gen. Er foderte zwar das Tagebuch selbst; allein so gern ich es gleich hingegeben hätte, war es doch nicht so eingerichtet, daß es den Händen eines sol- chen Fürsten hätte können überliefert werden.
Ich sprach beinahe eine halbe Meile mit dem Herzog, indem ich immer neben ihm herging und auf der andern Seite den Generalleutenant von Kalkstein hatte. Endlich kamen wir an ein Dorf und wir mußten uns trennen. "Leb' er wohl, mein Lieber," sagte der Herzog," und in Berlin sehen wir uns wieder. Aber daß ers ja nicht vergißt, mich zu besuchen! Ich bin Soldat: also Sans facon!" Darauf ritt er vorwärts, und sein Stallmeister überreichte mir in seinem Namen ein Goldstück. Da stand ich, und das menschenfreundliche Betragen des herrlichen Fürsten hatte mich so entzückt, daß ich vor Freude denen, die jezt mit mir sprechen wollten, kaum antworten konnte.
Wahrlich, ich weis es recht wohl, daß Für- sten Menschen sind, wie [ - 1 Zeichen fehlt]ir[ - 1 Zeichen fehlt] aber wenn der Mensch durch Tugenden und Vorzüge des Geistes sich der Gottheit nähern kann: welche Ehrfurcht verdient ein Fürst, der bei allen Reizen zum Stolz, zur Despotie und zur Härte, mitten im Haufen der Schmeichler, Muth genug hat, Mensch zu bleiben und seine wohlthätigen, menschenfreundlichen Gesin- nungen nicht nur Andere fühlen zu lassen, sondern
gen. Er foderte zwar das Tagebuch ſelbſt; allein ſo gern ich es gleich hingegeben haͤtte, war es doch nicht ſo eingerichtet, daß es den Haͤnden eines ſol- chen Fuͤrſten haͤtte koͤnnen uͤberliefert werden.
Ich ſprach beinahe eine halbe Meile mit dem Herzog, indem ich immer neben ihm herging und auf der andern Seite den Generalleutenant von Kalkſtein hatte. Endlich kamen wir an ein Dorf und wir mußten uns trennen. „Leb' er wohl, mein Lieber,“ ſagte der Herzog,“ und in Berlin ſehen wir uns wieder. Aber daß ers ja nicht vergißt, mich zu beſuchen! Ich bin Soldat: alſo Sans façon!“ Darauf ritt er vorwaͤrts, und ſein Stallmeiſter uͤberreichte mir in ſeinem Namen ein Goldſtuͤck. Da ſtand ich, und das menſchenfreundliche Betragen des herrlichen Fuͤrſten hatte mich ſo entzuͤckt, daß ich vor Freude denen, die jezt mit mir ſprechen wollten, kaum antworten konnte.
Wahrlich, ich weis es recht wohl, daß Fuͤr- ſten Menſchen ſind, wie [ – 1 Zeichen fehlt]ir[ – 1 Zeichen fehlt] aber wenn der Menſch durch Tugenden und Vorzuͤge des Geiſtes ſich der Gottheit naͤhern kann: welche Ehrfurcht verdient ein Fuͤrſt, der bei allen Reizen zum Stolz, zur Deſpotie und zur Haͤrte, mitten im Haufen der Schmeichler, Muth genug hat, Menſch zu bleiben und ſeine wohlthaͤtigen, menſchenfreundlichen Geſin- nungen nicht nur Andere fuͤhlen zu laſſen, ſondern
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[454[456]/0458]
gen. Er foderte zwar das Tagebuch ſelbſt; allein
ſo gern ich es gleich hingegeben haͤtte, war es doch
nicht ſo eingerichtet, daß es den Haͤnden eines ſol-
chen Fuͤrſten haͤtte koͤnnen uͤberliefert werden.
Ich ſprach beinahe eine halbe Meile mit dem
Herzog, indem ich immer neben ihm herging und
auf der andern Seite den Generalleutenant von
Kalkſtein hatte. Endlich kamen wir an ein Dorf
und wir mußten uns trennen. „Leb' er wohl, mein
Lieber,“ ſagte der Herzog,“ und in Berlin ſehen
wir uns wieder. Aber daß ers ja nicht vergißt, mich
zu beſuchen! Ich bin Soldat: alſo Sans façon!“
Darauf ritt er vorwaͤrts, und ſein Stallmeiſter
uͤberreichte mir in ſeinem Namen ein Goldſtuͤck. Da
ſtand ich, und das menſchenfreundliche Betragen des
herrlichen Fuͤrſten hatte mich ſo entzuͤckt, daß ich
vor Freude denen, die jezt mit mir ſprechen wollten,
kaum antworten konnte.
Wahrlich, ich weis es recht wohl, daß Fuͤr-
ſten Menſchen ſind, wie _ir_ aber wenn der Menſch
durch Tugenden und Vorzuͤge des Geiſtes ſich der
Gottheit naͤhern kann: welche Ehrfurcht verdient
ein Fuͤrſt, der bei allen Reizen zum Stolz, zur
Deſpotie und zur Haͤrte, mitten im Haufen der
Schmeichler, Muth genug hat, Menſch zu bleiben
und ſeine wohlthaͤtigen, menſchenfreundlichen Geſin-
nungen nicht nur Andere fuͤhlen zu laſſen, ſondern
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 454[456]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/458>, abgerufen am 21.11.2024.
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