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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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zum Verkauf haltend, friert sehr, und blickt mit
ihren wunderbar schönen Augen rührend zu Ma-
dame Joao auf. Diese fühlt sich im Jnnersten
betroffen von dem rührenden Blicke, läßt das Kind
in den Wagen heben, wärmt es, findet ein fein
gebautes, reizendes Geschöpf, fragt nach Vater und
Mutter desselben, fährt dahin, läßt sich das Kind
abtreten und verspricht den Eltern dafür eine jähr-
liche Unterstützung. Das Mädchen heißt Maria,
und nimmt sich in den neuen Kleidern wie ein
Engel aus; die wunderbaren Augen, unschuldig,
lieb, bittend, wie man sie bei Gemsen findet, üben
den gewinnendsten Zauber auf alle Welt. Haut,
Farbe, Formen sind von zartester Feinheit, die
Sprache ist weich, das Verständniß zeigt sich sehr
empfänglich, das Gefühl überaus fein und tief,
die kleinste Erregung desselben gießt eine schöne
Röthe über das sonst ein wenig blasse Gesichtchen.

Madame Joao ist sehr glücklich in dem neuen
Besitze, es vergehen ein Paar Jahre, sie läßt Ma-
rien sorgfältig unterrichten, diese lernt Alles mit
Leichtigkeit und gedeiht auf's beste. Madame Joao,
eine reiche, unabhängige Wittwe in den besten Jah-

zum Verkauf haltend, friert ſehr, und blickt mit
ihren wunderbar ſchoͤnen Augen ruͤhrend zu Ma-
dame Joao auf. Dieſe fuͤhlt ſich im Jnnerſten
betroffen von dem ruͤhrenden Blicke, laͤßt das Kind
in den Wagen heben, waͤrmt es, findet ein fein
gebautes, reizendes Geſchoͤpf, fragt nach Vater und
Mutter deſſelben, faͤhrt dahin, laͤßt ſich das Kind
abtreten und verſpricht den Eltern dafuͤr eine jaͤhr-
liche Unterſtuͤtzung. Das Maͤdchen heißt Maria,
und nimmt ſich in den neuen Kleidern wie ein
Engel aus; die wunderbaren Augen, unſchuldig,
lieb, bittend, wie man ſie bei Gemſen findet, uͤben
den gewinnendſten Zauber auf alle Welt. Haut,
Farbe, Formen ſind von zarteſter Feinheit, die
Sprache iſt weich, das Verſtaͤndniß zeigt ſich ſehr
empfaͤnglich, das Gefuͤhl uͤberaus fein und tief,
die kleinſte Erregung deſſelben gießt eine ſchoͤne
Roͤthe uͤber das ſonſt ein wenig blaſſe Geſichtchen.

Madame Joao iſt ſehr gluͤcklich in dem neuen
Beſitze, es vergehen ein Paar Jahre, ſie laͤßt Ma-
rien ſorgfaͤltig unterrichten, dieſe lernt Alles mit
Leichtigkeit und gedeiht auf’s beſte. Madame Joao,
eine reiche, unabhaͤngige Wittwe in den beſten Jah-

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[189/0197] zum Verkauf haltend, friert ſehr, und blickt mit ihren wunderbar ſchoͤnen Augen ruͤhrend zu Ma- dame Joao auf. Dieſe fuͤhlt ſich im Jnnerſten betroffen von dem ruͤhrenden Blicke, laͤßt das Kind in den Wagen heben, waͤrmt es, findet ein fein gebautes, reizendes Geſchoͤpf, fragt nach Vater und Mutter deſſelben, faͤhrt dahin, laͤßt ſich das Kind abtreten und verſpricht den Eltern dafuͤr eine jaͤhr- liche Unterſtuͤtzung. Das Maͤdchen heißt Maria, und nimmt ſich in den neuen Kleidern wie ein Engel aus; die wunderbaren Augen, unſchuldig, lieb, bittend, wie man ſie bei Gemſen findet, uͤben den gewinnendſten Zauber auf alle Welt. Haut, Farbe, Formen ſind von zarteſter Feinheit, die Sprache iſt weich, das Verſtaͤndniß zeigt ſich ſehr empfaͤnglich, das Gefuͤhl uͤberaus fein und tief, die kleinſte Erregung deſſelben gießt eine ſchoͤne Roͤthe uͤber das ſonſt ein wenig blaſſe Geſichtchen. Madame Joao iſt ſehr gluͤcklich in dem neuen Beſitze, es vergehen ein Paar Jahre, ſie laͤßt Ma- rien ſorgfaͤltig unterrichten, dieſe lernt Alles mit Leichtigkeit und gedeiht auf’s beſte. Madame Joao, eine reiche, unabhaͤngige Wittwe in den beſten Jah-

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/197>, abgerufen am 28.11.2024.