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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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Chuschir genannt wird, fügt Pferdemilch und Butter
hinzu, der Lama der Jurte giebt den Theesegen, und
man genießt heiß, siedend heiß. Der höfliche Mon-
gole fordert Dich auf zu trinken, und Du thust
wohl daran, denn auch nach warmen Tagen sind
die Nächte eiskalt.



Eine innere Welt gab's nicht für mich, vielleicht
gebrauchte ich solch ein vegetatives todtes Leben, da-
mit Seele und Geist sich von den Schlägen erhole.
Jch suchte für nichts einen Zusammenhang, weil
mich aller Zusammenhang so arg getäuscht hatte, so
habe ich denn auch nur Einzelnes gesehen, denn
die Umgebung hat niemals mehr, als wir aufneh-
men. -- Wir reis'ten mit solchen Filzjurten, die
wir des Nachts aufschlugen, der Weg ging durch
Steppen, ich erinnere mich eines trägen, öden Ge-
dankens, der damals in mir herumklapperte: die
Welt ist lang, sehr lang. Dann kamen Hügel und
am Abhange eines solchen plötzlich eine Stadt mit
Kirchthürmen und Kuppeln, wie ich sie nie gesehn.
Sie gehörten zu einem Fohitempel, und die Stadt
hieß Kiachta. Gott ist überall, und die Menschen

Chuſchir genannt wird, fügt Pferdemilch und Butter
hinzu, der Lama der Jurte giebt den Theeſegen, und
man genießt heiß, ſiedend heiß. Der höfliche Mon-
gole fordert Dich auf zu trinken, und Du thuſt
wohl daran, denn auch nach warmen Tagen ſind
die Nächte eiskalt.



Eine innere Welt gab’s nicht für mich, vielleicht
gebrauchte ich ſolch ein vegetatives todtes Leben, da-
mit Seele und Geiſt ſich von den Schlägen erhole.
Jch ſuchte für nichts einen Zuſammenhang, weil
mich aller Zuſammenhang ſo arg getäuſcht hatte, ſo
habe ich denn auch nur Einzelnes geſehen, denn
die Umgebung hat niemals mehr, als wir aufneh-
men. — Wir reiſ’ten mit ſolchen Filzjurten, die
wir des Nachts aufſchlugen, der Weg ging durch
Steppen, ich erinnere mich eines trägen, öden Ge-
dankens, der damals in mir herumklapperte: die
Welt iſt lang, ſehr lang. Dann kamen Hügel und
am Abhange eines ſolchen plötzlich eine Stadt mit
Kirchthürmen und Kuppeln, wie ich ſie nie geſehn.
Sie gehörten zu einem Fohitempel, und die Stadt
hieß Kiachta. Gott iſt überall, und die Menſchen

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[100/0108] Chuſchir genannt wird, fügt Pferdemilch und Butter hinzu, der Lama der Jurte giebt den Theeſegen, und man genießt heiß, ſiedend heiß. Der höfliche Mon- gole fordert Dich auf zu trinken, und Du thuſt wohl daran, denn auch nach warmen Tagen ſind die Nächte eiskalt. Eine innere Welt gab’s nicht für mich, vielleicht gebrauchte ich ſolch ein vegetatives todtes Leben, da- mit Seele und Geiſt ſich von den Schlägen erhole. Jch ſuchte für nichts einen Zuſammenhang, weil mich aller Zuſammenhang ſo arg getäuſcht hatte, ſo habe ich denn auch nur Einzelnes geſehen, denn die Umgebung hat niemals mehr, als wir aufneh- men. — Wir reiſ’ten mit ſolchen Filzjurten, die wir des Nachts aufſchlugen, der Weg ging durch Steppen, ich erinnere mich eines trägen, öden Ge- dankens, der damals in mir herumklapperte: die Welt iſt lang, ſehr lang. Dann kamen Hügel und am Abhange eines ſolchen plötzlich eine Stadt mit Kirchthürmen und Kuppeln, wie ich ſie nie geſehn. Sie gehörten zu einem Fohitempel, und die Stadt hieß Kiachta. Gott iſt überall, und die Menſchen

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/108>, abgerufen am 24.11.2024.