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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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liche Dienerschaft eilte bestürzt herbei, und entschul-
digte das Ausbleiben des Wagens mit erhalt'nem
Befehle -- sie zog den Mantel fest um die Schul-
tern, wendete sich lächelnd zu mir: Jch danke sehr,
Monsieur, für Jhre Artigkeit, grüßen Sie Mar-
garita und schlafen Sie wohl!

Du siehst, mein Leben geht zu Ende, und ich
habe alle Ursache, desperat zu sein. Jch kenne keine
andere Existenz, als eine vom Glück getragene, vom
Genuß beschwingte, darauf ist mein Leben gestellt.
Was wollt Jhr von mir, wenn Jhr von Treulosig-
keit redet! so lange mein Herz treu ist, bin ich es
auch, Desdemonen wäre ich's vielleicht für immer
gewesen, Julien sicher -- es hat sich anders gefügt,
soll ich die Treue lernen? Jch bin zu alt und zu
wild für die Schule, ich kann sterben aber nicht
darben. Und dies flatterhafte Paris will mich höhnen
-- ich kann Nero begreifen, wie er einer Regung
zu Dienst eine ganze Stadt anzünden läßt. Jch
hatte keine Zeit, den Kleinen noch einmal in St.
Pelagie zu besuchen, Jeder muß selbst sehn, wie
er sich hilft, die Welt ist ein Kampf. Der Junge
wird auch langweilig, er hat sich theosophisches Zeug

liche Dienerſchaft eilte beſtuͤrzt herbei, und entſchul-
digte das Ausbleiben des Wagens mit erhalt’nem
Befehle — ſie zog den Mantel feſt um die Schul-
tern, wendete ſich laͤchelnd zu mir: Jch danke ſehr,
Monſieur, fuͤr Jhre Artigkeit, gruͤßen Sie Mar-
garita und ſchlafen Sie wohl!

Du ſiehſt, mein Leben geht zu Ende, und ich
habe alle Urſache, deſperat zu ſein. Jch kenne keine
andere Exiſtenz, als eine vom Gluͤck getragene, vom
Genuß beſchwingte, darauf iſt mein Leben geſtellt.
Was wollt Jhr von mir, wenn Jhr von Treuloſig-
keit redet! ſo lange mein Herz treu iſt, bin ich es
auch, Desdemonen waͤre ich’s vielleicht fuͤr immer
geweſen, Julien ſicher — es hat ſich anders gefuͤgt,
ſoll ich die Treue lernen? Jch bin zu alt und zu
wild fuͤr die Schule, ich kann ſterben aber nicht
darben. Und dies flatterhafte Paris will mich hoͤhnen
— ich kann Nero begreifen, wie er einer Regung
zu Dienſt eine ganze Stadt anzuͤnden laͤßt. Jch
hatte keine Zeit, den Kleinen noch einmal in St.
Pélagie zu beſuchen, Jeder muß ſelbſt ſehn, wie
er ſich hilft, die Welt iſt ein Kampf. Der Junge
wird auch langweilig, er hat ſich theoſophiſches Zeug

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[203/0211] liche Dienerſchaft eilte beſtuͤrzt herbei, und entſchul- digte das Ausbleiben des Wagens mit erhalt’nem Befehle — ſie zog den Mantel feſt um die Schul- tern, wendete ſich laͤchelnd zu mir: Jch danke ſehr, Monſieur, fuͤr Jhre Artigkeit, gruͤßen Sie Mar- garita und ſchlafen Sie wohl! Du ſiehſt, mein Leben geht zu Ende, und ich habe alle Urſache, deſperat zu ſein. Jch kenne keine andere Exiſtenz, als eine vom Gluͤck getragene, vom Genuß beſchwingte, darauf iſt mein Leben geſtellt. Was wollt Jhr von mir, wenn Jhr von Treuloſig- keit redet! ſo lange mein Herz treu iſt, bin ich es auch, Desdemonen waͤre ich’s vielleicht fuͤr immer geweſen, Julien ſicher — es hat ſich anders gefuͤgt, ſoll ich die Treue lernen? Jch bin zu alt und zu wild fuͤr die Schule, ich kann ſterben aber nicht darben. Und dies flatterhafte Paris will mich hoͤhnen — ich kann Nero begreifen, wie er einer Regung zu Dienſt eine ganze Stadt anzuͤnden laͤßt. Jch hatte keine Zeit, den Kleinen noch einmal in St. Pélagie zu beſuchen, Jeder muß ſelbſt ſehn, wie er ſich hilft, die Welt iſt ein Kampf. Der Junge wird auch langweilig, er hat ſich theoſophiſches Zeug

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/211>, abgerufen am 26.11.2024.