Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

nachgiebig, und wer mich um etwas bath, dem
konnte ich nichts abschlagen. Und so hatte ich von
dreißig Zuhörern kaum zehne, die bezahlen wollten;
und unter diesen Zehnen waren doch einige, die es
hernach ganz und gar vergaßen. Ich glaube aber
doch, wenn ich weiterhin bei der Universität geblie-
ben wäre, daß ich in Zukunft bessere Einkünfte von
Collegien würde gehabt haben; weil ich mehr in
Rutine gekommen wäre, und ohne Zweifel auch ei-
nige Künste gelernt hätte, wie man gutzahlende Zu-
hörer in sein Auditorium hineinlockt.


Fuchs: Ja, sie werden's mir nicht freigeben!
Veteran: Warum denn nicht? Du mußt nur
hübsch arm thun -- sagen, du hättest wenig Wech-
sel -- es wären Eurer zu Hause Viele -- dein Vater
hätte eine schlechte Besoldung; oder sag' gar, du f[ - 3 Zeichen fehlen]est
ein Waise. Darnach mußt du da das Uhrband weg-
thun, und auch eine andere Weste anziehen, wenn du
gehst, dich zu melden. Verstehst du's?
Fuchs: Ja, wenn das die andern hören, so bla-
mir ich mich ja!
Veteran: Was blamiren! Kein Satan nimmt
dir das übel. Da sind die und die -- und die haben
alle hübsche Wechsel und prellen die Professoren doch.
Das Geld kann man sonst gescheuter brauchen. Mach
du's nur, wie ich dir's gesagt habe.
Der Fuchs versprach, dem edlen Rathe seines Freun-
des zu folgen: er meldete sich auf die angerathene Art;
und die Herren Maaß, Nösselt und Klügel wurden --
geprellt.

nachgiebig, und wer mich um etwas bath, dem
konnte ich nichts abſchlagen. Und ſo hatte ich von
dreißig Zuhoͤrern kaum zehne, die bezahlen wollten;
und unter dieſen Zehnen waren doch einige, die es
hernach ganz und gar vergaßen. Ich glaube aber
doch, wenn ich weiterhin bei der Univerſitaͤt geblie-
ben waͤre, daß ich in Zukunft beſſere Einkuͤnfte von
Collegien wuͤrde gehabt haben; weil ich mehr in
Rutine gekommen waͤre, und ohne Zweifel auch ei-
nige Kuͤnſte gelernt haͤtte, wie man gutzahlende Zu-
hoͤrer in ſein Auditorium hineinlockt.


Fuchs: Ja, ſie werden's mir nicht freigeben!
Veteran: Warum denn nicht? Du mußt nur
huͤbſch arm thun — ſagen, du haͤtteſt wenig Wech-
ſel — es waͤren Eurer zu Hauſe Viele — dein Vater
haͤtte eine ſchlechte Beſoldung; oder ſag' gar, du f[ – 3 Zeichen fehlen]eſt
ein Waiſe. Darnach mußt du da das Uhrband weg-
thun, und auch eine andere Weſte anziehen, wenn du
gehſt, dich zu melden. Verſtehſt du's?
Fuchs: Ja, wenn das die andern hoͤren, ſo bla-
mir ich mich ja!
Veteran: Was blamiren! Kein Satan nimmt
dir das uͤbel. Da ſind die und die — und die haben
alle huͤbſche Wechſel und prellen die Profeſſoren doch.
Das Geld kann man ſonſt geſcheuter brauchen. Mach
du's nur, wie ich dir's geſagt habe.
Der Fuchs verſprach, dem edlen Rathe ſeines Freun-
des zu folgen: er meldete ſich auf die angerathene Art;
und die Herren Maaß, Noͤſſelt und Kluͤgel wurden —
geprellt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0232" n="230"/>
nachgiebig, und wer mich um etwas bath, dem<lb/>
konnte ich nichts ab&#x017F;chlagen. Und &#x017F;o hatte ich von<lb/>
dreißig Zuho&#x0364;rern kaum zehne, die bezahlen wollten;<lb/>
und unter die&#x017F;en Zehnen waren doch einige, die es<lb/>
hernach ganz und gar vergaßen. Ich glaube aber<lb/>
doch, wenn ich weiterhin bei der Univer&#x017F;ita&#x0364;t geblie-<lb/>
ben wa&#x0364;re, daß ich in Zukunft be&#x017F;&#x017F;ere Einku&#x0364;nfte von<lb/>
Collegien wu&#x0364;rde gehabt haben; weil ich mehr in<lb/>
Rutine gekommen wa&#x0364;re, und ohne Zweifel auch ei-<lb/>
nige Ku&#x0364;n&#x017F;te gelernt ha&#x0364;tte, wie man gutzahlende Zu-<lb/>
ho&#x0364;rer in &#x017F;ein Auditorium hineinlockt.</p><lb/>
        <note xml:id="note-0232" prev="#note-0231" place="foot" n="h)">
          <p><hi rendition="#g">Fuchs</hi>: Ja, &#x017F;ie werden's mir nicht freigeben!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Veteran</hi>: Warum denn nicht? Du mußt nur<lb/>
hu&#x0364;b&#x017F;ch arm thun &#x2014; &#x017F;agen, du ha&#x0364;tte&#x017F;t wenig Wech-<lb/>
&#x017F;el &#x2014; es wa&#x0364;ren Eurer zu Hau&#x017F;e Viele &#x2014; dein Vater<lb/>
ha&#x0364;tte eine &#x017F;chlechte Be&#x017F;oldung; oder &#x017F;ag' gar, du f<gap unit="chars" quantity="3"/>e&#x017F;t<lb/>
ein Wai&#x017F;e. Darnach mußt du da das Uhrband weg-<lb/>
thun, und auch eine andere We&#x017F;te anziehen, wenn du<lb/>
geh&#x017F;t, dich zu melden. Ver&#x017F;teh&#x017F;t du's?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Fuchs</hi>: Ja, wenn das die andern ho&#x0364;ren, &#x017F;o bla-<lb/>
mir ich mich ja!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Veteran</hi>: Was blamiren! Kein Satan nimmt<lb/>
dir das u&#x0364;bel. Da &#x017F;ind die und die &#x2014; und die haben<lb/>
alle hu&#x0364;b&#x017F;che Wech&#x017F;el und prellen die Profe&#x017F;&#x017F;oren doch.<lb/>
Das Geld kann man &#x017F;on&#x017F;t ge&#x017F;cheuter brauchen. Mach<lb/>
du's nur, wie ich dir's ge&#x017F;agt habe.</p><lb/>
          <p>Der Fuchs ver&#x017F;prach, dem edlen Rathe &#x017F;eines Freun-<lb/>
des zu folgen: er meldete &#x017F;ich auf die angerathene Art;<lb/>
und die Herren Maaß, No&#x0364;&#x017F;&#x017F;elt und Klu&#x0364;gel wurden &#x2014;<lb/>
geprellt.</p>
        </note><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0232] nachgiebig, und wer mich um etwas bath, dem konnte ich nichts abſchlagen. Und ſo hatte ich von dreißig Zuhoͤrern kaum zehne, die bezahlen wollten; und unter dieſen Zehnen waren doch einige, die es hernach ganz und gar vergaßen. Ich glaube aber doch, wenn ich weiterhin bei der Univerſitaͤt geblie- ben waͤre, daß ich in Zukunft beſſere Einkuͤnfte von Collegien wuͤrde gehabt haben; weil ich mehr in Rutine gekommen waͤre, und ohne Zweifel auch ei- nige Kuͤnſte gelernt haͤtte, wie man gutzahlende Zu- hoͤrer in ſein Auditorium hineinlockt. h) h) Fuchs: Ja, ſie werden's mir nicht freigeben! Veteran: Warum denn nicht? Du mußt nur huͤbſch arm thun — ſagen, du haͤtteſt wenig Wech- ſel — es waͤren Eurer zu Hauſe Viele — dein Vater haͤtte eine ſchlechte Beſoldung; oder ſag' gar, du f___eſt ein Waiſe. Darnach mußt du da das Uhrband weg- thun, und auch eine andere Weſte anziehen, wenn du gehſt, dich zu melden. Verſtehſt du's? Fuchs: Ja, wenn das die andern hoͤren, ſo bla- mir ich mich ja! Veteran: Was blamiren! Kein Satan nimmt dir das uͤbel. Da ſind die und die — und die haben alle huͤbſche Wechſel und prellen die Profeſſoren doch. Das Geld kann man ſonſt geſcheuter brauchen. Mach du's nur, wie ich dir's geſagt habe. Der Fuchs verſprach, dem edlen Rathe ſeines Freun- des zu folgen: er meldete ſich auf die angerathene Art; und die Herren Maaß, Noͤſſelt und Kluͤgel wurden — geprellt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/232
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/232>, abgerufen am 26.11.2024.