Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.stamms hat eben nicht mehr Gewalt, als der nie- In Europa ist das anders. Die fürstliche Wür- Die Revüe war ein rechtes Fest für mich. Ich ſtamms hat eben nicht mehr Gewalt, als der nie- In Europa iſt das anders. Die fuͤrſtliche Wuͤr- Die Revuͤe war ein rechtes Feſt fuͤr mich. Ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0288" n="276[286]"/> ſtamms hat eben nicht mehr Gewalt, als der nie-<lb/> drigſte Sklav, wenn dieſer ſich auf den Thron hin-<lb/> aufſchwingt. So lange der Regent auf dem Throne<lb/> ſitzt, wird er verehrt oder vielmehr knechtiſch ange-<lb/> betet, ſey er auch der aͤrgſte Bube. Der verſtorbene<lb/> Regent aber wird ſogleich verachtet und vergeſſen,<lb/> wenn er auch noch ſo vortreflich regiert hat: das be-<lb/> weißt das Beiſpiel des <hi rendition="#g">Schach Nadir</hi> und <hi rendition="#g">So</hi>-<lb/><hi rendition="#g">limans des Andern</hi>.</p><lb/> <p>In Europa iſt das anders. Die fuͤrſtliche Wuͤr-<lb/> de giebt hier zwar etwas; aber die Ehrfurcht fuͤr den<lb/> Regenten, ſelbſt ſeine Gewalt muß ſich auf perſoͤn-<lb/> liche Eigenſchaften und Verdienſte gruͤnden. Wer<lb/> hat je unumſchraͤnkter regiert, als <hi rendition="#g">Friedrich der<lb/> Zweite</hi>? Und welcher Koͤnig war je ohnmaͤchtiger<lb/> als <hi rendition="#g">Ludwig</hi> <hi rendition="#aq">XV</hi> gegen das Ende ſeines Lebens?<lb/> Er hing ſogar von ſeinem Koch und einem Gaͤrtner-<lb/> maͤdchen ab, und ließ von dieſen ſein Verhalten len-<lb/> ken. Ich mag dieſe Bemerkung nicht weiter aus-<lb/> fuͤhren; aber ſie iſt wahr, und darf beim Unterricht<lb/> der Fuͤrſten-Kinder nicht uͤbergangen werden. Im<lb/> Orient braucht der Regent keine Tugenden; aber im<lb/> Occident <hi rendition="#g">muß</hi> er ſie haben: ſonſt iſt er nicht Regent<lb/> in der That, ſondern blos nach dem Namen. —</p><lb/> <p>Die Revuͤe war ein rechtes Feſt fuͤr mich. Ich<lb/> muſte zwar derbe Maͤrſche thun — man geht in drei<lb/> Maͤrſchen eilf Meilen — allein die Neuheit der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [276[286]/0288]
ſtamms hat eben nicht mehr Gewalt, als der nie-
drigſte Sklav, wenn dieſer ſich auf den Thron hin-
aufſchwingt. So lange der Regent auf dem Throne
ſitzt, wird er verehrt oder vielmehr knechtiſch ange-
betet, ſey er auch der aͤrgſte Bube. Der verſtorbene
Regent aber wird ſogleich verachtet und vergeſſen,
wenn er auch noch ſo vortreflich regiert hat: das be-
weißt das Beiſpiel des Schach Nadir und So-
limans des Andern.
In Europa iſt das anders. Die fuͤrſtliche Wuͤr-
de giebt hier zwar etwas; aber die Ehrfurcht fuͤr den
Regenten, ſelbſt ſeine Gewalt muß ſich auf perſoͤn-
liche Eigenſchaften und Verdienſte gruͤnden. Wer
hat je unumſchraͤnkter regiert, als Friedrich der
Zweite? Und welcher Koͤnig war je ohnmaͤchtiger
als Ludwig XV gegen das Ende ſeines Lebens?
Er hing ſogar von ſeinem Koch und einem Gaͤrtner-
maͤdchen ab, und ließ von dieſen ſein Verhalten len-
ken. Ich mag dieſe Bemerkung nicht weiter aus-
fuͤhren; aber ſie iſt wahr, und darf beim Unterricht
der Fuͤrſten-Kinder nicht uͤbergangen werden. Im
Orient braucht der Regent keine Tugenden; aber im
Occident muß er ſie haben: ſonſt iſt er nicht Regent
in der That, ſondern blos nach dem Namen. —
Die Revuͤe war ein rechtes Feſt fuͤr mich. Ich
muſte zwar derbe Maͤrſche thun — man geht in drei
Maͤrſchen eilf Meilen — allein die Neuheit der
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Zitationshilfe: | Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 276[286]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/288>, abgerufen am 27.07.2024. |