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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Daß von dieser Zeit an mein Exerciermeister
Zutzel werde gesucht haben, mir beim Exerciren seine
Ungnade sehr merkbar zu machen, daß ich mich aber
auch besser angriff, läßt sich denken. Schlagen und
schimpfen durfte er ohnehin nicht, und so hatte ich
eben nicht viel von ihm zu fürchten.

Mit meinen Kameraden lebt ich in gutem
Vernehmen, und gleich wie ich ehedem mir den Bur-
schenkomment bald eigen machte, so lernte ich auch
in kurzer Zeit jetzt den Sodatenkomment, der aber
freilich, weil manches dahin Gehörige, versteckt
ausgeführt werden muß, weit schwerer in seiner
Theorie und Praxis ist, als der der Burschen.

Meine Leser kennen mich schon so viel, daß sie
mir ohne Mühe glauben werden, wenn ich ihnen
sage, daß ich die Soldaten-Kneipen fleißig besucht
habe, namentlich die Preußische Krone, die Kutsche,
die Frau Buchin -- ja auch manchesmal die Kno-
chenkammer und Meister Philipp Schauffert. Wo
soll der Soldat auch sonst hingehen? was soll er
machen? Soll er zu Hause sitzen, und sich mit Gril-
len herumschlagen? Vornehme Gesellschaften sind für
ihn ja verschlossen: also, da der Soldat meist rasch
und ohne Umstände ist, so sucht er Gesellschaften
seines Gleichen, und findet sie in den Bier- und
Schnapps-Kneipen.


Daß von dieſer Zeit an mein Exerciermeiſter
Zutzel werde geſucht haben, mir beim Exerciren ſeine
Ungnade ſehr merkbar zu machen, daß ich mich aber
auch beſſer angriff, laͤßt ſich denken. Schlagen und
ſchimpfen durfte er ohnehin nicht, und ſo hatte ich
eben nicht viel von ihm zu fuͤrchten.

Mit meinen Kameraden lebt ich in gutem
Vernehmen, und gleich wie ich ehedem mir den Bur-
ſchenkomment bald eigen machte, ſo lernte ich auch
in kurzer Zeit jetzt den Sodatenkomment, der aber
freilich, weil manches dahin Gehoͤrige, verſteckt
ausgefuͤhrt werden muß, weit ſchwerer in ſeiner
Theorie und Praxis iſt, als der der Burſchen.

Meine Leſer kennen mich ſchon ſo viel, daß ſie
mir ohne Muͤhe glauben werden, wenn ich ihnen
ſage, daß ich die Soldaten-Kneipen fleißig beſucht
habe, namentlich die Preußiſche Krone, die Kutſche,
die Frau Buchin — ja auch manchesmal die Kno-
chenkammer und Meiſter Philipp Schauffert. Wo
ſoll der Soldat auch ſonſt hingehen? was ſoll er
machen? Soll er zu Hauſe ſitzen, und ſich mit Gril-
len herumſchlagen? Vornehme Geſellſchaften ſind fuͤr
ihn ja verſchloſſen: alſo, da der Soldat meiſt raſch
und ohne Umſtaͤnde iſt, ſo ſucht er Geſellſchaften
ſeines Gleichen, und findet ſie in den Bier- und
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[256[266]/0268] Daß von dieſer Zeit an mein Exerciermeiſter Zutzel werde geſucht haben, mir beim Exerciren ſeine Ungnade ſehr merkbar zu machen, daß ich mich aber auch beſſer angriff, laͤßt ſich denken. Schlagen und ſchimpfen durfte er ohnehin nicht, und ſo hatte ich eben nicht viel von ihm zu fuͤrchten. Mit meinen Kameraden lebt ich in gutem Vernehmen, und gleich wie ich ehedem mir den Bur- ſchenkomment bald eigen machte, ſo lernte ich auch in kurzer Zeit jetzt den Sodatenkomment, der aber freilich, weil manches dahin Gehoͤrige, verſteckt ausgefuͤhrt werden muß, weit ſchwerer in ſeiner Theorie und Praxis iſt, als der der Burſchen. Meine Leſer kennen mich ſchon ſo viel, daß ſie mir ohne Muͤhe glauben werden, wenn ich ihnen ſage, daß ich die Soldaten-Kneipen fleißig beſucht habe, namentlich die Preußiſche Krone, die Kutſche, die Frau Buchin — ja auch manchesmal die Kno- chenkammer und Meiſter Philipp Schauffert. Wo ſoll der Soldat auch ſonſt hingehen? was ſoll er machen? Soll er zu Hauſe ſitzen, und ſich mit Gril- len herumſchlagen? Vornehme Geſellſchaften ſind fuͤr ihn ja verſchloſſen: alſo, da der Soldat meiſt raſch und ohne Umſtaͤnde iſt, ſo ſucht er Geſellſchaften ſeines Gleichen, und findet ſie in den Bier- und Schnapps-Kneipen.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 256[266]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/268>, abgerufen am 24.11.2024.