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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Ich wünsche, fuhr er fort, einen recht langen Brief
von meinem Sohn zu lesen, und bitte Ew. Hoch-
wohlgeboren, ihn denselben in Ihrer Gegenwart
oder in Gegenwart eines andern braven Mannes
schreiben zu lassen, damit er gerade so schreibe, wie
es ihm ums Herz ist, ohne lange herumsinnen und
künsteln zu können: ich möchte gern aus dem Briefe
sehen, wie er jetzt wohl denkt." -- Ich schrieb die-
sem gemäß, in der Stube des Herrn von Müfflings
an meinen Vater, und dieser Brief besänftigte ihn
so, daß alle seine folgenden Briefe an mich, an den
Hauptmann und an den D. Semler auch nicht
die geringste Spur von Vorwürfen oder Unwillen
enthielten.

Meinem Bruder schrieb ich auch, jedoch in
einem galligtbittern Ton: er antwortete mir nicht. --
Aber Haag, der ehrliche Freund, schrieb mir dafür
desto öfterer, und seine Briefe gossen jedesmal bele-
bende Wonne in meine Seele.

Die erste Exercierzeit z) ist mir, wie jedem
Soldaten, beschwerlich gefallen: allein ich überstand

z) Die Exerzierzeit ist die Zeit, wo das vollständige Re-
giment wöchentlich fünfmal auf dem Felde exercirt
wird. Unter Friedrichs II. Regierung dauerte sie ge-
wöhnlich zwei Monate: der jetzige König hat sie ab-
gekürzt.

Ich wuͤnſche, fuhr er fort, einen recht langen Brief
von meinem Sohn zu leſen, und bitte Ew. Hoch-
wohlgeboren, ihn denſelben in Ihrer Gegenwart
oder in Gegenwart eines andern braven Mannes
ſchreiben zu laſſen, damit er gerade ſo ſchreibe, wie
es ihm ums Herz iſt, ohne lange herumſinnen und
kuͤnſteln zu koͤnnen: ich moͤchte gern aus dem Briefe
ſehen, wie er jetzt wohl denkt.“ — Ich ſchrieb die-
ſem gemaͤß, in der Stube des Herrn von Muͤfflings
an meinen Vater, und dieſer Brief beſaͤnftigte ihn
ſo, daß alle ſeine folgenden Briefe an mich, an den
Hauptmann und an den D. Semler auch nicht
die geringſte Spur von Vorwuͤrfen oder Unwillen
enthielten.

Meinem Bruder ſchrieb ich auch, jedoch in
einem galligtbittern Ton: er antwortete mir nicht. —
Aber Haag, der ehrliche Freund, ſchrieb mir dafuͤr
deſto oͤfterer, und ſeine Briefe goſſen jedesmal bele-
bende Wonne in meine Seele.

Die erſte Exercierzeit z) iſt mir, wie jedem
Soldaten, beſchwerlich gefallen: allein ich uͤberſtand

z) Die Exerzierzeit iſt die Zeit, wo das vollſtaͤndige Re-
giment woͤchentlich fuͤnfmal auf dem Felde exercirt
wird. Unter Friedrichs II. Regierung dauerte ſie ge-
woͤhnlich zwei Monate: der jetzige Koͤnig hat ſie ab-
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[274[284]/0286] Ich wuͤnſche, fuhr er fort, einen recht langen Brief von meinem Sohn zu leſen, und bitte Ew. Hoch- wohlgeboren, ihn denſelben in Ihrer Gegenwart oder in Gegenwart eines andern braven Mannes ſchreiben zu laſſen, damit er gerade ſo ſchreibe, wie es ihm ums Herz iſt, ohne lange herumſinnen und kuͤnſteln zu koͤnnen: ich moͤchte gern aus dem Briefe ſehen, wie er jetzt wohl denkt.“ — Ich ſchrieb die- ſem gemaͤß, in der Stube des Herrn von Muͤfflings an meinen Vater, und dieſer Brief beſaͤnftigte ihn ſo, daß alle ſeine folgenden Briefe an mich, an den Hauptmann und an den D. Semler auch nicht die geringſte Spur von Vorwuͤrfen oder Unwillen enthielten. Meinem Bruder ſchrieb ich auch, jedoch in einem galligtbittern Ton: er antwortete mir nicht. — Aber Haag, der ehrliche Freund, ſchrieb mir dafuͤr deſto oͤfterer, und ſeine Briefe goſſen jedesmal bele- bende Wonne in meine Seele. Die erſte Exercierzeit z) iſt mir, wie jedem Soldaten, beſchwerlich gefallen: allein ich uͤberſtand z) Die Exerzierzeit iſt die Zeit, wo das vollſtaͤndige Re- giment woͤchentlich fuͤnfmal auf dem Felde exercirt wird. Unter Friedrichs II. Regierung dauerte ſie ge- woͤhnlich zwei Monate: der jetzige Koͤnig hat ſie ab- gekuͤrzt.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 274[284]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/286>, abgerufen am 24.11.2024.