telt die Personen, welche durch Lüge mit dem Jn- stitute Frevel treiben, schützet diejenigen, welche von der Unwahrheit einer Verbindung gefesselt und zer- trümmert werden, kämpft gegen und für die Ver- ehelichten, haltet die Thür der Erfindung offen, doch vermengt damit nicht die Ehe selbst.
Aber, ist Dein Verhältniß zum Weibe etwas anderes als ein Krieg, ein Raubzug? Soll ihn das Weib gut heißen, kann ihn der Mann loben? Du willst vom Weibe nur die Lust; das Weib kann aber auch ein Herz geben, eine Ewigkeit darin, und dergleichen willst Du nicht, weil Du's nicht brauchen kannst; Du vernichtest also das Weib.
Fahre wohl! Der Schrecken wird Dich ereilen in der freien Welt Amerika's. Dort ist die Frei- heit ein Rechenexempel, und ein schlimmeres als das, um deßwillen Du Europa fliehst. Jn einer durchwirkten alten Welt sind die Zahlen, dieser un- poetische Behelf, abgestumpft, und die Mannigfal- tigkeit entschädigt für einzelnes Mißfällige -- dort drüben in der amerikanischen Anfänglichkeit stehen sie noch nackt und einzeln da wie ein Pfahlwerk, was die Zeit überkleiden soll, und an diesem Pfahl-
telt die Perſonen, welche durch Lüge mit dem Jn- ſtitute Frevel treiben, ſchützet diejenigen, welche von der Unwahrheit einer Verbindung gefeſſelt und zer- trümmert werden, kämpft gegen und für die Ver- ehelichten, haltet die Thür der Erfindung offen, doch vermengt damit nicht die Ehe ſelbſt.
Aber, iſt Dein Verhältniß zum Weibe etwas anderes als ein Krieg, ein Raubzug? Soll ihn das Weib gut heißen, kann ihn der Mann loben? Du willſt vom Weibe nur die Luſt; das Weib kann aber auch ein Herz geben, eine Ewigkeit darin, und dergleichen willſt Du nicht, weil Du’s nicht brauchen kannſt; Du vernichteſt alſo das Weib.
Fahre wohl! Der Schrecken wird Dich ereilen in der freien Welt Amerika’s. Dort iſt die Frei- heit ein Rechenexempel, und ein ſchlimmeres als das, um deßwillen Du Europa fliehſt. Jn einer durchwirkten alten Welt ſind die Zahlen, dieſer un- poetiſche Behelf, abgeſtumpft, und die Mannigfal- tigkeit entſchädigt für einzelnes Mißfällige — dort drüben in der amerikaniſchen Anfänglichkeit ſtehen ſie noch nackt und einzeln da wie ein Pfahlwerk, was die Zeit überkleiden ſoll, und an dieſem Pfahl-
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telt die Perſonen, welche durch Lüge mit dem Jn-
ſtitute Frevel treiben, ſchützet diejenigen, welche von
der Unwahrheit einer Verbindung gefeſſelt und zer-
trümmert werden, kämpft gegen und für die Ver-
ehelichten, haltet die Thür der Erfindung offen, doch
vermengt damit nicht die Ehe ſelbſt.
Aber, iſt Dein Verhältniß zum Weibe etwas
anderes als ein Krieg, ein Raubzug? Soll ihn
das Weib gut heißen, kann ihn der Mann loben?
Du willſt vom Weibe nur die Luſt; das Weib kann
aber auch ein Herz geben, eine Ewigkeit darin, und
dergleichen willſt Du nicht, weil Du’s nicht brauchen
kannſt; Du vernichteſt alſo das Weib.
Fahre wohl! Der Schrecken wird Dich ereilen
in der freien Welt Amerika’s. Dort iſt die Frei-
heit ein Rechenexempel, und ein ſchlimmeres als
das, um deßwillen Du Europa fliehſt. Jn einer
durchwirkten alten Welt ſind die Zahlen, dieſer un-
poetiſche Behelf, abgeſtumpft, und die Mannigfal-
tigkeit entſchädigt für einzelnes Mißfällige — dort
drüben in der amerikaniſchen Anfänglichkeit ſtehen
ſie noch nackt und einzeln da wie ein Pfahlwerk,
was die Zeit überkleiden ſoll, und an dieſem Pfahl-
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/259>, abgerufen am 22.11.2024.
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