ich zugehängt, um nicht zu sehen, wie ich vor wir selbst erröthe."
"Der Kerl, welcher mir die Stiefel putzt, ein plumper, einfältiger Kerl, will behandelt sein, wie ein Seigneur -- wohl hattest Du Recht, Valerius, die gleiche Berechtigung haben sie verleumdet, in- dem sie die Gleichheit daraus machten. Und diese Schwarzen! O frecher Frevel mit der Freiheit! Als wenn die Bediente Europa's sich Geld gespart und sich einen Staat errichtet hätten! Was nicht auch Bediente gewesen ist, heißt Aristokrat, wessen Antlitz anders gefärbt ist, der heißt Hund, wird mit Füßen getreten, zertreten. Alle Prosa Euro- pa's ist hier zur Herrschaft gediehen; ich ersticke hier."
"Keine Geschichte, keine freie Wissenschaft, keine freie Kunst! Freier Handel ist die ganze Freiheit, ein Gott von Pappe, in allerlei kleinen Buchbin- derausgaben, ein Gott, dem man keinen Geschmack
ich zugehängt, um nicht zu ſehen, wie ich vor wir ſelbſt erröthe.“
„Der Kerl, welcher mir die Stiefel putzt, ein plumper, einfältiger Kerl, will behandelt ſein, wie ein Seigneur — wohl hatteſt Du Recht, Valerius, die gleiche Berechtigung haben ſie verleumdet, in- dem ſie die Gleichheit daraus machten. Und dieſe Schwarzen! O frecher Frevel mit der Freiheit! Als wenn die Bediente Europa’s ſich Geld geſpart und ſich einen Staat errichtet hätten! Was nicht auch Bediente geweſen iſt, heißt Ariſtokrat, weſſen Antlitz anders gefärbt iſt, der heißt Hund, wird mit Füßen getreten, zertreten. Alle Proſa Euro- pa’s iſt hier zur Herrſchaft gediehen; ich erſticke hier.“
„Keine Geſchichte, keine freie Wiſſenſchaft, keine freie Kunſt! Freier Handel iſt die ganze Freiheit, ein Gott von Pappe, in allerlei kleinen Buchbin- derausgaben, ein Gott, dem man keinen Geſchmack
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0292"n="284"/>
ich zugehängt, um nicht zu ſehen, wie ich vor wir<lb/>ſelbſt erröthe.“</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>„Der Kerl, welcher mir die Stiefel putzt, ein<lb/>
plumper, einfältiger Kerl, will behandelt ſein, wie<lb/>
ein Seigneur — wohl hatteſt Du Recht, Valerius,<lb/>
die gleiche Berechtigung haben ſie verleumdet, in-<lb/>
dem ſie die Gleichheit daraus machten. Und dieſe<lb/>
Schwarzen! O frecher Frevel mit der Freiheit!<lb/>
Als wenn die Bediente Europa’s ſich Geld geſpart<lb/>
und ſich einen Staat errichtet hätten! Was nicht<lb/>
auch Bediente geweſen iſt, heißt Ariſtokrat, weſſen<lb/>
Antlitz anders gefärbt iſt, der heißt Hund, wird<lb/>
mit Füßen getreten, zertreten. Alle Proſa Euro-<lb/>
pa’s iſt hier zur Herrſchaft gediehen; ich erſticke<lb/>
hier.“</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>„Keine Geſchichte, keine freie Wiſſenſchaft, keine<lb/>
freie Kunſt! Freier Handel iſt die ganze Freiheit,<lb/>
ein Gott von Pappe, in allerlei kleinen Buchbin-<lb/>
derausgaben, ein Gott, dem man keinen Geſchmack<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[284/0292]
ich zugehängt, um nicht zu ſehen, wie ich vor wir
ſelbſt erröthe.“
„Der Kerl, welcher mir die Stiefel putzt, ein
plumper, einfältiger Kerl, will behandelt ſein, wie
ein Seigneur — wohl hatteſt Du Recht, Valerius,
die gleiche Berechtigung haben ſie verleumdet, in-
dem ſie die Gleichheit daraus machten. Und dieſe
Schwarzen! O frecher Frevel mit der Freiheit!
Als wenn die Bediente Europa’s ſich Geld geſpart
und ſich einen Staat errichtet hätten! Was nicht
auch Bediente geweſen iſt, heißt Ariſtokrat, weſſen
Antlitz anders gefärbt iſt, der heißt Hund, wird
mit Füßen getreten, zertreten. Alle Proſa Euro-
pa’s iſt hier zur Herrſchaft gediehen; ich erſticke
hier.“
„Keine Geſchichte, keine freie Wiſſenſchaft, keine
freie Kunſt! Freier Handel iſt die ganze Freiheit,
ein Gott von Pappe, in allerlei kleinen Buchbin-
derausgaben, ein Gott, dem man keinen Geſchmack
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/292>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.