verkaufen oder versetzen, und ihre Burschen, oft auch einen Herrn Officier, aushelfen: besonders ist das bei alten verschabten abgenutzten Dirnen der Fall. Ja, ich habe sogar einige gekannt, die das Verdienst ihres niederträchtigen Hurengewerbes x) ihren Lieb- habern hernach hingaben. Diese wußten zwar um die Natur des Erwerbes, wurden aber nicht böse, da das Gelößte ihnen zufiel.
Aber was wird denn endlich aus dergleichen Kommers? Je nun, wies kömmt! Sehr oft werden die Leutchen getraut, und leben hernach so gut sie können, wie Mann und Frau. Daß die meisten dieser Ehen sehr unglücklich, größtentheils kinderlos, und selbst dann, wenn Kinder daher kommen, für den Staat wegen der nothwendig schlechten Kinder- zucht, von gar geringem Nutzen sind, läßt sich ohne große Untersuchung abnehmen. Der Soldat, wel- cher so heurathet, thut doch für sich eben nicht unrecht. Soll er denn ewig im Quartier bei andern
x)Stat meretrix parvo cuivis mercabilis aere. Et miseras jusso corpore quaerit opes, sagt Ovid. Vor acht Jahren hörte ich gar einen Pro- fessor seinem Bedienten auftragen: daß er ihm ein Mädchen schaffen sollte; aber ja nicht höher als 18 Pf. -- Für dieses aes parvum, das der geizige Mann jedoch öfters ausgab, hat er endlich seine Gesundheit ruinirt, sich überall Körbe zubereitet, u. dgl. -- Aber so gehts! --
verkaufen oder verſetzen, und ihre Burſchen, oft auch einen Herrn Officier, aushelfen: beſonders iſt das bei alten verſchabten abgenutzten Dirnen der Fall. Ja, ich habe ſogar einige gekannt, die das Verdienſt ihres niedertraͤchtigen Hurengewerbes x) ihren Lieb- habern hernach hingaben. Dieſe wußten zwar um die Natur des Erwerbes, wurden aber nicht boͤſe, da das Geloͤßte ihnen zufiel.
Aber was wird denn endlich aus dergleichen Kommers? Je nun, wies koͤmmt! Sehr oft werden die Leutchen getraut, und leben hernach ſo gut ſie koͤnnen, wie Mann und Frau. Daß die meiſten dieſer Ehen ſehr ungluͤcklich, groͤßtentheils kinderlos, und ſelbſt dann, wenn Kinder daher kommen, fuͤr den Staat wegen der nothwendig ſchlechten Kinder- zucht, von gar geringem Nutzen ſind, laͤßt ſich ohne große Unterſuchung abnehmen. Der Soldat, wel- cher ſo heurathet, thut doch fuͤr ſich eben nicht unrecht. Soll er denn ewig im Quartier bei andern
x)Stat meretrix parvo cuivis mercabilis aere. Et miſeras juſſo corpore quaerit opes, ſagt Ovid. Vor acht Jahren hoͤrte ich gar einen Pro- feſſor ſeinem Bedienten auftragen: daß er ihm ein Maͤdchen ſchaffen ſollte; aber ja nicht hoͤher als 18 Pf. — Fuͤr dieſes aes parvum, das der geizige Mann jedoch oͤfters ausgab, hat er endlich ſeine Geſundheit ruinirt, ſich uͤberall Koͤrbe zubereitet, u. dgl. — Aber ſo gehts! —
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[260[270]/0272]
verkaufen oder verſetzen, und ihre Burſchen, oft auch
einen Herrn Officier, aushelfen: beſonders iſt das
bei alten verſchabten abgenutzten Dirnen der Fall.
Ja, ich habe ſogar einige gekannt, die das Verdienſt
ihres niedertraͤchtigen Hurengewerbes x) ihren Lieb-
habern hernach hingaben. Dieſe wußten zwar um
die Natur des Erwerbes, wurden aber nicht boͤſe,
da das Geloͤßte ihnen zufiel.
Aber was wird denn endlich aus dergleichen
Kommers? Je nun, wies koͤmmt! Sehr oft werden
die Leutchen getraut, und leben hernach ſo gut ſie
koͤnnen, wie Mann und Frau. Daß die meiſten
dieſer Ehen ſehr ungluͤcklich, groͤßtentheils kinderlos,
und ſelbſt dann, wenn Kinder daher kommen, fuͤr
den Staat wegen der nothwendig ſchlechten Kinder-
zucht, von gar geringem Nutzen ſind, laͤßt ſich ohne
große Unterſuchung abnehmen. Der Soldat, wel-
cher ſo heurathet, thut doch fuͤr ſich eben nicht
unrecht. Soll er denn ewig im Quartier bei andern
x) Stat meretrix parvo cuivis mercabilis aere.
Et miſeras juſſo corpore quaerit opes,
ſagt Ovid. Vor acht Jahren hoͤrte ich gar einen Pro-
feſſor ſeinem Bedienten auftragen: daß er ihm ein
Maͤdchen ſchaffen ſollte; aber ja nicht hoͤher als 18
Pf. — Fuͤr dieſes aes parvum, das der geizige Mann
jedoch oͤfters ausgab, hat er endlich ſeine Geſundheit
ruinirt, ſich uͤberall Koͤrbe zubereitet, u. dgl. — Aber
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 260[270]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/272>, abgerufen am 24.11.2024.
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