Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.fremd ist, dieser Glaube ist seinem Sohne ein Joel seufzte tief, und hielt einen Augenblick "Nur aus Scenen der Verzweiflung, welche mei- fremd iſt, dieſer Glaube iſt ſeinem Sohne ein Joel ſeufzte tief, und hielt einen Augenblick „Nur aus Scenen der Verzweiflung, welche mei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0077" n="67"/> fremd iſt, dieſer Glaube iſt ſeinem Sohne ein<lb/> Gräuel. Und ſchiene die Sonne zwölf Monden<lb/> lang ununterbrochen Tag und Nacht, ſie fände in<lb/> dieſer kleinen Familie keinen glücklichen Winkel.“</p><lb/> <p>Joel ſeufzte tief, und hielt einen Augenblick<lb/> inne.</p><lb/> <p>„Nur aus Scenen der Verzweiflung, welche mei-<lb/> nen armen Vater zuweilen überfüllt, weiß ich Einiges<lb/> aus ſeinem Leben. Er iſt verſchloſſen wie das Grab.<lb/> Die Medizin ſcheint er in ſeinen jungen Jahren<lb/> am eifrigſten betrieben zu haben; in allen bedeuten-<lb/> den Städten Europa’s hat er ſie ausgeübt. Aber<lb/> auch die Aerzte haßt er, wie die Peſt. Einſt war<lb/> ich ſchwer krank, und lag im Fieberſchlummer auf<lb/> dem Lager. Manaſſe ſaß weinend an meinem Bett,<lb/> und glaubte meinen Geiſt vom Fieber oder vom<lb/> Schlafe befangen. Dem war aber nicht ſo, ich<lb/> hörte Alles, was er vor ſich hinlispelte. Er ver-<lb/> wünſchte die Natur, wenn ſie mich tödtete, das<lb/> Auge ſeines Lebens. Kein Menſch kann einen Puls-<lb/> ſchlag ſchaffen, nur die Frechheit behauptet’s, murrte<lb/> er vor ſich hin, rette ihn Zufall oder Jehovah,<lb/> rette ihn, wer am mächtigſten iſt. Dann brach<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0077]
fremd iſt, dieſer Glaube iſt ſeinem Sohne ein
Gräuel. Und ſchiene die Sonne zwölf Monden
lang ununterbrochen Tag und Nacht, ſie fände in
dieſer kleinen Familie keinen glücklichen Winkel.“
Joel ſeufzte tief, und hielt einen Augenblick
inne.
„Nur aus Scenen der Verzweiflung, welche mei-
nen armen Vater zuweilen überfüllt, weiß ich Einiges
aus ſeinem Leben. Er iſt verſchloſſen wie das Grab.
Die Medizin ſcheint er in ſeinen jungen Jahren
am eifrigſten betrieben zu haben; in allen bedeuten-
den Städten Europa’s hat er ſie ausgeübt. Aber
auch die Aerzte haßt er, wie die Peſt. Einſt war
ich ſchwer krank, und lag im Fieberſchlummer auf
dem Lager. Manaſſe ſaß weinend an meinem Bett,
und glaubte meinen Geiſt vom Fieber oder vom
Schlafe befangen. Dem war aber nicht ſo, ich
hörte Alles, was er vor ſich hinlispelte. Er ver-
wünſchte die Natur, wenn ſie mich tödtete, das
Auge ſeines Lebens. Kein Menſch kann einen Puls-
ſchlag ſchaffen, nur die Frechheit behauptet’s, murrte
er vor ſich hin, rette ihn Zufall oder Jehovah,
rette ihn, wer am mächtigſten iſt. Dann brach
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