Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.mich zum Schiedsrichter zwischen ihm und seiner e) Sonderbar, daß die lieben Weiber nichts weniger lei-
den können, als alt genannt zu werden. Dies wird man an denen vorzüglich bemerken, die von jeher ver- stohlne Koketterie getrieben haben, und dann, wenn sie erst über die Funfzigen hinaus sind, das durch Putz oder Geschenke zu erschleichen suchen, was sie sonst durch etwas anderes eroberten Eiteler, eifersüchtiger, aber auch kurzsichtiger und anmaßlicher kann keine ab- gelebte Theater Prinzessin verfahren, als eine funf- zigjährige Creatur von der genannten Art. Zu Furien könnte Pluto nichts passender finden als sie, vorzüglich, wenn ihre Kehle höckerweibermäßig abgeschliffen ist! Wehe jedem jungen Weibe, das die Kunst nicht ver- steht, in ihrer Gegenwart sich zu verkennen, um ihr den Vorrang nirgend zu bestreiten: aber auch wehe dem Manne, der nicht dazu gemacht ist, der Eitelkeit eines solchen alten Weibes das aufzuopfern, was seine Würde ausmacht! -- So spricht Trublet und hat recht. mich zum Schiedsrichter zwiſchen ihm und ſeiner e) Sonderbar, daß die lieben Weiber nichts weniger lei-
den koͤnnen, als alt genannt zu werden. Dies wird man an denen vorzuͤglich bemerken, die von jeher ver- ſtohlne Koketterie getrieben haben, und dann, wenn ſie erſt uͤber die Funfzigen hinaus ſind, das durch Putz oder Geſchenke zu erſchleichen ſuchen, was ſie ſonſt durch etwas anderes eroberten Eiteler, eiferſuͤchtiger, aber auch kurzſichtiger und anmaßlicher kann keine ab- gelebte Theater Prinzeſſin verfahren, als eine funf- zigjaͤhrige Creatur von der genannten Art. Zu Furien koͤnnte Pluto nichts paſſender finden als ſie, vorzuͤglich, wenn ihre Kehle hoͤckerweibermaͤßig abgeſchliffen iſt! Wehe jedem jungen Weibe, das die Kunſt nicht ver- ſteht, in ihrer Gegenwart ſich zu verkennen, um ihr den Vorrang nirgend zu beſtreiten: aber auch wehe dem Manne, der nicht dazu gemacht iſt, der Eitelkeit eines ſolchen alten Weibes das aufzuopfern, was ſeine Wuͤrde ausmacht! — So ſpricht Trublet und hat recht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0226" n="224"/> <p>mich zum Schiedsrichter zwiſchen ihm und ſeiner<lb/> Frau aufwarf, die auf ihn ſchroͤcklich eiferſuͤchtig<lb/> war. Die Frau mochte, wie ich aus vielen Um-<lb/> ſtaͤnden ſchon damals ſchloß, und in der Folge noch<lb/> mehr inne ward, große Urſach haben, eiferſuͤchtig zu<lb/> ſeyn. Ich legte mich, als die Frau zu derbe loszog,<lb/> ins Mittel, und wollte ſie beruhigen. Dies aber<lb/> brachte ſie noch mehr auf, und ſie fing an, nun auch<lb/> auf mich zu ſchelten. Sie griff gar nach mir aus, als<lb/> ich ſie einen alten Drachen nannte, dem ein geſchma-<lb/> ckiger Mann unmoͤglich treu bleiben koͤnnte. Was,<lb/> ſchrie ſie, einen alten Drachen? alten? Ich alt <note place="foot" n="e)">Sonderbar, daß die lieben Weiber nichts weniger lei-<lb/> den koͤnnen, als <hi rendition="#g">alt</hi> genannt zu werden. Dies wird<lb/> man an denen vorzuͤglich bemerken, die von jeher ver-<lb/> ſtohlne Koketterie getrieben haben, und dann, wenn<lb/> ſie erſt uͤber die Funfzigen hinaus ſind, das durch Putz<lb/> oder Geſchenke zu erſchleichen ſuchen, was ſie ſonſt<lb/> durch etwas anderes eroberten Eiteler, eiferſuͤchtiger,<lb/> aber auch kurzſichtiger und anmaßlicher kann keine ab-<lb/> gelebte Theater Prinzeſſin verfahren, als eine funf-<lb/> zigjaͤhrige Creatur von der genannten Art. Zu Furien<lb/> koͤnnte Pluto nichts paſſender finden als ſie, vorzuͤglich,<lb/> wenn ihre Kehle hoͤckerweibermaͤßig abgeſchliffen iſt!<lb/> Wehe jedem jungen Weibe, das die Kunſt nicht ver-<lb/> ſteht, in ihrer Gegenwart ſich zu verkennen, um ihr den<lb/> Vorrang nirgend zu beſtreiten: aber auch wehe dem<lb/> Manne, der nicht dazu gemacht iſt, der Eitelkeit eines<lb/> ſolchen alten Weibes das aufzuopfern, was ſeine Wuͤrde<lb/> ausmacht! — So ſpricht <hi rendition="#g">Trublet</hi> und hat recht.</note>?</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [224/0226]
mich zum Schiedsrichter zwiſchen ihm und ſeiner
Frau aufwarf, die auf ihn ſchroͤcklich eiferſuͤchtig
war. Die Frau mochte, wie ich aus vielen Um-
ſtaͤnden ſchon damals ſchloß, und in der Folge noch
mehr inne ward, große Urſach haben, eiferſuͤchtig zu
ſeyn. Ich legte mich, als die Frau zu derbe loszog,
ins Mittel, und wollte ſie beruhigen. Dies aber
brachte ſie noch mehr auf, und ſie fing an, nun auch
auf mich zu ſchelten. Sie griff gar nach mir aus, als
ich ſie einen alten Drachen nannte, dem ein geſchma-
ckiger Mann unmoͤglich treu bleiben koͤnnte. Was,
ſchrie ſie, einen alten Drachen? alten? Ich alt e)?
e) Sonderbar, daß die lieben Weiber nichts weniger lei-
den koͤnnen, als alt genannt zu werden. Dies wird
man an denen vorzuͤglich bemerken, die von jeher ver-
ſtohlne Koketterie getrieben haben, und dann, wenn
ſie erſt uͤber die Funfzigen hinaus ſind, das durch Putz
oder Geſchenke zu erſchleichen ſuchen, was ſie ſonſt
durch etwas anderes eroberten Eiteler, eiferſuͤchtiger,
aber auch kurzſichtiger und anmaßlicher kann keine ab-
gelebte Theater Prinzeſſin verfahren, als eine funf-
zigjaͤhrige Creatur von der genannten Art. Zu Furien
koͤnnte Pluto nichts paſſender finden als ſie, vorzuͤglich,
wenn ihre Kehle hoͤckerweibermaͤßig abgeſchliffen iſt!
Wehe jedem jungen Weibe, das die Kunſt nicht ver-
ſteht, in ihrer Gegenwart ſich zu verkennen, um ihr den
Vorrang nirgend zu beſtreiten: aber auch wehe dem
Manne, der nicht dazu gemacht iſt, der Eitelkeit eines
ſolchen alten Weibes das aufzuopfern, was ſeine Wuͤrde
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