so freimüthig, wie ich von andern Universitäten ge- schrieben habe, werde ich auch von der Hallischen schreiben, und eben so werde ich von den hiesigen Studenten das sagen, was der Zweck meines Bu- ches mit sich bringt.
Warum ich aber keine Bildergallerie der Halli- schen Professoren aufstelle? Ob ich die Herren viel- leicht nicht kenne? -- Hören Sie, meine Herren, ich kenne die Herren meist alle, sowohl von Person, als nach ihren Schriften: -- aber urtheilen mag ich doch nicht über alle. Die meisten sind über meine Schilderung erhaben; und bei einigen könnte ich mir den Verdacht der Schmeichelei zuziehen; also -- oder vielmehr bedenken sie, meine Herren, daß Friedrich II. allezeit ganz besonders für die hie- sige Akademie gesorgt hat, und daß ein Zedlitz sehr lange ihr Curator gewesen ist: und nun machen Sie den Schluß, daß ein Ouvrier oder ein Bech- told hier schwerlich Professoren werden konnten oder bleiben, wie man noch vor kurzem an einem Herrn Peucker gesehen hat. Ist ja dann und wann ein Nebenfaden passirt, je nun, -- keine Re- gel ohne Ausnahme!
Aber ich vergesse die Ueberschrift dieses Kapi- tels: Also vom Burschen-Komment in Halle!
Als ich ankam, fand ich den Comment sehr verschieden, wie es auf einer so zahlreichen Univer-
ſo freimuͤthig, wie ich von andern Univerſitaͤten ge- ſchrieben habe, werde ich auch von der Halliſchen ſchreiben, und eben ſo werde ich von den hieſigen Studenten das ſagen, was der Zweck meines Bu- ches mit ſich bringt.
Warum ich aber keine Bildergallerie der Halli- ſchen Profeſſoren aufſtelle? Ob ich die Herren viel- leicht nicht kenne? — Hoͤren Sie, meine Herren, ich kenne die Herren meiſt alle, ſowohl von Perſon, als nach ihren Schriften: — aber urtheilen mag ich doch nicht uͤber alle. Die meiſten ſind uͤber meine Schilderung erhaben; und bei einigen koͤnnte ich mir den Verdacht der Schmeichelei zuziehen; alſo — oder vielmehr bedenken ſie, meine Herren, daß Friedrich II. allezeit ganz beſonders fuͤr die hie- ſige Akademie geſorgt hat, und daß ein Zedlitz ſehr lange ihr Curator geweſen iſt: und nun machen Sie den Schluß, daß ein Ouvrier oder ein Bech- told hier ſchwerlich Profeſſoren werden konnten oder bleiben, wie man noch vor kurzem an einem Herrn Peucker geſehen hat. Iſt ja dann und wann ein Nebenfaden paſſirt, je nun, — keine Re- gel ohne Ausnahme!
Aber ich vergeſſe die Ueberſchrift dieſes Kapi- tels: Alſo vom Burſchen-Komment in Halle!
Als ich ankam, fand ich den Comment ſehr verſchieden, wie es auf einer ſo zahlreichen Univer-
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ſo freimuͤthig, wie ich von andern Univerſitaͤten ge-
ſchrieben habe, werde ich auch von der Halliſchen
ſchreiben, und eben ſo werde ich von den hieſigen
Studenten das ſagen, was der Zweck meines Bu-
ches mit ſich bringt.
Warum ich aber keine Bildergallerie der Halli-
ſchen Profeſſoren aufſtelle? Ob ich die Herren viel-
leicht nicht kenne? — Hoͤren Sie, meine Herren,
ich kenne die Herren meiſt alle, ſowohl von Perſon,
als nach ihren Schriften: — aber urtheilen mag
ich doch nicht uͤber alle. Die meiſten ſind uͤber
meine Schilderung erhaben; und bei einigen koͤnnte
ich mir den Verdacht der Schmeichelei zuziehen;
alſo — oder vielmehr bedenken ſie, meine Herren,
daß Friedrich II. allezeit ganz beſonders fuͤr die hie-
ſige Akademie geſorgt hat, und daß ein Zedlitz ſehr
lange ihr Curator geweſen iſt: und nun machen Sie
den Schluß, daß ein Ouvrier oder ein Bech-
told hier ſchwerlich Profeſſoren werden konnten
oder bleiben, wie man noch vor kurzem an einem
Herrn Peucker geſehen hat. Iſt ja dann und
wann ein Nebenfaden paſſirt, je nun, — keine Re-
gel ohne Ausnahme!
Aber ich vergeſſe die Ueberſchrift dieſes Kapi-
tels: Alſo vom Burſchen-Komment in Halle!
Als ich ankam, fand ich den Comment ſehr
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/106>, abgerufen am 24.11.2024.
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