Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.seinem philosophischen System p) zufolge, keine Un- Ich darf meinen Lesern wohl nicht sagen, daß Mein Bruder berichtete mir diese Trauerpost, p) Es giebt wohl schwerlich eine Philosophie, vielweniger
eine Religion, welche die Seele mehr aufheitern kann, als der Pantheismus. Das ist so meine Meinung. Zenos Philosophie konnte Helden hervorbringen, die sich mitten im Unglück noch glücklich fühlten: aber wel- che Männer sollte Spinosas Lehre bilden, wenn sie gemeinnütziger gemacht würde, und wenn das Volk der Pfaffen und der Afterphi[ - 1 Zeichen fehlt]osophen diese trefliche Lehre nicht mit dem Unnamen Atheisterei gebrandmarkt -- und obendrein verdreht hätte? Man sehe nur, wie Brucker, der große Brucker! und selbst der tolerante Bayle die Lehre des Spinosa verhunzt haben! Von andern Wichten, die aus diesen Werken abschrie- ben, ohne die Quellen selbst zu Rathe zu ziehen, mag ich nichts sagen. Spinosas Lehre zeigt Realitäten für die Zukunft: die andern -- nur Ideen. Man lese: Gott! -- Einige Gespräche von Herder. Go- tha 1787. ſeinem philoſophiſchen Syſtem p) zufolge, keine Un- Ich darf meinen Leſern wohl nicht ſagen, daß Mein Bruder berichtete mir dieſe Trauerpoſt, p) Es giebt wohl ſchwerlich eine Philoſophie, vielweniger
eine Religion, welche die Seele mehr aufheitern kann, als der Pantheismus. Das iſt ſo meine Meinung. Zenos Philoſophie konnte Helden hervorbringen, die ſich mitten im Ungluͤck noch gluͤcklich fuͤhlten: aber wel- che Maͤnner ſollte Spinoſas Lehre bilden, wenn ſie gemeinnuͤtziger gemacht wuͤrde, und wenn das Volk der Pfaffen und der Afterphi[ – 1 Zeichen fehlt]oſophen dieſe trefliche Lehre nicht mit dem Unnamen Atheiſterei gebrandmarkt — und obendrein verdreht haͤtte? Man ſehe nur, wie Brucker, der große Brucker! und ſelbſt der tolerante Bayle die Lehre des Spinoſa verhunzt haben! Von andern Wichten, die aus dieſen Werken abſchrie- ben, ohne die Quellen ſelbſt zu Rathe zu ziehen, mag ich nichts ſagen. Spinoſas Lehre zeigt Realitaͤten fuͤr die Zukunft: die andern — nur Ideen. Man leſe: Gott! — Einige Geſpraͤche von Herder. Go- tha 1787. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0394" n="390[392]"/> ſeinem philoſophiſchen Syſtem <note place="foot" n="p)">Es giebt wohl ſchwerlich eine Philoſophie, vielweniger<lb/> eine Religion, welche die Seele mehr aufheitern kann,<lb/> als der Pantheismus. Das iſt ſo meine Meinung.<lb/><hi rendition="#g">Zenos</hi> Philoſophie konnte Helden hervorbringen, die<lb/> ſich mitten im Ungluͤck noch gluͤcklich fuͤhlten: aber wel-<lb/> che Maͤnner ſollte <hi rendition="#g">Spinoſas</hi> Lehre bilden, wenn ſie<lb/> gemeinnuͤtziger gemacht wuͤrde, und wenn das Volk<lb/> der Pfaffen und der Afterphi<gap unit="chars" quantity="1"/>oſophen dieſe trefliche Lehre<lb/> nicht mit dem Unnamen <hi rendition="#g">Atheiſterei</hi> gebrandmarkt<lb/> — und obendrein verdreht haͤtte? Man ſehe nur, wie<lb/><hi rendition="#g">Brucker</hi>, der große Brucker! und ſelbſt der tolerante<lb/><hi rendition="#g">Bayle</hi> die Lehre des <hi rendition="#g">Spinoſa</hi> verhunzt haben!<lb/> Von andern Wichten, die aus dieſen Werken abſchrie-<lb/> ben, ohne die Quellen ſelbſt zu Rathe zu ziehen, mag<lb/> ich nichts ſagen. <hi rendition="#g">Spinoſas</hi> Lehre zeigt Realitaͤten<lb/> fuͤr die Zukunft: die andern — nur Ideen. Man leſe:<lb/><hi rendition="#g">Gott</hi>! — <hi rendition="#g">Einige Geſpraͤche</hi> von <hi rendition="#g">Herder</hi>. Go-<lb/> tha 1787.</note> zufolge, keine Un-<lb/> ruhe fuͤhlen.</p><lb/> <p>Ich darf meinen Leſern wohl nicht ſagen, daß<lb/> ich den Tod meines biedern Vaters ſehr tief gefuͤhlt,<lb/> und ihm viele Thraͤnen geſchenkt habe. Noch jetzt<lb/> ſchmerzt mich ſein Verluſt. — O, uͤber mich! —</p><lb/> <p>Mein Bruder berichtete mir dieſe Trauerpoſt,<lb/> und ſchien in ſeinem Briefe vielen Antheil an meinem<lb/> Schickſal zu nehmen. Er fuͤgte hinzu, er wolle fuͤr<lb/> mich ſorgen; denn mein Vater habe noch etwas An-<lb/> ſehnliches hinterlaſſen. Er hoffe ſein Nachfolger zu<lb/> werden, und dann wollte er mich los machen, und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [390[392]/0394]
ſeinem philoſophiſchen Syſtem p) zufolge, keine Un-
ruhe fuͤhlen.
Ich darf meinen Leſern wohl nicht ſagen, daß
ich den Tod meines biedern Vaters ſehr tief gefuͤhlt,
und ihm viele Thraͤnen geſchenkt habe. Noch jetzt
ſchmerzt mich ſein Verluſt. — O, uͤber mich! —
Mein Bruder berichtete mir dieſe Trauerpoſt,
und ſchien in ſeinem Briefe vielen Antheil an meinem
Schickſal zu nehmen. Er fuͤgte hinzu, er wolle fuͤr
mich ſorgen; denn mein Vater habe noch etwas An-
ſehnliches hinterlaſſen. Er hoffe ſein Nachfolger zu
werden, und dann wollte er mich los machen, und
p) Es giebt wohl ſchwerlich eine Philoſophie, vielweniger
eine Religion, welche die Seele mehr aufheitern kann,
als der Pantheismus. Das iſt ſo meine Meinung.
Zenos Philoſophie konnte Helden hervorbringen, die
ſich mitten im Ungluͤck noch gluͤcklich fuͤhlten: aber wel-
che Maͤnner ſollte Spinoſas Lehre bilden, wenn ſie
gemeinnuͤtziger gemacht wuͤrde, und wenn das Volk
der Pfaffen und der Afterphi_oſophen dieſe trefliche Lehre
nicht mit dem Unnamen Atheiſterei gebrandmarkt
— und obendrein verdreht haͤtte? Man ſehe nur, wie
Brucker, der große Brucker! und ſelbſt der tolerante
Bayle die Lehre des Spinoſa verhunzt haben!
Von andern Wichten, die aus dieſen Werken abſchrie-
ben, ohne die Quellen ſelbſt zu Rathe zu ziehen, mag
ich nichts ſagen. Spinoſas Lehre zeigt Realitaͤten
fuͤr die Zukunft: die andern — nur Ideen. Man leſe:
Gott! — Einige Geſpraͤche von Herder. Go-
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