Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Hausthür war gebrochen, der Schwarm
stürzte die Treppe herauf, ein Schuß fuhr durch die
Thür und man hörte ihn noch durch die gegenüber-
stehende Thür des Saales dringen. Die gewaltige
Wucht von mehreren Kolben flog an das Schloß,
und stöhnend sprang es auf. Der Graf hatte sich in
die Schußlinie rücken lassen, die drei übrigen Schützen
standen neben und hinter ihm, nur zwei Schritt
seitwärts saß die alte Gräfin; umsonst schrie ihr
Sohn, umsonst zerrte Hedwig, sie saß noch unbe-
weglich, als man die gierigen Augen der Feinde
erblickte. Vier Schüsse drängten sich von innen
mit tödtlicher Hast durch die enge Pforte, die Vor-
dersten stürzten, und Coelestin harrte mit gespannter
Pistol an der Mauer neben der Thür, um den
ersten Eintretenden niederzustrecken. Eine augen-
blickliche Pause trat ein; Valerius glaubte während
der letzten Salve ein Geräusch hinter sich gehört zu
haben, er warf einen schnellen Blick herum, eine
breite Gestalt stand hinter ihm, die Balkonthür lag
an der Erde, von allen Seiten hörte man jenes
schrillende Pfeifen, "der Schmied von Wavre,"
schrie Alles durcheinander.



Die Hausthür war gebrochen, der Schwarm
ſtürzte die Treppe herauf, ein Schuß fuhr durch die
Thür und man hörte ihn noch durch die gegenüber-
ſtehende Thür des Saales dringen. Die gewaltige
Wucht von mehreren Kolben flog an das Schloß,
und ſtöhnend ſprang es auf. Der Graf hatte ſich in
die Schußlinie rücken laſſen, die drei übrigen Schützen
ſtanden neben und hinter ihm, nur zwei Schritt
ſeitwärts ſaß die alte Gräfin; umſonſt ſchrie ihr
Sohn, umſonſt zerrte Hedwig, ſie ſaß noch unbe-
weglich, als man die gierigen Augen der Feinde
erblickte. Vier Schüſſe drängten ſich von innen
mit tödtlicher Haſt durch die enge Pforte, die Vor-
derſten ſtürzten, und Coeleſtin harrte mit geſpannter
Piſtol an der Mauer neben der Thür, um den
erſten Eintretenden niederzuſtrecken. Eine augen-
blickliche Pauſe trat ein; Valerius glaubte während
der letzten Salve ein Geräuſch hinter ſich gehört zu
haben, er warf einen ſchnellen Blick herum, eine
breite Geſtalt ſtand hinter ihm, die Balkonthür lag
an der Erde, von allen Seiten hörte man jenes
ſchrillende Pfeifen, „der Schmied von Wavre,“
ſchrie Alles durcheinander.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0099" n="89"/>
          <p>Die Hausthür war gebrochen, der Schwarm<lb/>
&#x017F;türzte die Treppe herauf, ein Schuß fuhr durch die<lb/>
Thür und man hörte ihn noch durch die gegenüber-<lb/>
&#x017F;tehende Thür des Saales dringen. Die gewaltige<lb/>
Wucht von mehreren Kolben flog an das Schloß,<lb/>
und &#x017F;töhnend &#x017F;prang es auf. Der Graf hatte &#x017F;ich in<lb/>
die Schußlinie rücken la&#x017F;&#x017F;en, die drei übrigen Schützen<lb/>
&#x017F;tanden neben und hinter ihm, nur zwei Schritt<lb/>
&#x017F;eitwärts &#x017F;aß die alte Gräfin; um&#x017F;on&#x017F;t &#x017F;chrie ihr<lb/>
Sohn, um&#x017F;on&#x017F;t zerrte Hedwig, &#x017F;ie &#x017F;aß noch unbe-<lb/>
weglich, als man die gierigen Augen der Feinde<lb/>
erblickte. Vier Schü&#x017F;&#x017F;e drängten &#x017F;ich von innen<lb/>
mit tödtlicher Ha&#x017F;t durch die enge Pforte, die Vor-<lb/>
der&#x017F;ten &#x017F;türzten, und Coele&#x017F;tin harrte mit ge&#x017F;pannter<lb/>
Pi&#x017F;tol an der Mauer neben der Thür, um den<lb/>
er&#x017F;ten Eintretenden niederzu&#x017F;trecken. Eine augen-<lb/>
blickliche Pau&#x017F;e trat ein; Valerius glaubte während<lb/>
der letzten Salve ein Geräu&#x017F;ch hinter &#x017F;ich gehört zu<lb/>
haben, er warf einen &#x017F;chnellen Blick herum, eine<lb/>
breite Ge&#x017F;talt &#x017F;tand hinter ihm, die Balkonthür lag<lb/>
an der Erde, von allen Seiten hörte man jenes<lb/>
&#x017F;chrillende Pfeifen, &#x201E;der Schmied von Wavre,&#x201C;<lb/>
&#x017F;chrie Alles durcheinander.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0099] Die Hausthür war gebrochen, der Schwarm ſtürzte die Treppe herauf, ein Schuß fuhr durch die Thür und man hörte ihn noch durch die gegenüber- ſtehende Thür des Saales dringen. Die gewaltige Wucht von mehreren Kolben flog an das Schloß, und ſtöhnend ſprang es auf. Der Graf hatte ſich in die Schußlinie rücken laſſen, die drei übrigen Schützen ſtanden neben und hinter ihm, nur zwei Schritt ſeitwärts ſaß die alte Gräfin; umſonſt ſchrie ihr Sohn, umſonſt zerrte Hedwig, ſie ſaß noch unbe- weglich, als man die gierigen Augen der Feinde erblickte. Vier Schüſſe drängten ſich von innen mit tödtlicher Haſt durch die enge Pforte, die Vor- derſten ſtürzten, und Coeleſtin harrte mit geſpannter Piſtol an der Mauer neben der Thür, um den erſten Eintretenden niederzuſtrecken. Eine augen- blickliche Pauſe trat ein; Valerius glaubte während der letzten Salve ein Geräuſch hinter ſich gehört zu haben, er warf einen ſchnellen Blick herum, eine breite Geſtalt ſtand hinter ihm, die Balkonthür lag an der Erde, von allen Seiten hörte man jenes ſchrillende Pfeifen, „der Schmied von Wavre,“ ſchrie Alles durcheinander.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/99
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/99>, abgerufen am 04.12.2024.