"Herz und besonders den jugendlichen Busen für "Freundschaft und Liebe. Niemand, als der Fröh- "liche, ist bereitwilliger, Fehler zu verzeihen, Freund- "schaften zu schließen, selbst seine Geheimnisse Andern "zu vertrauen. Daher sind Heiterkeit der Seele, "und Gemüthsruhe, wegen der wohlwollenden Ur- "theile und Gefühle, die sie für Andere in uns er- "wecken, die reichhaltigsten Quellen der geselli- "gen Tugend!" So schreibt Hr. Prof. Maaß in seinem Versuch über die Einbildungskraft (1792.) S. 160: ein Versuch, der, nach meiner Einsicht, in der Hand eines jeder Psychologen, Ae- sthestikers und Pädagogen seyn sollte.
Als die Jenaischen Studenten hörten, daß ich im halben Mond logirte, untersagten sie mir, län- ger dort zu bleiben, und einer von ihnen both sich sogleich an, mich in seiner Wohnung so lange aufzu- nehmen, als ich in Jena verweilen würde. Ich nahm dies an, und wohnte jetzt in der Läuterstraße bei einem Becker, aber so schrecklich hoch, daß mir allemal die Beine wehe thaten, wenn ich die Treppen steigen mußte.
Der Ton der Jenenser behagte mir sehr: er war blos durch mehrere Roheit von dem der Gießer unterschieden. Der Jenenser kannte -- wenigstens damals -- keine Komplimente: seine Sitten hießen Petimäterei, und ein derber Ton gehörte zum rech-
„Herz und beſonders den jugendlichen Buſen fuͤr „Freundſchaft und Liebe. Niemand, als der Froͤh- „liche, iſt bereitwilliger, Fehler zu verzeihen, Freund- „ſchaften zu ſchließen, ſelbſt ſeine Geheimniſſe Andern „zu vertrauen. Daher ſind Heiterkeit der Seele, „und Gemuͤthsruhe, wegen der wohlwollenden Ur- „theile und Gefuͤhle, die ſie fuͤr Andere in uns er- „wecken, die reichhaltigſten Quellen der geſelli- „gen Tugend!“ So ſchreibt Hr. Prof. Maaß in ſeinem Verſuch uͤber die Einbildungskraft (1792.) S. 160: ein Verſuch, der, nach meiner Einſicht, in der Hand eines jeder Pſychologen, Ae- ſtheſtikers und Paͤdagogen ſeyn ſollte.
Als die Jenaiſchen Studenten hoͤrten, daß ich im halben Mond logirte, unterſagten ſie mir, laͤn- ger dort zu bleiben, und einer von ihnen both ſich ſogleich an, mich in ſeiner Wohnung ſo lange aufzu- nehmen, als ich in Jena verweilen wuͤrde. Ich nahm dies an, und wohnte jetzt in der Laͤuterſtraße bei einem Becker, aber ſo ſchrecklich hoch, daß mir allemal die Beine wehe thaten, wenn ich die Treppen ſteigen mußte.
Der Ton der Jenenſer behagte mir ſehr: er war blos durch mehrere Roheit von dem der Gießer unterſchieden. Der Jenenſer kannte — wenigſtens damals — keine Komplimente: ſeine Sitten hießen Petimaͤterei, und ein derber Ton gehoͤrte zum rech-
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„Herz und beſonders den jugendlichen Buſen fuͤr
„Freundſchaft und Liebe. Niemand, als der Froͤh-
„liche, iſt bereitwilliger, Fehler zu verzeihen, Freund-
„ſchaften zu ſchließen, ſelbſt ſeine Geheimniſſe Andern
„zu vertrauen. Daher ſind Heiterkeit der Seele,
„und Gemuͤthsruhe, wegen der wohlwollenden Ur-
„theile und Gefuͤhle, die ſie fuͤr Andere in uns er-
„wecken, die reichhaltigſten Quellen der geſelli-
„gen Tugend!“ So ſchreibt Hr. Prof. Maaß in
ſeinem Verſuch uͤber die Einbildungskraft
(1792.) S. 160: ein Verſuch, der, nach meiner
Einſicht, in der Hand eines jeder Pſychologen, Ae-
ſtheſtikers und Paͤdagogen ſeyn ſollte.
Als die Jenaiſchen Studenten hoͤrten, daß ich
im halben Mond logirte, unterſagten ſie mir, laͤn-
ger dort zu bleiben, und einer von ihnen both ſich
ſogleich an, mich in ſeiner Wohnung ſo lange aufzu-
nehmen, als ich in Jena verweilen wuͤrde. Ich
nahm dies an, und wohnte jetzt in der Laͤuterſtraße
bei einem Becker, aber ſo ſchrecklich hoch, daß mir
allemal die Beine wehe thaten, wenn ich die Treppen
ſteigen mußte.
Der Ton der Jenenſer behagte mir ſehr: er
war blos durch mehrere Roheit von dem der Gießer
unterſchieden. Der Jenenſer kannte — wenigſtens
damals — keine Komplimente: ſeine Sitten hießen
Petimaͤterei, und ein derber Ton gehoͤrte zum rech-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/206>, abgerufen am 22.05.2024.
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