Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

die Vertheidi[ - 3 Zeichen fehlen]ng an. Nach diesen Regeln betrachtet,
war meine Disputation immer gut.

Nun sollte ich ins Examen, welches im Hause
des Herrn Schulze gehalten wurde. Ich erschien
nachdem ich den Tag vorher die Herren von der phi-
losophischen Fakultät alle eingeladen hatte, am 11ten
Jänner 1784, nachmittags um zwei Uhr. Nicht
alle Fakulisten waren zugegen. Herr Forster sag-
te mirs gleich ab, mit dem Zusatz: er liebe dergleichen
Prüfungen nicht, wo man nicht wissen könnte, ob
man examinirte oder examinirt würde. -- -- --
-- -- -- -- -

Herr Sprengel war ebenfalls nicht da: Herr
Trapp entschuldigte sich damit, daß er nicht gern
Männer sähe, die ihm nicht wohl wollten. Zudem
würde er der Fakultät, oder vielmehr den Herren
Professoren nicht lange mehr lästig seyn. Herr
Goldhagen war verreiset. Also waren nur die
Herren Eberhard, Christian Förster, der

aushecken, voll Gelehrsamkeit, das heist, voll Citaten
aus alten und neuen, in- und ausländischen Schrift-
stellern, sogar aus Arabern und Rabbinen. So ein
Ding kostet zwei, drei Louisd'ors, auch mehr, nach den
Umständen Wer eins nöthig hat, und selbst derglei-
chen nicht fertigen kann, darf sich nur bei mir mel-
den: ich will ihm so einen, oder auch, wenn er die
Auswahl haben will, mehrere Dissertations-Fabrikan-
ten nachweisen, die sie schichtweise liegen haben.

die Vertheidi[ – 3 Zeichen fehlen]ng an. Nach dieſen Regeln betrachtet,
war meine Diſputation immer gut.

Nun ſollte ich ins Examen, welches im Hauſe
des Herrn Schulze gehalten wurde. Ich erſchien
nachdem ich den Tag vorher die Herren von der phi-
loſophiſchen Fakultaͤt alle eingeladen hatte, am 11ten
Jaͤnner 1784, nachmittags um zwei Uhr. Nicht
alle Fakuliſten waren zugegen. Herr Forſter ſag-
te mirs gleich ab, mit dem Zuſatz: er liebe dergleichen
Pruͤfungen nicht, wo man nicht wiſſen koͤnnte, ob
man examinirte oder examinirt wuͤrde. — — —
— — — — ‒

Herr Sprengel war ebenfalls nicht da: Herr
Trapp entſchuldigte ſich damit, daß er nicht gern
Maͤnner ſaͤhe, die ihm nicht wohl wollten. Zudem
wuͤrde er der Fakultaͤt, oder vielmehr den Herren
Profeſſoren nicht lange mehr laͤſtig ſeyn. Herr
Goldhagen war verreiſet. Alſo waren nur die
Herren Eberhard, Chriſtian Foͤrſter, der

aushecken, voll Gelehrſamkeit, das heiſt, voll Citaten
aus alten und neuen, in- und auslaͤndiſchen Schrift-
ſtellern, ſogar aus Arabern und Rabbinen. So ein
Ding koſtet zwei, drei Louisd'ors, auch mehr, nach den
Umſtaͤnden Wer eins noͤthig hat, und ſelbſt derglei-
chen nicht fertigen kann, darf ſich nur bei mir mel-
den: ich will ihm ſo einen, oder auch, wenn er die
Auswahl haben will, mehrere Diſſertations-Fabrikan-
ten nachweiſen, die ſie ſchichtweiſe liegen haben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0168" n="166"/>
die Vertheidi<gap unit="chars" quantity="3"/>ng an. Nach die&#x017F;en Regeln betrachtet,<lb/>
war meine Di&#x017F;putation immer gut.</p><lb/>
        <p>Nun &#x017F;ollte ich ins Examen, welches im Hau&#x017F;e<lb/>
des Herrn <hi rendition="#g">Schulze</hi> gehalten wurde. Ich er&#x017F;chien<lb/>
nachdem ich den Tag vorher die Herren von der phi-<lb/>
lo&#x017F;ophi&#x017F;chen Fakulta&#x0364;t alle eingeladen hatte, am 11ten<lb/>
Ja&#x0364;nner 1784, nachmittags um zwei Uhr. Nicht<lb/>
alle Fakuli&#x017F;ten waren zugegen. Herr <hi rendition="#g">For&#x017F;ter</hi> &#x017F;ag-<lb/>
te mirs gleich ab, mit dem Zu&#x017F;atz: er liebe dergleichen<lb/>
Pru&#x0364;fungen nicht, wo man nicht wi&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnte, ob<lb/>
man examinirte oder examinirt wu&#x0364;rde. &#x2014; &#x2014; &#x2014;<lb/>
&#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2012;</p><lb/>
        <p>Herr <hi rendition="#g">Sprengel</hi> war ebenfalls nicht da: Herr<lb/><hi rendition="#g">Trapp</hi> ent&#x017F;chuldigte &#x017F;ich damit, daß er nicht gern<lb/>
Ma&#x0364;nner &#x017F;a&#x0364;he, die ihm nicht wohl wollten. Zudem<lb/>
wu&#x0364;rde er der Fakulta&#x0364;t, oder vielmehr den Herren<lb/>
Profe&#x017F;&#x017F;oren nicht lange mehr la&#x0364;&#x017F;tig &#x017F;eyn. Herr<lb/><hi rendition="#g">Goldhagen</hi> war verrei&#x017F;et. Al&#x017F;o waren nur die<lb/>
Herren <hi rendition="#g">Eberhard</hi>, <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Fo&#x0364;r&#x017F;ter</hi>, der<lb/><note xml:id="note-0168" prev="#note-0167" place="foot" n="m)">aushecken, voll Gelehr&#x017F;amkeit, das hei&#x017F;t, voll Citaten<lb/>
aus alten und neuen, in- und ausla&#x0364;ndi&#x017F;chen Schrift-<lb/>
&#x017F;tellern, &#x017F;ogar aus Arabern und Rabbinen. So ein<lb/>
Ding ko&#x017F;tet zwei, drei Louisd'ors, auch mehr, nach den<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nden Wer eins no&#x0364;thig hat, und &#x017F;elb&#x017F;t derglei-<lb/>
chen nicht fertigen kann, darf &#x017F;ich nur bei mir mel-<lb/>
den: ich will ihm &#x017F;o einen, oder auch, wenn er die<lb/>
Auswahl haben will, mehrere Di&#x017F;&#x017F;ertations-Fabrikan-<lb/>
ten nachwei&#x017F;en, die &#x017F;ie &#x017F;chichtwei&#x017F;e liegen haben.</note><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0168] die Vertheidi___ng an. Nach dieſen Regeln betrachtet, war meine Diſputation immer gut. Nun ſollte ich ins Examen, welches im Hauſe des Herrn Schulze gehalten wurde. Ich erſchien nachdem ich den Tag vorher die Herren von der phi- loſophiſchen Fakultaͤt alle eingeladen hatte, am 11ten Jaͤnner 1784, nachmittags um zwei Uhr. Nicht alle Fakuliſten waren zugegen. Herr Forſter ſag- te mirs gleich ab, mit dem Zuſatz: er liebe dergleichen Pruͤfungen nicht, wo man nicht wiſſen koͤnnte, ob man examinirte oder examinirt wuͤrde. — — — — — — — ‒ Herr Sprengel war ebenfalls nicht da: Herr Trapp entſchuldigte ſich damit, daß er nicht gern Maͤnner ſaͤhe, die ihm nicht wohl wollten. Zudem wuͤrde er der Fakultaͤt, oder vielmehr den Herren Profeſſoren nicht lange mehr laͤſtig ſeyn. Herr Goldhagen war verreiſet. Alſo waren nur die Herren Eberhard, Chriſtian Foͤrſter, der m) m) aushecken, voll Gelehrſamkeit, das heiſt, voll Citaten aus alten und neuen, in- und auslaͤndiſchen Schrift- ſtellern, ſogar aus Arabern und Rabbinen. So ein Ding koſtet zwei, drei Louisd'ors, auch mehr, nach den Umſtaͤnden Wer eins noͤthig hat, und ſelbſt derglei- chen nicht fertigen kann, darf ſich nur bei mir mel- den: ich will ihm ſo einen, oder auch, wenn er die Auswahl haben will, mehrere Diſſertations-Fabrikan- ten nachweiſen, die ſie ſchichtweiſe liegen haben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/168
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/168>, abgerufen am 21.11.2024.