fessorirende Herr Blasius, der blos aus Hülfsmit- teln kopirt, und dennoch seine Kopieen für Resultate einer starken Lektüre der Quellen selbst den Herren Zuhörern, ja gar oft auch dem lieben Publikum auf- tischt. Im Grunde schadet das auch nicht viel; denn wenn der Student nur das lernt, was ihm vorgesagt wird, so lernt er fürs Kollegium allemal genug: freilich könnte der Student dieser Art Weis- heit leichter selbst für sich aus den Büchern schöpfen: allein der Herr Student muß ja nach der eingeführ- ten löblichen Gewohnheit alles von der Katheder hö- ren, was er lernen soll und lernen will!
Ich habe in dem Sommer dieses Jahres 1782 auch einmal im theologischen Seminarium des Herrn Professor Niemeyers disputirt als Opponent. Herr Wald vertheidigte den Satz, daß die Unsterblich- keit der Seelen im alten Testament nicht gelehrt würde. Meiner Meynung nach, kam aber die Leh- re von der Unsterblichkeit, so wie sie als eine Fort- dauer dieser gegenwärtigen Seele mit ihren jetzigen Moralischen und intellectuellen Fähigkeiten beschrie- ben wird, aus dem Judenthume her, oder vielmehr aus den chaldäischen Träumereien, welche die Ju- den hernach aufnahmen. So dachte ich damals, und muste folglich aus Ueberzeugung widersprechen. Ich that das fleissig, und führte vielle Stellen aus dem alten Testamente an, die von der Fortdauer der See-
feſſorirende Herr Blaſius, der blos aus Huͤlfsmit- teln kopirt, und dennoch ſeine Kopieen fuͤr Reſultate einer ſtarken Lektuͤre der Quellen ſelbſt den Herren Zuhoͤrern, ja gar oft auch dem lieben Publikum auf- tiſcht. Im Grunde ſchadet das auch nicht viel; denn wenn der Student nur das lernt, was ihm vorgeſagt wird, ſo lernt er fuͤrs Kollegium allemal genug: freilich koͤnnte der Student dieſer Art Weis- heit leichter ſelbſt fuͤr ſich aus den Buͤchern ſchoͤpfen: allein der Herr Student muß ja nach der eingefuͤhr- ten loͤblichen Gewohnheit alles von der Katheder hoͤ- ren, was er lernen ſoll und lernen will!
Ich habe in dem Sommer dieſes Jahres 1782 auch einmal im theologiſchen Seminarium des Herrn Profeſſor Niemeyers diſputirt als Opponent. Herr Wald vertheidigte den Satz, daß die Unſterblich- keit der Seelen im alten Teſtament nicht gelehrt wuͤrde. Meiner Meynung nach, kam aber die Leh- re von der Unſterblichkeit, ſo wie ſie als eine Fort- dauer dieſer gegenwaͤrtigen Seele mit ihren jetzigen Moraliſchen und intellectuellen Faͤhigkeiten beſchrie- ben wird, aus dem Judenthume her, oder vielmehr aus den chaldaͤiſchen Traͤumereien, welche die Ju- den hernach aufnahmen. So dachte ich damals, und muſte folglich aus Ueberzeugung widerſprechen. Ich that das fleiſſig, und fuͤhrte vielle Stellen aus dem alten Teſtamente an, die von der Fortdauer der See-
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feſſorirende Herr Blaſius, der blos aus Huͤlfsmit-
teln kopirt, und dennoch ſeine Kopieen fuͤr Reſultate
einer ſtarken Lektuͤre der Quellen ſelbſt den Herren
Zuhoͤrern, ja gar oft auch dem lieben Publikum auf-
tiſcht. Im Grunde ſchadet das auch nicht viel;
denn wenn der Student nur das lernt, was ihm
vorgeſagt wird, ſo lernt er fuͤrs Kollegium allemal
genug: freilich koͤnnte der Student dieſer Art Weis-
heit leichter ſelbſt fuͤr ſich aus den Buͤchern ſchoͤpfen:
allein der Herr Student muß ja nach der eingefuͤhr-
ten loͤblichen Gewohnheit alles von der Katheder hoͤ-
ren, was er lernen ſoll und lernen will!
Ich habe in dem Sommer dieſes Jahres 1782
auch einmal im theologiſchen Seminarium des Herrn
Profeſſor Niemeyers diſputirt als Opponent. Herr
Wald vertheidigte den Satz, daß die Unſterblich-
keit der Seelen im alten Teſtament nicht gelehrt
wuͤrde. Meiner Meynung nach, kam aber die Leh-
re von der Unſterblichkeit, ſo wie ſie als eine Fort-
dauer dieſer gegenwaͤrtigen Seele mit ihren jetzigen
Moraliſchen und intellectuellen Faͤhigkeiten beſchrie-
ben wird, aus dem Judenthume her, oder vielmehr
aus den chaldaͤiſchen Traͤumereien, welche die Ju-
den hernach aufnahmen. So dachte ich damals, und
muſte folglich aus Ueberzeugung widerſprechen. Ich
that das fleiſſig, und fuͤhrte vielle Stellen aus dem
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/143>, abgerufen am 24.11.2024.
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