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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Aber im Herbst 1783 wurde Herr Professor
Wolf hieher gerufen, und der hat die ganze Lage
der Sachen in diesem Stück gewaltig verändert.
Ich werfe mich zwar nicht zum Richter auf, aber
das muß ich sagen, daß Herr Wolf das philologi-
sche Studium in Halle recht wieder empor gebracht
hat, so sehr es auch, seit Herrn Schützens Abzug
nach Jena, gänzlich darnieder lag. Dieser recht-
schaffene Mann, Herr Schütz, hatte sonst hier
viel geleistet; allein gewisse unrühmliche Kabalen,
welche auf Akademien nicht selten sind, machten, daß
der vortrefliche Mann wegging, so sehr auch Herr
Semler sich bemühte, ihn hier zu behalten. Das
geschah schon, wenn ich nicht irre, 1780. -- Wolf
fing an, Kollegien zu lesen; aber da die Studenten
auf dergleichen gar nicht achteten, so waren anfäng-
lich seine Lehrstunden wenig besetzt. Aber bald lern-
te unsre Jugend, was sie an Wolfen hatte, und
Wolf wurde fleißiger besucht. Selbst Herr D. Sem-
ler war sein geflissentlichster Werber. Wolf ist in-
deß der Mann nicht, der erst in die Welt hinein-
posaunt, und a la Basedow allerhand philanthro-
pinische Luftschlösser baut; daher wurde auch sein
Seminarium der Welt erst durch durch den Effekt
bekannt: und doch hat dieses Seminarium schon
mehr Gutes geleistet, als alle Dessauische, Marsch-

Zweiter Theil. I

Aber im Herbſt 1783 wurde Herr Profeſſor
Wolf hieher gerufen, und der hat die ganze Lage
der Sachen in dieſem Stuͤck gewaltig veraͤndert.
Ich werfe mich zwar nicht zum Richter auf, aber
das muß ich ſagen, daß Herr Wolf das philologi-
ſche Studium in Halle recht wieder empor gebracht
hat, ſo ſehr es auch, ſeit Herrn Schuͤtzens Abzug
nach Jena, gaͤnzlich darnieder lag. Dieſer recht-
ſchaffene Mann, Herr Schuͤtz, hatte ſonſt hier
viel geleiſtet; allein gewiſſe unruͤhmliche Kabalen,
welche auf Akademien nicht ſelten ſind, machten, daß
der vortrefliche Mann wegging, ſo ſehr auch Herr
Semler ſich bemuͤhte, ihn hier zu behalten. Das
geſchah ſchon, wenn ich nicht irre, 1780. — Wolf
fing an, Kollegien zu leſen; aber da die Studenten
auf dergleichen gar nicht achteten, ſo waren anfaͤng-
lich ſeine Lehrſtunden wenig beſetzt. Aber bald lern-
te unſre Jugend, was ſie an Wolfen hatte, und
Wolf wurde fleißiger beſucht. Selbſt Herr D. Sem-
ler war ſein gefliſſentlichſter Werber. Wolf iſt in-
deß der Mann nicht, der erſt in die Welt hinein-
poſaunt, und à la Baſedow allerhand philanthro-
piniſche Luftſchloͤſſer baut; daher wurde auch ſein
Seminarium der Welt erſt durch durch den Effekt
bekannt: und doch hat dieſes Seminarium ſchon
mehr Gutes geleiſtet, als alle Deſſauiſche, Marſch-

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[129/0131] Aber im Herbſt 1783 wurde Herr Profeſſor Wolf hieher gerufen, und der hat die ganze Lage der Sachen in dieſem Stuͤck gewaltig veraͤndert. Ich werfe mich zwar nicht zum Richter auf, aber das muß ich ſagen, daß Herr Wolf das philologi- ſche Studium in Halle recht wieder empor gebracht hat, ſo ſehr es auch, ſeit Herrn Schuͤtzens Abzug nach Jena, gaͤnzlich darnieder lag. Dieſer recht- ſchaffene Mann, Herr Schuͤtz, hatte ſonſt hier viel geleiſtet; allein gewiſſe unruͤhmliche Kabalen, welche auf Akademien nicht ſelten ſind, machten, daß der vortrefliche Mann wegging, ſo ſehr auch Herr Semler ſich bemuͤhte, ihn hier zu behalten. Das geſchah ſchon, wenn ich nicht irre, 1780. — Wolf fing an, Kollegien zu leſen; aber da die Studenten auf dergleichen gar nicht achteten, ſo waren anfaͤng- lich ſeine Lehrſtunden wenig beſetzt. Aber bald lern- te unſre Jugend, was ſie an Wolfen hatte, und Wolf wurde fleißiger beſucht. Selbſt Herr D. Sem- ler war ſein gefliſſentlichſter Werber. Wolf iſt in- deß der Mann nicht, der erſt in die Welt hinein- poſaunt, und à la Baſedow allerhand philanthro- piniſche Luftſchloͤſſer baut; daher wurde auch ſein Seminarium der Welt erſt durch durch den Effekt bekannt: und doch hat dieſes Seminarium ſchon mehr Gutes geleiſtet, als alle Deſſauiſche, Marſch- Zweiter Theil. I

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/131>, abgerufen am 21.11.2024.