Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

gemacht hatte, ging er fort, und ließ dem hochwei-
sen Zacharias Schmid seine Garderobe zum Ersatz.

Das Jahr darauf kam eine noch weit elen-
dere Bande nach Passendorf. Ihr Direktor hieß
Schmettau. Sie spielten abscheulich, und spiel-
ten, wenn sie gleich nicht mehr als zwei Thaler lösen
konnten. Minna von Barnhelm habe ich auch da
gesehen. Das Ding wurde ärgerlich verhunzt.
Schmettau hatte sich in die sogenannte Oberschenke
einlogirt; seine Leute waren im Dorfe verstreut. Er
konnte sich nicht lange halten. Denn seine Bühne
wurde nur selten besucht, weil das Verbot noch im-
mer fortdauerte, ja gar erneuert und mit aller
Strenge befolgt wurde. Zwar verkleideten sich die
Studenten, welche die herrlichen Schauspiele den-
noch sehen wollten, in Bauern, Fleischer, Mädchen,
Perückenmacher u. dergl. sie vermaskirten sich, und
suchten auf diese Art den Spürhunden zu entgehen:
allein die Anzahl der Zuschauer reichte doch zum
Auskommen nicht zu. Endlich machte ein Verbot
des Dresdner Hofes diesem theatralischen Unwesen
auf den Dörfern um Halle ein Ende: die hallische
Universität hatte dies durch Vermittelung des Berli-
ner Hofes bewirkt: und seitdem waren keine Komö-
dianten mehr um Halle herum.

Saufen und Besaufen ist der hallischen Stu-
denten Fehler nicht: das ist in Jena und Gießen

gemacht hatte, ging er fort, und ließ dem hochwei-
ſen Zacharias Schmid ſeine Garderobe zum Erſatz.

Das Jahr darauf kam eine noch weit elen-
dere Bande nach Paſſendorf. Ihr Direktor hieß
Schmettau. Sie ſpielten abſcheulich, und ſpiel-
ten, wenn ſie gleich nicht mehr als zwei Thaler loͤſen
konnten. Minna von Barnhelm habe ich auch da
geſehen. Das Ding wurde aͤrgerlich verhunzt.
Schmettau hatte ſich in die ſogenannte Oberſchenke
einlogirt; ſeine Leute waren im Dorfe verſtreut. Er
konnte ſich nicht lange halten. Denn ſeine Buͤhne
wurde nur ſelten beſucht, weil das Verbot noch im-
mer fortdauerte, ja gar erneuert und mit aller
Strenge befolgt wurde. Zwar verkleideten ſich die
Studenten, welche die herrlichen Schauſpiele den-
noch ſehen wollten, in Bauern, Fleiſcher, Maͤdchen,
Peruͤckenmacher u. dergl. ſie vermaskirten ſich, und
ſuchten auf dieſe Art den Spuͤrhunden zu entgehen:
allein die Anzahl der Zuſchauer reichte doch zum
Auskommen nicht zu. Endlich machte ein Verbot
des Dresdner Hofes dieſem theatraliſchen Unweſen
auf den Doͤrfern um Halle ein Ende: die halliſche
Univerſitaͤt hatte dies durch Vermittelung des Berli-
ner Hofes bewirkt: und ſeitdem waren keine Komoͤ-
dianten mehr um Halle herum.

Saufen und Beſaufen iſt der halliſchen Stu-
denten Fehler nicht: das iſt in Jena und Gießen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0121" n="119"/>
gemacht hatte, ging er fort, und ließ dem hochwei-<lb/>
&#x017F;en Zacharias Schmid &#x017F;eine Garderobe zum Er&#x017F;atz.</p><lb/>
        <p>Das Jahr darauf kam eine noch weit elen-<lb/>
dere Bande nach Pa&#x017F;&#x017F;endorf. Ihr Direktor hieß<lb/><hi rendition="#g">Schmettau</hi>. Sie &#x017F;pielten ab&#x017F;cheulich, und &#x017F;piel-<lb/>
ten, wenn &#x017F;ie gleich nicht mehr als zwei Thaler lo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
konnten. Minna von Barnhelm habe ich auch da<lb/>
ge&#x017F;ehen. Das Ding wurde a&#x0364;rgerlich verhunzt.<lb/>
Schmettau hatte &#x017F;ich in die &#x017F;ogenannte Ober&#x017F;chenke<lb/>
einlogirt; &#x017F;eine Leute waren im Dorfe ver&#x017F;treut. Er<lb/>
konnte &#x017F;ich nicht lange halten. Denn &#x017F;eine Bu&#x0364;hne<lb/>
wurde nur &#x017F;elten be&#x017F;ucht, weil das Verbot noch im-<lb/>
mer fortdauerte, ja gar erneuert und mit aller<lb/>
Strenge befolgt wurde. Zwar verkleideten &#x017F;ich die<lb/>
Studenten, welche die herrlichen Schau&#x017F;piele den-<lb/>
noch &#x017F;ehen wollten, in Bauern, Flei&#x017F;cher, Ma&#x0364;dchen,<lb/>
Peru&#x0364;ckenmacher u. dergl. &#x017F;ie vermaskirten &#x017F;ich, und<lb/>
&#x017F;uchten auf die&#x017F;e Art den Spu&#x0364;rhunden zu entgehen:<lb/>
allein die Anzahl der Zu&#x017F;chauer reichte doch zum<lb/>
Auskommen nicht zu. Endlich machte ein Verbot<lb/>
des Dresdner Hofes die&#x017F;em theatrali&#x017F;chen Unwe&#x017F;en<lb/>
auf den Do&#x0364;rfern um Halle ein Ende: die halli&#x017F;che<lb/>
Univer&#x017F;ita&#x0364;t hatte dies durch Vermittelung des Berli-<lb/>
ner Hofes bewirkt: und &#x017F;eitdem waren keine Komo&#x0364;-<lb/>
dianten mehr um Halle herum.</p><lb/>
        <p>Saufen und Be&#x017F;aufen i&#x017F;t der halli&#x017F;chen Stu-<lb/>
denten Fehler nicht: das i&#x017F;t in Jena und Gießen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0121] gemacht hatte, ging er fort, und ließ dem hochwei- ſen Zacharias Schmid ſeine Garderobe zum Erſatz. Das Jahr darauf kam eine noch weit elen- dere Bande nach Paſſendorf. Ihr Direktor hieß Schmettau. Sie ſpielten abſcheulich, und ſpiel- ten, wenn ſie gleich nicht mehr als zwei Thaler loͤſen konnten. Minna von Barnhelm habe ich auch da geſehen. Das Ding wurde aͤrgerlich verhunzt. Schmettau hatte ſich in die ſogenannte Oberſchenke einlogirt; ſeine Leute waren im Dorfe verſtreut. Er konnte ſich nicht lange halten. Denn ſeine Buͤhne wurde nur ſelten beſucht, weil das Verbot noch im- mer fortdauerte, ja gar erneuert und mit aller Strenge befolgt wurde. Zwar verkleideten ſich die Studenten, welche die herrlichen Schauſpiele den- noch ſehen wollten, in Bauern, Fleiſcher, Maͤdchen, Peruͤckenmacher u. dergl. ſie vermaskirten ſich, und ſuchten auf dieſe Art den Spuͤrhunden zu entgehen: allein die Anzahl der Zuſchauer reichte doch zum Auskommen nicht zu. Endlich machte ein Verbot des Dresdner Hofes dieſem theatraliſchen Unweſen auf den Doͤrfern um Halle ein Ende: die halliſche Univerſitaͤt hatte dies durch Vermittelung des Berli- ner Hofes bewirkt: und ſeitdem waren keine Komoͤ- dianten mehr um Halle herum. Saufen und Beſaufen iſt der halliſchen Stu- denten Fehler nicht: das iſt in Jena und Gießen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/121
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/121>, abgerufen am 18.05.2024.