vor Augen bekomme, steht er, ich jag' gegen ihn los, er streckt mir ein Pistol entgegen und sagt athemlos, was weiß ich! denn ich beachtete es nicht und griff darnach, der Schuß blitzt und knallt vor meinem Gesicht, ich fühle einen Ruck im Arme, seine Kehle ruht aber bereits in meiner andern Hand. Wir waren an eine kleine, abgelegene Strandhöhe gerathen, seitab vom Hafen, das Meer rauschte einen Schritt hinter meinem Feinde -- "Sag' im Augenblicke, wo ist Margarita, oder ich schleudre dich in's Meer!" damit hielt ich ihn bereits halb übergebeugt nach hinten. Er röchelt und winkte, wie bereitwillig, mit dem Kopfe, meine Faust ließ kein Sprechen zu, ich lüftete sie ein wenig, und er bekannte eiligst das Verlangte. Jn diesem Augen- blicke fühlte ich mich von hinten ergriffen, mein rasches Gegenwirken warf Tallon in's Meer, der neue Gegner war Giacomo, ein Schuft, der mich also immer betrogen hatte. Der, wie ich später bemerkte, getroffene, linke Arm versagte mir seinen Dienst, und ich hatte auf Tod und Leben zu ringen, damit ich mich des geschmeidigen Burschen erwehrte, ihn auf die Meerseite drängen und hinabdrücken
vor Augen bekomme, ſteht er, ich jag’ gegen ihn los, er ſtreckt mir ein Piſtol entgegen und ſagt athemlos, was weiß ich! denn ich beachtete es nicht und griff darnach, der Schuß blitzt und knallt vor meinem Geſicht, ich fühle einen Ruck im Arme, ſeine Kehle ruht aber bereits in meiner andern Hand. Wir waren an eine kleine, abgelegene Strandhöhe gerathen, ſeitab vom Hafen, das Meer rauſchte einen Schritt hinter meinem Feinde — „Sag’ im Augenblicke, wo iſt Margarita, oder ich ſchleudre dich in’s Meer!“ damit hielt ich ihn bereits halb übergebeugt nach hinten. Er röchelt und winkte, wie bereitwillig, mit dem Kopfe, meine Fauſt ließ kein Sprechen zu, ich lüftete ſie ein wenig, und er bekannte eiligſt das Verlangte. Jn dieſem Augen- blicke fühlte ich mich von hinten ergriffen, mein raſches Gegenwirken warf Tallon in’s Meer, der neue Gegner war Giacomo, ein Schuft, der mich alſo immer betrogen hatte. Der, wie ich ſpäter bemerkte, getroffene, linke Arm verſagte mir ſeinen Dienſt, und ich hatte auf Tod und Leben zu ringen, damit ich mich des geſchmeidigen Burſchen erwehrte, ihn auf die Meerſeite drängen und hinabdrücken
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0069"n="61"/>
vor Augen bekomme, ſteht er, ich jag’ gegen ihn<lb/>
los, er ſtreckt mir ein Piſtol entgegen und ſagt<lb/>
athemlos, was weiß ich! denn ich beachtete es nicht<lb/>
und griff darnach, der Schuß blitzt und knallt vor<lb/>
meinem Geſicht, ich fühle einen Ruck im Arme,<lb/>ſeine Kehle ruht aber bereits in meiner andern Hand.<lb/>
Wir waren an eine kleine, abgelegene Strandhöhe<lb/>
gerathen, ſeitab vom Hafen, das Meer rauſchte<lb/>
einen Schritt hinter meinem Feinde —„Sag’ im<lb/>
Augenblicke, wo iſt Margarita, oder ich ſchleudre<lb/>
dich in’s Meer!“ damit hielt ich ihn bereits halb<lb/>
übergebeugt nach hinten. Er röchelt und winkte,<lb/>
wie bereitwillig, mit dem Kopfe, meine Fauſt ließ<lb/>
kein Sprechen zu, ich lüftete ſie ein wenig, und er<lb/>
bekannte eiligſt das Verlangte. Jn dieſem Augen-<lb/>
blicke fühlte ich mich von hinten ergriffen, mein<lb/>
raſches Gegenwirken warf Tallon in’s Meer, der<lb/>
neue Gegner war Giacomo, ein Schuft, der mich<lb/>
alſo immer betrogen hatte. Der, wie ich ſpäter<lb/>
bemerkte, getroffene, linke Arm verſagte mir ſeinen<lb/>
Dienſt, und ich hatte auf Tod und Leben zu ringen,<lb/>
damit ich mich des geſchmeidigen Burſchen erwehrte,<lb/>
ihn auf die Meerſeite drängen und hinabdrücken<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[61/0069]
vor Augen bekomme, ſteht er, ich jag’ gegen ihn
los, er ſtreckt mir ein Piſtol entgegen und ſagt
athemlos, was weiß ich! denn ich beachtete es nicht
und griff darnach, der Schuß blitzt und knallt vor
meinem Geſicht, ich fühle einen Ruck im Arme,
ſeine Kehle ruht aber bereits in meiner andern Hand.
Wir waren an eine kleine, abgelegene Strandhöhe
gerathen, ſeitab vom Hafen, das Meer rauſchte
einen Schritt hinter meinem Feinde — „Sag’ im
Augenblicke, wo iſt Margarita, oder ich ſchleudre
dich in’s Meer!“ damit hielt ich ihn bereits halb
übergebeugt nach hinten. Er röchelt und winkte,
wie bereitwillig, mit dem Kopfe, meine Fauſt ließ
kein Sprechen zu, ich lüftete ſie ein wenig, und er
bekannte eiligſt das Verlangte. Jn dieſem Augen-
blicke fühlte ich mich von hinten ergriffen, mein
raſches Gegenwirken warf Tallon in’s Meer, der
neue Gegner war Giacomo, ein Schuft, der mich
alſo immer betrogen hatte. Der, wie ich ſpäter
bemerkte, getroffene, linke Arm verſagte mir ſeinen
Dienſt, und ich hatte auf Tod und Leben zu ringen,
damit ich mich des geſchmeidigen Burſchen erwehrte,
ihn auf die Meerſeite drängen und hinabdrücken
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/69>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.