Antwort: Herr von Valerius über-
nimmt sich in Anstrengungen für unser Vaterland,
bei Grochow ist er auf dem Wahlplatz liegen geblie-
ben, und wir haben ihn lange für todt gehalten,
unterdeß hat er sich in den Wäldern mit marodi-
renden Russen herumgeschlagen -- wahrhaftig, Herr
von Valerius, Sie müssen eine zeitlang den Dienst
aussetzen, und sich erholen -- wenn wieder eine
schöne Aussicht für uns Reiter kommt, eine schöne
Fläche und jenseits himmelhohe Kürassiere, dann
ruf' ich Sie, zuverlässig, Herr von Valerius, dann
ruf' ich Sie. -- Damit beurlaubte er sich bei der
Fürstin, indem er artig versicherte, der junge tapfre
Landsmann würde sie am interessantesten zu unter-
halten verstehn, und dem Hause des Wirths so viel
Ehre machen, als er seinem deutschen Vaterlande

Eine ſchnelle Freude flog über ihr edles Geſicht
und ſie empfing ihn auf das verbindlichſte —

Sie ſind ſo blaß, Herr Valerius? Sind Sie
krank? fragte ſie mit weicher Stimme — und auf
der Stirn haben Sie eine große Schmarre?

Sie hatte franzöſiſch geſprochen, und Graf Kicki
übernahm die Antwort: Herr von Valerius über-
nimmt ſich in Anſtrengungen für unſer Vaterland,
bei Grochow iſt er auf dem Wahlplatz liegen geblie-
ben, und wir haben ihn lange für todt gehalten,
unterdeß hat er ſich in den Wäldern mit marodi-
renden Ruſſen herumgeſchlagen — wahrhaftig, Herr
von Valerius, Sie müſſen eine zeitlang den Dienſt
ausſetzen, und ſich erholen — wenn wieder eine
ſchöne Ausſicht für uns Reiter kommt, eine ſchöne
Fläche und jenſeits himmelhohe Küraſſiere, dann
ruf’ ich Sie, zuverläſſig, Herr von Valerius, dann
ruf’ ich Sie. — Damit beurlaubte er ſich bei der
Fürſtin, indem er artig verſicherte, der junge tapfre
Landsmann würde ſie am intereſſanteſten zu unter-
halten verſtehn, und dem Hauſe des Wirths ſo viel
Ehre machen, als er ſeinem deutſchen Vaterlande

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[159/0169] Eine ſchnelle Freude flog über ihr edles Geſicht und ſie empfing ihn auf das verbindlichſte — Sie ſind ſo blaß, Herr Valerius? Sind Sie krank? fragte ſie mit weicher Stimme — und auf der Stirn haben Sie eine große Schmarre? Sie hatte franzöſiſch geſprochen, und Graf Kicki übernahm die Antwort: Herr von Valerius über- nimmt ſich in Anſtrengungen für unſer Vaterland, bei Grochow iſt er auf dem Wahlplatz liegen geblie- ben, und wir haben ihn lange für todt gehalten, unterdeß hat er ſich in den Wäldern mit marodi- renden Ruſſen herumgeſchlagen — wahrhaftig, Herr von Valerius, Sie müſſen eine zeitlang den Dienſt ausſetzen, und ſich erholen — wenn wieder eine ſchöne Ausſicht für uns Reiter kommt, eine ſchöne Fläche und jenſeits himmelhohe Küraſſiere, dann ruf’ ich Sie, zuverläſſig, Herr von Valerius, dann ruf’ ich Sie. — Damit beurlaubte er ſich bei der Fürſtin, indem er artig verſicherte, der junge tapfre Landsmann würde ſie am intereſſanteſten zu unter- halten verſtehn, und dem Hauſe des Wirths ſo viel Ehre machen, als er ſeinem deutſchen Vaterlande

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/169>, abgerufen am 04.12.2024.