meine Apostrophe sehr übel, und schimpfte: ich schimpfte auch; endlich kam es zum Katzbalgen, wo denn freilich Meister Dachmann verlohr, und tüch- tig abgedroschen wurde. Nun fanden wir für gut, uns zu entfernen, damit der Lärmen nicht Andere herbeizöge und die Wache uns nicht überraschen möch- te. Wir setzten uns zu Schäfers, und blieben da bis auf den Abend. Allein obgleich Meister Dach- mann seiner eignen Beschimpfung wegen still schwieg, so war die Sache doch durch die Weibsleute und den alten Saufaus Schulz ruchtbar geworden und dem Obristen zu Ohren gekommen. Dieser gab den an- dern Tag unsern Hauptleuten davon Nachricht, und wir spazierten alle drei, den Feldscheerer nicht aus- genommen, in -- Arrest. Von dieser Zeit an wur- de uns Schulzens Haus verboten, worüber ich aber nicht böse ward, weil ich einsah, daß dieses Haus denen, die es besuchten, zum größten Nachtheil ge- reichte.
Im Sommer 1784 war auch ein großer Krieg zwischen den Studenten und dem Prorektor (noch immer wegen der Folgen des Komödiebesuchens) wo- bei gar viele Fenster, besonders die des Antiquarius Specht k) eingeschmissen, und einige Häscher derb
k)Specht war beinahe für die Hallischen Studenten das, was Eulerkapper für die Giesser Bursche war.
meine Apoſtrophe ſehr uͤbel, und ſchimpfte: ich ſchimpfte auch; endlich kam es zum Katzbalgen, wo denn freilich Meiſter Dachmann verlohr, und tuͤch- tig abgedroſchen wurde. Nun fanden wir fuͤr gut, uns zu entfernen, damit der Laͤrmen nicht Andere herbeizoͤge und die Wache uns nicht uͤberraſchen moͤch- te. Wir ſetzten uns zu Schaͤfers, und blieben da bis auf den Abend. Allein obgleich Meiſter Dach- mann ſeiner eignen Beſchimpfung wegen ſtill ſchwieg, ſo war die Sache doch durch die Weibsleute und den alten Saufaus Schulz ruchtbar geworden und dem Obriſten zu Ohren gekommen. Dieſer gab den an- dern Tag unſern Hauptleuten davon Nachricht, und wir ſpazierten alle drei, den Feldſcheerer nicht aus- genommen, in — Arreſt. Von dieſer Zeit an wur- de uns Schulzens Haus verboten, woruͤber ich aber nicht boͤſe ward, weil ich einſah, daß dieſes Haus denen, die es beſuchten, zum groͤßten Nachtheil ge- reichte.
Im Sommer 1784 war auch ein großer Krieg zwiſchen den Studenten und dem Prorektor (noch immer wegen der Folgen des Komoͤdiebeſuchens) wo- bei gar viele Fenſter, beſonders die des Antiquarius Specht k) eingeſchmiſſen, und einige Haͤſcher derb
k)Specht war beinahe fuͤr die Halliſchen Studenten das, was Eulerkapper fuͤr die Gieſſer Burſche war.
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[294[304]/0306]
meine Apoſtrophe ſehr uͤbel, und ſchimpfte: ich
ſchimpfte auch; endlich kam es zum Katzbalgen, wo
denn freilich Meiſter Dachmann verlohr, und tuͤch-
tig abgedroſchen wurde. Nun fanden wir fuͤr gut,
uns zu entfernen, damit der Laͤrmen nicht Andere
herbeizoͤge und die Wache uns nicht uͤberraſchen moͤch-
te. Wir ſetzten uns zu Schaͤfers, und blieben da
bis auf den Abend. Allein obgleich Meiſter Dach-
mann ſeiner eignen Beſchimpfung wegen ſtill ſchwieg,
ſo war die Sache doch durch die Weibsleute und den
alten Saufaus Schulz ruchtbar geworden und dem
Obriſten zu Ohren gekommen. Dieſer gab den an-
dern Tag unſern Hauptleuten davon Nachricht, und
wir ſpazierten alle drei, den Feldſcheerer nicht aus-
genommen, in — Arreſt. Von dieſer Zeit an wur-
de uns Schulzens Haus verboten, woruͤber ich aber
nicht boͤſe ward, weil ich einſah, daß dieſes Haus
denen, die es beſuchten, zum groͤßten Nachtheil ge-
reichte.
Im Sommer 1784 war auch ein großer Krieg
zwiſchen den Studenten und dem Prorektor (noch
immer wegen der Folgen des Komoͤdiebeſuchens) wo-
bei gar viele Fenſter, beſonders die des Antiquarius
Specht k) eingeſchmiſſen, und einige Haͤſcher derb
k) Specht war beinahe fuͤr die Halliſchen Studenten
das, was Eulerkapper fuͤr die Gieſſer Burſche war.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 294[304]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/306>, abgerufen am 24.11.2024.
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