die meisten seines Gleichen: er ließ das bürgerliche Ding, was er karressirt hatte, sitzen, heurathete eine aus adlichem Blut entsprossene, und Mamsel Jacobi mußte, um nur mit Ehren unter die Hau- be zu kommen, den oben genannten Gastwirth Noll heurathen. Dies war nun kein Cavalier Streich! --
Meine Acquisition war indeß doch gut; denn Herr von F.... hat mir, so lange ich mit ihm um- gegangen bin, viel Freundschaft erwiesen. Ich würde seinen Namen ausschreiben; da ich aber noch meh- rere Streiche und Schwänke mittheilen will, die wir gemeinschaftlich mit einander ausführten; so mag der erste Buchstabe hinreichen. In jenen Gegen- den, wie ich glaube, versteht man doch, wen ich meine.
Nachdem ich in Darmstadt nicht hatte reüssiren können, und ich mich nachher, wie schon gesagt, in der Gegend unstät umhertrieb, traf ich einst meinen treuen Baron F... beym Licenciaten M...... in Kreuznach, der ein sehr fideler Bruder war. "Ei! "du infamer Schlingel, schrie er mir entgegen, als "ich ins Zimmer trat, wo kommst du her? Hab "ja dich, wer weis wie lange, nicht gesehen! -- "Wollt, der Teufel holte dich!" -- Das war nun so ein Compliment; aber in unsern Zirkeln waren sie nicht besser gebräuchlich. Ich erzählte ihm mein in
die meiſten ſeines Gleichen: er ließ das buͤrgerliche Ding, was er karreſſirt hatte, ſitzen, heurathete eine aus adlichem Blut entſproſſene, und Mamſel Jacobi mußte, um nur mit Ehren unter die Hau- be zu kommen, den oben genannten Gaſtwirth Noll heurathen. Dies war nun kein Cavalier Streich! —
Meine Acquiſition war indeß doch gut; denn Herr von F.... hat mir, ſo lange ich mit ihm um- gegangen bin, viel Freundſchaft erwieſen. Ich wuͤrde ſeinen Namen ausſchreiben; da ich aber noch meh- rere Streiche und Schwaͤnke mittheilen will, die wir gemeinſchaftlich mit einander ausfuͤhrten; ſo mag der erſte Buchſtabe hinreichen. In jenen Gegen- den, wie ich glaube, verſteht man doch, wen ich meine.
Nachdem ich in Darmſtadt nicht hatte reuͤſſiren koͤnnen, und ich mich nachher, wie ſchon geſagt, in der Gegend unſtaͤt umhertrieb, traf ich einſt meinen treuen Baron F... beym Licenciaten M...... in Kreuznach, der ein ſehr fideler Bruder war. „Ei! „du infamer Schlingel, ſchrie er mir entgegen, als „ich ins Zimmer trat, wo kommſt du her? Hab „ja dich, wer weis wie lange, nicht geſehen! — „Wollt, der Teufel holte dich!“ — Das war nun ſo ein Compliment; aber in unſern Zirkeln waren ſie nicht beſſer gebraͤuchlich. Ich erzaͤhlte ihm mein in
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0362"n="348"/>
die meiſten ſeines Gleichen: er ließ das buͤrgerliche<lb/>
Ding, was er karreſſirt hatte, ſitzen, heurathete<lb/>
eine aus adlichem Blut entſproſſene, und Mamſel<lb/>
Jacobi mußte, um nur mit Ehren unter die Hau-<lb/>
be zu kommen, den oben genannten Gaſtwirth<lb/>
Noll heurathen. Dies war nun kein Cavalier<lb/>
Streich! —</p><lb/><p>Meine Acquiſition war indeß doch gut; denn<lb/>
Herr von F.... hat mir, ſo lange ich mit ihm um-<lb/>
gegangen bin, viel Freundſchaft erwieſen. Ich wuͤrde<lb/>ſeinen Namen ausſchreiben; da ich aber noch meh-<lb/>
rere Streiche und Schwaͤnke mittheilen will, die wir<lb/>
gemeinſchaftlich mit einander ausfuͤhrten; ſo mag<lb/>
der erſte Buchſtabe hinreichen. In jenen Gegen-<lb/>
den, wie ich glaube, verſteht man doch, wen ich<lb/>
meine.</p><lb/><p>Nachdem ich in Darmſtadt nicht hatte reuͤſſiren<lb/>
koͤnnen, und ich mich nachher, wie ſchon geſagt, in<lb/>
der Gegend unſtaͤt umhertrieb, traf ich einſt meinen<lb/>
treuen Baron F... beym Licenciaten M...... in<lb/>
Kreuznach, der ein ſehr fideler Bruder war. „Ei!<lb/>„du infamer Schlingel, ſchrie er mir entgegen, als<lb/>„ich ins Zimmer trat, wo kommſt du her? Hab<lb/>„ja dich, wer weis wie lange, nicht geſehen! —<lb/>„Wollt, der Teufel holte dich!“— Das war nun ſo<lb/>
ein Compliment; aber in unſern Zirkeln waren ſie<lb/>
nicht beſſer gebraͤuchlich. Ich erzaͤhlte ihm mein in<lb/></p></div></body></text></TEI>
[348/0362]
die meiſten ſeines Gleichen: er ließ das buͤrgerliche
Ding, was er karreſſirt hatte, ſitzen, heurathete
eine aus adlichem Blut entſproſſene, und Mamſel
Jacobi mußte, um nur mit Ehren unter die Hau-
be zu kommen, den oben genannten Gaſtwirth
Noll heurathen. Dies war nun kein Cavalier
Streich! —
Meine Acquiſition war indeß doch gut; denn
Herr von F.... hat mir, ſo lange ich mit ihm um-
gegangen bin, viel Freundſchaft erwieſen. Ich wuͤrde
ſeinen Namen ausſchreiben; da ich aber noch meh-
rere Streiche und Schwaͤnke mittheilen will, die wir
gemeinſchaftlich mit einander ausfuͤhrten; ſo mag
der erſte Buchſtabe hinreichen. In jenen Gegen-
den, wie ich glaube, verſteht man doch, wen ich
meine.
Nachdem ich in Darmſtadt nicht hatte reuͤſſiren
koͤnnen, und ich mich nachher, wie ſchon geſagt, in
der Gegend unſtaͤt umhertrieb, traf ich einſt meinen
treuen Baron F... beym Licenciaten M...... in
Kreuznach, der ein ſehr fideler Bruder war. „Ei!
„du infamer Schlingel, ſchrie er mir entgegen, als
„ich ins Zimmer trat, wo kommſt du her? Hab
„ja dich, wer weis wie lange, nicht geſehen! —
„Wollt, der Teufel holte dich!“ — Das war nun ſo
ein Compliment; aber in unſern Zirkeln waren ſie
nicht beſſer gebraͤuchlich. Ich erzaͤhlte ihm mein in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/362>, abgerufen am 10.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.