Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.warmen Finger setzten noch einen Augenblick die Valerius führte die Hand von den Lippen auf Aus den vorderen Zimmern her kam Geräusch; "Hat sie nicht "Liebster" gesagt, leise, ganz leise, warmen Finger ſetzten noch einen Augenblick die Valerius führte die Hand von den Lippen auf Aus den vorderen Zimmern her kam Geräuſch; „Hat ſie nicht „Liebſter“ geſagt, leiſe, ganz leiſe, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0223" n="213"/> warmen Finger ſetzten noch einen Augenblick die<lb/> Bewegung fort, und ſchienen ebenfalls unſchlüſſig<lb/> zu ſein, ob ſie ſich dem Fremden ergeben ſollten.<lb/> Aber ſie wurden ſtill, und kaum merklich wuchs<lb/> ihre leichte Schwere von Sekunde zu Sekunde.<lb/> Nur als ſie der Mann zu ſeinen Lippen aufhob,<lb/> glaubte er ein leiſes Beben in ihnen zu verſpüren.</p><lb/> <p>Valerius führte die Hand von den Lippen auf<lb/> ſeine Wange, die warme Hand an die heiße Wange<lb/> — er ſchwieg, ſie ſchwieg, ihr Kopf wendete ſich<lb/> nicht zu ihm, aber er ſah ihr Herz ſtürmiſch klopfen.</p><lb/> <p>Aus den vorderen Zimmern her kam Geräuſch;<lb/> da wendete ſie ſich plötzlich zu ihm: ein unbeſchreib-<lb/> licher Ausdruck von Wehmuth, Glück und Jnnig-<lb/> keit lag darauf, feucht glänzten ihre Augen, jene<lb/> vermittelnde Hand legte ſich eng und feſt in<lb/> Hand und Wange des Mannes, er fühlte ihr<lb/> heißes Antlitz an dem ſeinen, ihren Mund auf ſei-<lb/> nem Auge, und fort war ſie, dahin flog ſie durch<lb/> die Zimmer.</p><lb/> <p>„Hat ſie nicht „Liebſter“ geſagt, leiſe, ganz leiſe,<lb/> als ſollte ich es ſelbſt nicht hören?“ ſprach er eben<lb/> ſo leiſe.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [213/0223]
warmen Finger ſetzten noch einen Augenblick die
Bewegung fort, und ſchienen ebenfalls unſchlüſſig
zu ſein, ob ſie ſich dem Fremden ergeben ſollten.
Aber ſie wurden ſtill, und kaum merklich wuchs
ihre leichte Schwere von Sekunde zu Sekunde.
Nur als ſie der Mann zu ſeinen Lippen aufhob,
glaubte er ein leiſes Beben in ihnen zu verſpüren.
Valerius führte die Hand von den Lippen auf
ſeine Wange, die warme Hand an die heiße Wange
— er ſchwieg, ſie ſchwieg, ihr Kopf wendete ſich
nicht zu ihm, aber er ſah ihr Herz ſtürmiſch klopfen.
Aus den vorderen Zimmern her kam Geräuſch;
da wendete ſie ſich plötzlich zu ihm: ein unbeſchreib-
licher Ausdruck von Wehmuth, Glück und Jnnig-
keit lag darauf, feucht glänzten ihre Augen, jene
vermittelnde Hand legte ſich eng und feſt in
Hand und Wange des Mannes, er fühlte ihr
heißes Antlitz an dem ſeinen, ihren Mund auf ſei-
nem Auge, und fort war ſie, dahin flog ſie durch
die Zimmer.
„Hat ſie nicht „Liebſter“ geſagt, leiſe, ganz leiſe,
als ſollte ich es ſelbſt nicht hören?“ ſprach er eben
ſo leiſe.
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