daß diese herabgesetzt wären, aber das half nicht: er konnte des Räsonnirens kein Ende finden. Um klein Geld zu haben, ließ er zwar bei meinem Wirthe einen andern Louisd'or wechseln; allein dabei ver- sicherte er, die Preussen müsten den vorigen auch noch nehmen, oder der Teufel sollte sie frikassiren.
Des Nachmittags besuchten wir Passendorf: die Nacht schlief er wieder auf dem Löwen, den fol- genden Tag wollte er nun mit Gewalt seinen Louis- d'or gewechselt wissen. Kein Kaufmann wollte ihn für den Stempelwerth, und einige boten ihm gar ein Spottgeld. Schlosser erkundigte sich nach dem Stadtpräsidenten, und da dieser gerade nicht zu Hause war, lief er hin zum Kriegsrath Quein- zius, und stellte dem das Unrecht, das ihm mit ungültigem Gelde angethan würde, in sehr derben Ausdrücken vor. Queinzius suchte ihm Gründe ent- gegen zu stellen: aber Schlosser fing an zu bramar- basiren. Der alte Kriegsrath ärgerte sich über die Dreistigkeit des Komödianten, besonders da er selbst einsehen muste, daß er Unrecht hatte. Um also dem Spektakel ein Ende zu machen, ließ er sich den Louis- d'or nochmals vorzeigen, trat dann hin, warf ihn in seinen Spint, und gab dem Bramarbas fünf Thaler acht Groschen Preußische Sechser. Hier, sagte er, ist Ihr Geld! nehmen Sie's: aber hüten Sie sich, ferner so zu räsonniren! -- Schlosser
daß dieſe herabgeſetzt waͤren, aber das half nicht: er konnte des Raͤſonnirens kein Ende finden. Um klein Geld zu haben, ließ er zwar bei meinem Wirthe einen andern Louisd'or wechſeln; allein dabei ver- ſicherte er, die Preuſſen muͤſten den vorigen auch noch nehmen, oder der Teufel ſollte ſie frikaſſiren.
Des Nachmittags beſuchten wir Paſſendorf: die Nacht ſchlief er wieder auf dem Loͤwen, den fol- genden Tag wollte er nun mit Gewalt ſeinen Louis- d'or gewechſelt wiſſen. Kein Kaufmann wollte ihn fuͤr den Stempelwerth, und einige boten ihm gar ein Spottgeld. Schloſſer erkundigte ſich nach dem Stadtpraͤſidenten, und da dieſer gerade nicht zu Hauſe war, lief er hin zum Kriegsrath Quein- zius, und ſtellte dem das Unrecht, das ihm mit unguͤltigem Gelde angethan wuͤrde, in ſehr derben Ausdruͤcken vor. Queinzius ſuchte ihm Gruͤnde ent- gegen zu ſtellen: aber Schloſſer fing an zu bramar- baſiren. Der alte Kriegsrath aͤrgerte ſich uͤber die Dreiſtigkeit des Komoͤdianten, beſonders da er ſelbſt einſehen muſte, daß er Unrecht hatte. Um alſo dem Spektakel ein Ende zu machen, ließ er ſich den Louis- d'or nochmals vorzeigen, trat dann hin, warf ihn in ſeinen Spint, und gab dem Bramarbas fuͤnf Thaler acht Groſchen Preußiſche Sechſer. Hier, ſagte er, iſt Ihr Geld! nehmen Sie's: aber huͤten Sie ſich, ferner ſo zu raͤſonniren! — Schloſſer
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daß dieſe herabgeſetzt waͤren, aber das half nicht: er
konnte des Raͤſonnirens kein Ende finden. Um klein
Geld zu haben, ließ er zwar bei meinem Wirthe
einen andern Louisd'or wechſeln; allein dabei ver-
ſicherte er, die Preuſſen muͤſten den vorigen auch
noch nehmen, oder der Teufel ſollte ſie frikaſſiren.
Des Nachmittags beſuchten wir Paſſendorf:
die Nacht ſchlief er wieder auf dem Loͤwen, den fol-
genden Tag wollte er nun mit Gewalt ſeinen Louis-
d'or gewechſelt wiſſen. Kein Kaufmann wollte ihn
fuͤr den Stempelwerth, und einige boten ihm gar
ein Spottgeld. Schloſſer erkundigte ſich nach dem
Stadtpraͤſidenten, und da dieſer gerade nicht zu
Hauſe war, lief er hin zum Kriegsrath Quein-
zius, und ſtellte dem das Unrecht, das ihm mit
unguͤltigem Gelde angethan wuͤrde, in ſehr derben
Ausdruͤcken vor. Queinzius ſuchte ihm Gruͤnde ent-
gegen zu ſtellen: aber Schloſſer fing an zu bramar-
baſiren. Der alte Kriegsrath aͤrgerte ſich uͤber die
Dreiſtigkeit des Komoͤdianten, beſonders da er ſelbſt
einſehen muſte, daß er Unrecht hatte. Um alſo dem
Spektakel ein Ende zu machen, ließ er ſich den Louis-
d'or nochmals vorzeigen, trat dann hin, warf ihn
in ſeinen Spint, und gab dem Bramarbas fuͤnf
Thaler acht Groſchen Preußiſche Sechſer. Hier,
ſagte er, iſt Ihr Geld! nehmen Sie's: aber huͤten
Sie ſich, ferner ſo zu raͤſonniren! — Schloſſer
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/229>, abgerufen am 26.11.2024.
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