Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.Sollt' ich die Welt je wiedersehn, Dein Aug' je wieder erblicken, Ach Gott, ich will den Blumen und Dir Verzeihung blicken und nicken. Es ward anders. Sonntag des Nachmittags Sollt’ ich die Welt je wiederſehn, Dein Aug’ je wieder erblicken, Ach Gott, ich will den Blumen und Dir Verzeihung blicken und nicken. Es ward anders. Sonntag des Nachmittags <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0120" n="112"/> <lg n="3"> <l>Sollt’ ich die Welt je wiederſehn,</l><lb/> <l>Dein Aug’ je wieder erblicken,</l><lb/> <l>Ach Gott, ich will den Blumen und Dir</l><lb/> <l>Verzeihung blicken und nicken.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Es ward anders. Sonntag des Nachmittags<lb/> nahm ich Abſchied von meinem Gefängniſſe, und<lb/> ſo wie man, wie geſagt, auch unter den Dürftigen<lb/> Reiche und Arme findet, ſo hoffte auch ich von einer<lb/> Veränderung des Orts und der Verhältniſſe. Jch<lb/> ſetzte mich zu meinem Jnquirenten in den Wagen;<lb/> auf meiner Seite war er zugeſchloſſen, zur andern<lb/> hinaus aber ſah ich die Straßen, und die Spazier-<lb/> gänger, welche ſonntäglich geputzt dahin eilten zu<lb/> ihrer Luſt und Erholung. Das ſchneidet tief in’s<lb/> Herz: biſt Du ſchlechter als dieſe Maſſe gewöhn-<lb/> licher Leute? Sie dürfen Sonne und Freiheit koſten,<lb/> und Du ſiehſt ſeit langer Zeit Beides zum erſten<lb/> Male wieder, und nur von weitem, und nur, um<lb/> für lange, lange Zeit davon Abſchied zu nehmen,<lb/> vielleicht für immer. — Der Abend dieſes Tages<lb/> fand mich in einem ſehr kleinen und faſt ganz<lb/> dunklen Gefängniſſe, der Verzweiflung Vorbote, die<lb/> Troſtloſigkeit lag mit mir auf dem harten Lager:<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112/0120]
Sollt’ ich die Welt je wiederſehn,
Dein Aug’ je wieder erblicken,
Ach Gott, ich will den Blumen und Dir
Verzeihung blicken und nicken.
Es ward anders. Sonntag des Nachmittags
nahm ich Abſchied von meinem Gefängniſſe, und
ſo wie man, wie geſagt, auch unter den Dürftigen
Reiche und Arme findet, ſo hoffte auch ich von einer
Veränderung des Orts und der Verhältniſſe. Jch
ſetzte mich zu meinem Jnquirenten in den Wagen;
auf meiner Seite war er zugeſchloſſen, zur andern
hinaus aber ſah ich die Straßen, und die Spazier-
gänger, welche ſonntäglich geputzt dahin eilten zu
ihrer Luſt und Erholung. Das ſchneidet tief in’s
Herz: biſt Du ſchlechter als dieſe Maſſe gewöhn-
licher Leute? Sie dürfen Sonne und Freiheit koſten,
und Du ſiehſt ſeit langer Zeit Beides zum erſten
Male wieder, und nur von weitem, und nur, um
für lange, lange Zeit davon Abſchied zu nehmen,
vielleicht für immer. — Der Abend dieſes Tages
fand mich in einem ſehr kleinen und faſt ganz
dunklen Gefängniſſe, der Verzweiflung Vorbote, die
Troſtloſigkeit lag mit mir auf dem harten Lager:
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