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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Geschlechts zu unterhalten. Freilich sind außer der
Geldzersplitterung, die übrigen Folgen oft sehr trau-
rig: denn die Wezlarischen Nymphen sind größten-
theils französisch, und begaben ihre Liebhaber mit
einer Galanterie, die alle andere Vergnügungen ver-
giftet, so lange sie dauert. Ich selbst -- warum
sollt' ichs nicht gestehen, da ich alles gestehen will,
was mir begegnet ist, es sey gut oder böse? Hat ja
doch Herr Schubart auch dergleichen von sich ge-
standen? Ich selbst habe die bösen Folgen eines Um-
gangs mit dergleichen gefälligen Menschern empfun-
den. Im zweiten Halbenjahre meines Aufenthalts
in Gießen, ritt ich einmal nach Wezlar in Beglei-
tung einiger Bursche. Des Abends gingen wir zu
einer gewissen Makerelle, welche da unter dem Na-
men der Postmeisterin bekannt war, und divertirten
uns. Ich hatte nicht Lust, mich weiter einzulassen,
als es unter aller Augen geschehen konnte: ich be-
gnügte mich daher mit der Zotologie u. dgl. Allein
da meine Kammeraden alle, einer nach dem andern,
mit den Mädchen verschwanden, und hernach höchst
vergnügt, wie es schien, zurückkamen, da besonders
ein ganz artiges Geschöpfchen sich mir mehr, als
dienlich war, näherte; so ließ ich mich denn auch
vom Satan blenden, und gieng mit ihr in ein Apar-
tement, wohin schon viele große Männer, auch
theologische Professoren, Doctoren u. d. gl. gegan-

Geſchlechts zu unterhalten. Freilich ſind außer der
Geldzerſplitterung, die uͤbrigen Folgen oft ſehr trau-
rig: denn die Wezlariſchen Nymphen ſind groͤßten-
theils franzoͤſiſch, und begaben ihre Liebhaber mit
einer Galanterie, die alle andere Vergnuͤgungen ver-
giftet, ſo lange ſie dauert. Ich ſelbſt — warum
ſollt' ichs nicht geſtehen, da ich alles geſtehen will,
was mir begegnet iſt, es ſey gut oder boͤſe? Hat ja
doch Herr Schubart auch dergleichen von ſich ge-
ſtanden? Ich ſelbſt habe die boͤſen Folgen eines Um-
gangs mit dergleichen gefaͤlligen Menſchern empfun-
den. Im zweiten Halbenjahre meines Aufenthalts
in Gießen, ritt ich einmal nach Wezlar in Beglei-
tung einiger Burſche. Des Abends gingen wir zu
einer gewiſſen Makerelle, welche da unter dem Na-
men der Poſtmeiſterin bekannt war, und divertirten
uns. Ich hatte nicht Luſt, mich weiter einzulaſſen,
als es unter aller Augen geſchehen konnte: ich be-
gnuͤgte mich daher mit der Zotologie u. dgl. Allein
da meine Kammeraden alle, einer nach dem andern,
mit den Maͤdchen verſchwanden, und hernach hoͤchſt
vergnuͤgt, wie es ſchien, zuruͤckkamen, da beſonders
ein ganz artiges Geſchoͤpfchen ſich mir mehr, als
dienlich war, naͤherte; ſo ließ ich mich denn auch
vom Satan blenden, und gieng mit ihr in ein Apar-
tement, wohin ſchon viele große Maͤnner, auch
theologiſche Profeſſoren, Doctoren u. d. gl. gegan-

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[139/0153] Geſchlechts zu unterhalten. Freilich ſind außer der Geldzerſplitterung, die uͤbrigen Folgen oft ſehr trau- rig: denn die Wezlariſchen Nymphen ſind groͤßten- theils franzoͤſiſch, und begaben ihre Liebhaber mit einer Galanterie, die alle andere Vergnuͤgungen ver- giftet, ſo lange ſie dauert. Ich ſelbſt — warum ſollt' ichs nicht geſtehen, da ich alles geſtehen will, was mir begegnet iſt, es ſey gut oder boͤſe? Hat ja doch Herr Schubart auch dergleichen von ſich ge- ſtanden? Ich ſelbſt habe die boͤſen Folgen eines Um- gangs mit dergleichen gefaͤlligen Menſchern empfun- den. Im zweiten Halbenjahre meines Aufenthalts in Gießen, ritt ich einmal nach Wezlar in Beglei- tung einiger Burſche. Des Abends gingen wir zu einer gewiſſen Makerelle, welche da unter dem Na- men der Poſtmeiſterin bekannt war, und divertirten uns. Ich hatte nicht Luſt, mich weiter einzulaſſen, als es unter aller Augen geſchehen konnte: ich be- gnuͤgte mich daher mit der Zotologie u. dgl. Allein da meine Kammeraden alle, einer nach dem andern, mit den Maͤdchen verſchwanden, und hernach hoͤchſt vergnuͤgt, wie es ſchien, zuruͤckkamen, da beſonders ein ganz artiges Geſchoͤpfchen ſich mir mehr, als dienlich war, naͤherte; ſo ließ ich mich denn auch vom Satan blenden, und gieng mit ihr in ein Apar- tement, wohin ſchon viele große Maͤnner, auch theologiſche Profeſſoren, Doctoren u. d. gl. gegan-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/153>, abgerufen am 23.05.2024.