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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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nun zwar nichts, aber ich schreibe jetzt alle weißen
Plätzchen voll, welche die Ränder des Gedruckten
bilden, und die Titel- und Schlußblätter bieten
hoffnungsreichen Raum. Die Freude war groß,
und es ereignete sich noch Größeres. Als ich heut
Morgen noch im Bette lag, um den Vormittag
kürzer zu machen, höre ich hinter der Wand neben
mir Geräusch und Stimmen. Jch unterscheide, daß
ein Gefangener neben mir eingebracht wird, ich sehe
die Hoffnung deutlich zu mir herantreten, daß eine
Verbindung, vielleicht gar ein Gespräch möglich zu
machen ist, der Verkehr mit einem Menschen tritt
mir nahe, ich bin außer mir. Um nichts zu über-
eilen, ließ ich mehrere Stunden vergehn. Alles ist
still und todt wie sonst, ich klopfe leise an die
Wand, und erschrecke selbst vor diesem signalartigen
Geräusche -- Alles bleibt still; ich fasse mir ein
Herz, und da die Wache auf dem Korridor gerade
abwärts schreitet, klopfe ich stärker -- Alles bleibt
still, leise, ganz leise, wie aus weiter Ferne hör'
ich Erwiderung des Klopfens. Vorsichtig, langsam
gesteigert setzen wir die Versuche fort, bis wir den
Winkel, in welchem mein Bett steht, als den leich-

nun zwar nichts, aber ich ſchreibe jetzt alle weißen
Plätzchen voll, welche die Ränder des Gedruckten
bilden, und die Titel- und Schlußblätter bieten
hoffnungsreichen Raum. Die Freude war groß,
und es ereignete ſich noch Größeres. Als ich heut
Morgen noch im Bette lag, um den Vormittag
kürzer zu machen, höre ich hinter der Wand neben
mir Geräuſch und Stimmen. Jch unterſcheide, daß
ein Gefangener neben mir eingebracht wird, ich ſehe
die Hoffnung deutlich zu mir herantreten, daß eine
Verbindung, vielleicht gar ein Geſpräch möglich zu
machen iſt, der Verkehr mit einem Menſchen tritt
mir nahe, ich bin außer mir. Um nichts zu über-
eilen, ließ ich mehrere Stunden vergehn. Alles iſt
ſtill und todt wie ſonſt, ich klopfe leiſe an die
Wand, und erſchrecke ſelbſt vor dieſem ſignalartigen
Geräuſche — Alles bleibt ſtill; ich faſſe mir ein
Herz, und da die Wache auf dem Korridor gerade
abwärts ſchreitet, klopfe ich ſtärker — Alles bleibt
ſtill, leiſe, ganz leiſe, wie aus weiter Ferne hör’
ich Erwiderung des Klopfens. Vorſichtig, langſam
geſteigert ſetzen wir die Verſuche fort, bis wir den
Winkel, in welchem mein Bett ſteht, als den leich-

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[143/0151] nun zwar nichts, aber ich ſchreibe jetzt alle weißen Plätzchen voll, welche die Ränder des Gedruckten bilden, und die Titel- und Schlußblätter bieten hoffnungsreichen Raum. Die Freude war groß, und es ereignete ſich noch Größeres. Als ich heut Morgen noch im Bette lag, um den Vormittag kürzer zu machen, höre ich hinter der Wand neben mir Geräuſch und Stimmen. Jch unterſcheide, daß ein Gefangener neben mir eingebracht wird, ich ſehe die Hoffnung deutlich zu mir herantreten, daß eine Verbindung, vielleicht gar ein Geſpräch möglich zu machen iſt, der Verkehr mit einem Menſchen tritt mir nahe, ich bin außer mir. Um nichts zu über- eilen, ließ ich mehrere Stunden vergehn. Alles iſt ſtill und todt wie ſonſt, ich klopfe leiſe an die Wand, und erſchrecke ſelbſt vor dieſem ſignalartigen Geräuſche — Alles bleibt ſtill; ich faſſe mir ein Herz, und da die Wache auf dem Korridor gerade abwärts ſchreitet, klopfe ich ſtärker — Alles bleibt ſtill, leiſe, ganz leiſe, wie aus weiter Ferne hör’ ich Erwiderung des Klopfens. Vorſichtig, langſam geſteigert ſetzen wir die Verſuche fort, bis wir den Winkel, in welchem mein Bett ſteht, als den leich-

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/151>, abgerufen am 24.11.2024.