Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.Leichtsinne, einer liebenswürdigen Oberflächlichkeit Valerius konnte sich eines Lächelns nicht erweh- Leichtſinne, einer liebenswürdigen Oberflächlichkeit Valerius konnte ſich eines Lächelns nicht erweh- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0171" n="161"/> Leichtſinne, einer liebenswürdigen Oberflächlichkeit<lb/> dahin, als wäre das Leben ein Karneval, ſelbſt die<lb/> Jdee ihres Vaterlandes iſt ihnen eine ſtehende Maske<lb/> geworden, für die man ſchwärmen und ſich todt-<lb/> ſchlagen laſſen muß — ſtill, ſtill, ich ſpreche frivol<lb/> in meiner Ballſtimmung; Sie ſind ein tiefſinniger,<lb/> ernſter Mann, ich weiß es. Machen Sie mir nicht<lb/> das alte Profeſſorgeſicht, ich nehm’ es ja zurück, das<lb/> bunte Zeug, man muß die heiligen Dinge einer<lb/> Nation nicht beſpötteln, wo nähmen wir am Ende<lb/> die Götter oder Götzen her, welche die Geſellſchaft<lb/> halten und das Höhere von dem Niederen ſcheiden —<lb/> wie geht’s Jhnen, Herr von Valerius? So heißen<lb/> Sie ja wohl hier? Wo iſt Jhr Haß gegen den<lb/> Adel geblieben, daß Sie ſich auf einmal ſolch ein<lb/> adeliches „von“ gefallen laſſen?</p><lb/> <p>Valerius konnte ſich eines Lächelns nicht erweh-<lb/> ren, was zum Theil von dem gefälligen Eindruck<lb/> herrührte, welchen die überwältigende Schönheit der<lb/> Fürſtin auf ihn machte. Sie hatte, während ſie<lb/> unter dem Sprechen einige Schritte im Saale hin-<lb/> ging, den Handſchuh vom Arm geſtreift, um eine<lb/> neugierige Locke feſtzuſtecken, welche ihr auf den<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [161/0171]
Leichtſinne, einer liebenswürdigen Oberflächlichkeit
dahin, als wäre das Leben ein Karneval, ſelbſt die
Jdee ihres Vaterlandes iſt ihnen eine ſtehende Maske
geworden, für die man ſchwärmen und ſich todt-
ſchlagen laſſen muß — ſtill, ſtill, ich ſpreche frivol
in meiner Ballſtimmung; Sie ſind ein tiefſinniger,
ernſter Mann, ich weiß es. Machen Sie mir nicht
das alte Profeſſorgeſicht, ich nehm’ es ja zurück, das
bunte Zeug, man muß die heiligen Dinge einer
Nation nicht beſpötteln, wo nähmen wir am Ende
die Götter oder Götzen her, welche die Geſellſchaft
halten und das Höhere von dem Niederen ſcheiden —
wie geht’s Jhnen, Herr von Valerius? So heißen
Sie ja wohl hier? Wo iſt Jhr Haß gegen den
Adel geblieben, daß Sie ſich auf einmal ſolch ein
adeliches „von“ gefallen laſſen?
Valerius konnte ſich eines Lächelns nicht erweh-
ren, was zum Theil von dem gefälligen Eindruck
herrührte, welchen die überwältigende Schönheit der
Fürſtin auf ihn machte. Sie hatte, während ſie
unter dem Sprechen einige Schritte im Saale hin-
ging, den Handſchuh vom Arm geſtreift, um eine
neugierige Locke feſtzuſtecken, welche ihr auf den
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