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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Hansw.: Warum nicht gar, ein ehrlicher
Mann! Ein E.. E.. sagten sie, wärt Ihr.

Herr: Vielleicht sagten sie, ich sey ein Ehe-
mann.

Hansw.: Proost die Mahlzeit! Ein E..
E.. sagten sie. (die Mäuler der Zuschauer gingen
noch weiter auf.)

Herr: Nun, was mag denn das seyn, ein
E.. E.. So sags doch, lieber Bigaz!

Hansw.: Je nun, weil Ihrs mit Gewalt
wissen wollt (dem Herrn in die Ohren, aber aus
allen Kräften schreiend) Sie sagten, Ihr wärt ein --
Esel. (Allmächtiges Gelächter und unsinniges Hän-
deklatschen des Pöbels.)

An solchen Possen und kindischem Geschwätz
konnte sich der Pöbel von der niedrigen Klasse wohl
noch vergnügen; aber ich habe da auch Leute stehn
und sich gaudiren sehn, welche Erziehung und Sit-
ten haben wollen. Das war unverzeihlich.

Das Mädchen, welches auf dem Seile tanzte,
war eben nicht häßlich, und hatte auch schon deswe-
gen, daß sie auf dem Seile tanzte, einiges Ansehn.
Eben darum zogen auch die Studenten fleißig nach
dem blauen Hecht, wo die noble Gesellschaft logirte,
machten dem Mädchen ihre Kur, und verjubelten ihr
Geld mit ihr. Eifersüchtig war der Herr Doktor
keinesweges, und der Wirth noch weniger. Ein

Hansw.: Warum nicht gar, ein ehrlicher
Mann! Ein E.. E.. ſagten ſie, waͤrt Ihr.

Herr: Vielleicht ſagten ſie, ich ſey ein Ehe-
mann.

Hansw.: Prooſt die Mahlzeit! Ein E..
E.. ſagten ſie. (die Maͤuler der Zuſchauer gingen
noch weiter auf.)

Herr: Nun, was mag denn das ſeyn, ein
E.. E.. So ſags doch, lieber Bigaz!

Hansw.: Je nun, weil Ihrs mit Gewalt
wiſſen wollt (dem Herrn in die Ohren, aber aus
allen Kraͤften ſchreiend) Sie ſagten, Ihr waͤrt ein —
Eſel. (Allmaͤchtiges Gelaͤchter und unſinniges Haͤn-
deklatſchen des Poͤbels.)

An ſolchen Poſſen und kindiſchem Geſchwaͤtz
konnte ſich der Poͤbel von der niedrigen Klaſſe wohl
noch vergnuͤgen; aber ich habe da auch Leute ſtehn
und ſich gaudiren ſehn, welche Erziehung und Sit-
ten haben wollen. Das war unverzeihlich.

Das Maͤdchen, welches auf dem Seile tanzte,
war eben nicht haͤßlich, und hatte auch ſchon deswe-
gen, daß ſie auf dem Seile tanzte, einiges Anſehn.
Eben darum zogen auch die Studenten fleißig nach
dem blauen Hecht, wo die noble Geſellſchaft logirte,
machten dem Maͤdchen ihre Kur, und verjubelten ihr
Geld mit ihr. Eiferſuͤchtig war der Herr Doktor
keinesweges, und der Wirth noch weniger. Ein

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[387[389]/0391] Hansw.: Warum nicht gar, ein ehrlicher Mann! Ein E.. E.. ſagten ſie, waͤrt Ihr. Herr: Vielleicht ſagten ſie, ich ſey ein Ehe- mann. Hansw.: Prooſt die Mahlzeit! Ein E.. E.. ſagten ſie. (die Maͤuler der Zuſchauer gingen noch weiter auf.) Herr: Nun, was mag denn das ſeyn, ein E.. E.. So ſags doch, lieber Bigaz! Hansw.: Je nun, weil Ihrs mit Gewalt wiſſen wollt (dem Herrn in die Ohren, aber aus allen Kraͤften ſchreiend) Sie ſagten, Ihr waͤrt ein — Eſel. (Allmaͤchtiges Gelaͤchter und unſinniges Haͤn- deklatſchen des Poͤbels.) An ſolchen Poſſen und kindiſchem Geſchwaͤtz konnte ſich der Poͤbel von der niedrigen Klaſſe wohl noch vergnuͤgen; aber ich habe da auch Leute ſtehn und ſich gaudiren ſehn, welche Erziehung und Sit- ten haben wollen. Das war unverzeihlich. Das Maͤdchen, welches auf dem Seile tanzte, war eben nicht haͤßlich, und hatte auch ſchon deswe- gen, daß ſie auf dem Seile tanzte, einiges Anſehn. Eben darum zogen auch die Studenten fleißig nach dem blauen Hecht, wo die noble Geſellſchaft logirte, machten dem Maͤdchen ihre Kur, und verjubelten ihr Geld mit ihr. Eiferſuͤchtig war der Herr Doktor keinesweges, und der Wirth noch weniger. Ein

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 387[389]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/391>, abgerufen am 24.11.2024.