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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Vier und zwanzigstes Kapitel.

Gelehrte Beschäftigung während meines Soldatenstandes.
Etwas über Romanenleserei und Lesebibliotheken.



Ich hatte schon vor der Revüe einige Stundenten zu
unterrichten im Lateinischen und Französischen. Mei-
ne ersten Scholaren waren Herr Salpius, aus der
Mark, Herr Böhm, jetzt Doktor der Medicin in
Berlin, und Herr Gassel aus Westphalen. Nach
und nach erhielt ich mehrere. Wenn einige, welche
ich zu unterrichten die Ehre gehabt habe, ihre Na-
men in meinem Buche nicht finden, so können sie
versichert seyn, daß dies nicht daher rühre, weil ich
sie vergessen hätte, oder es für zu gering hielte, sie
zu nennen: ich verehre vielmehr jeden, der zugleich
mein Freund war, und das sehr aufrichtig; sondern,
weil ich befürchte, manchem Leser lange Weile zu
machen, wenn ich da ein großes Namen-Register
anführen wollte, wobei ich doch weiter nichts zu
sagen hätte, als dem gab ich Stunden im Lateini-
schen, Italiänischen -- Französischen: mit dem las
ich den Livius -- diesen lehrte ich dies, jenen jenes.

Als ich von der Revüe zurück kam, nahm ich
Stadt-Urlaub, das heißt, ich ließ das Traktament

Vier und zwanzigſtes Kapitel.

Gelehrte Beſchaͤftigung waͤhrend meines Soldatenſtandes.
Etwas uͤber Romanenleſerei und Leſebibliotheken.



Ich hatte ſchon vor der Revuͤe einige Stundenten zu
unterrichten im Lateiniſchen und Franzoͤſiſchen. Mei-
ne erſten Scholaren waren Herr Salpius, aus der
Mark, Herr Boͤhm, jetzt Doktor der Medicin in
Berlin, und Herr Gaſſel aus Weſtphalen. Nach
und nach erhielt ich mehrere. Wenn einige, welche
ich zu unterrichten die Ehre gehabt habe, ihre Na-
men in meinem Buche nicht finden, ſo koͤnnen ſie
verſichert ſeyn, daß dies nicht daher ruͤhre, weil ich
ſie vergeſſen haͤtte, oder es fuͤr zu gering hielte, ſie
zu nennen: ich verehre vielmehr jeden, der zugleich
mein Freund war, und das ſehr aufrichtig; ſondern,
weil ich befuͤrchte, manchem Leſer lange Weile zu
machen, wenn ich da ein großes Namen-Regiſter
anfuͤhren wollte, wobei ich doch weiter nichts zu
ſagen haͤtte, als dem gab ich Stunden im Lateini-
ſchen, Italiaͤniſchen — Franzoͤſiſchen: mit dem las
ich den Livius — dieſen lehrte ich dies, jenen jenes.

Als ich von der Revuͤe zuruͤck kam, nahm ich
Stadt-Urlaub, das heißt, ich ließ das Traktament

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[278[288]/0290] Vier und zwanzigſtes Kapitel. Gelehrte Beſchaͤftigung waͤhrend meines Soldatenſtandes. Etwas uͤber Romanenleſerei und Leſebibliotheken. Ich hatte ſchon vor der Revuͤe einige Stundenten zu unterrichten im Lateiniſchen und Franzoͤſiſchen. Mei- ne erſten Scholaren waren Herr Salpius, aus der Mark, Herr Boͤhm, jetzt Doktor der Medicin in Berlin, und Herr Gaſſel aus Weſtphalen. Nach und nach erhielt ich mehrere. Wenn einige, welche ich zu unterrichten die Ehre gehabt habe, ihre Na- men in meinem Buche nicht finden, ſo koͤnnen ſie verſichert ſeyn, daß dies nicht daher ruͤhre, weil ich ſie vergeſſen haͤtte, oder es fuͤr zu gering hielte, ſie zu nennen: ich verehre vielmehr jeden, der zugleich mein Freund war, und das ſehr aufrichtig; ſondern, weil ich befuͤrchte, manchem Leſer lange Weile zu machen, wenn ich da ein großes Namen-Regiſter anfuͤhren wollte, wobei ich doch weiter nichts zu ſagen haͤtte, als dem gab ich Stunden im Lateini- ſchen, Italiaͤniſchen — Franzoͤſiſchen: mit dem las ich den Livius — dieſen lehrte ich dies, jenen jenes. Als ich von der Revuͤe zuruͤck kam, nahm ich Stadt-Urlaub, das heißt, ich ließ das Traktament

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 278[288]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/290>, abgerufen am 24.11.2024.