dentische Ausdrücke wegbleiben können. Allein ich sollte ja derb schreiben, und in welchem Tone schreibt man wohl derber, als im Burschenton, mit Einmi- schung solcher Wörter und Ausdrücke, wie die gerüg- ten sind? Ich weis, daß Mancher blos wegen der derben ungehobelten Schreibart diese Schrift gekauft hat. Es giebt eine Klasse von Lesern, und diese ist bei weitem die stärkste, welche einen derben Ton wohl leiden mag, und die nicht so delikat ist, als die Herren Kunstrichter, die freilich auch nicht im- mer die höflichsten sind. Das war aber ein Fehler, den ich gern einräume.
Fürs andere habe ich auch ohne Noth, blos weil Gelegenheit dazu da war, manche Leute, nicht eben grosse würdige Männer, in ein sehr unvor- theilhaftes Licht gestellt. Das war Unrecht! In mei- ner eignen Biographie -- wenn diese anders voll- ständig werden sollte -- mußte ich das thun: allein in einer Widerlegung der Bahrdtischen Lebensbe- schreibung waren die Anekdoten vom Herrn Profes- sor Schulz, die weitere Ausführung des Karakters des D.Bechtold, die Schilderung des Kanzlers Koch, und andere dergleichen Dinge entbehrlich. Ich sage nicht, daß sie falsch sind: ich bekenne nur, daß sie entbehrlich waren. Aber ich sollte ja derb schrei- ben, und Interesse hinein bringen: so wollt es ja Herr Herold, Herrn Hendels Correktor! Und was
dentiſche Ausdruͤcke wegbleiben koͤnnen. Allein ich ſollte ja derb ſchreiben, und in welchem Tone ſchreibt man wohl derber, als im Burſchenton, mit Einmi- ſchung ſolcher Woͤrter und Ausdruͤcke, wie die geruͤg- ten ſind? Ich weis, daß Mancher blos wegen der derben ungehobelten Schreibart dieſe Schrift gekauft hat. Es giebt eine Klaſſe von Leſern, und dieſe iſt bei weitem die ſtaͤrkſte, welche einen derben Ton wohl leiden mag, und die nicht ſo delikat iſt, als die Herren Kunſtrichter, die freilich auch nicht im- mer die hoͤflichſten ſind. Das war aber ein Fehler, den ich gern einraͤume.
Fuͤrs andere habe ich auch ohne Noth, blos weil Gelegenheit dazu da war, manche Leute, nicht eben groſſe wuͤrdige Maͤnner, in ein ſehr unvor- theilhaftes Licht geſtellt. Das war Unrecht! In mei- ner eignen Biographie — wenn dieſe anders voll- ſtaͤndig werden ſollte — mußte ich das thun: allein in einer Widerlegung der Bahrdtiſchen Lebensbe- ſchreibung waren die Anekdoten vom Herrn Profeſ- ſor Schulz, die weitere Ausfuͤhrung des Karakters des D.Bechtold, die Schilderung des Kanzlers Koch, und andere dergleichen Dinge entbehrlich. Ich ſage nicht, daß ſie falſch ſind: ich bekenne nur, daß ſie entbehrlich waren. Aber ich ſollte ja derb ſchrei- ben, und Intereſſe hinein bringen: ſo wollt es ja Herr Herold, Herrn Hendels Correktor! Und was
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[485[487]/0489]
dentiſche Ausdruͤcke wegbleiben koͤnnen. Allein ich
ſollte ja derb ſchreiben, und in welchem Tone ſchreibt
man wohl derber, als im Burſchenton, mit Einmi-
ſchung ſolcher Woͤrter und Ausdruͤcke, wie die geruͤg-
ten ſind? Ich weis, daß Mancher blos wegen der
derben ungehobelten Schreibart dieſe Schrift gekauft
hat. Es giebt eine Klaſſe von Leſern, und dieſe iſt
bei weitem die ſtaͤrkſte, welche einen derben Ton
wohl leiden mag, und die nicht ſo delikat iſt, als die
Herren Kunſtrichter, die freilich auch nicht im-
mer die hoͤflichſten ſind. Das war aber ein Fehler,
den ich gern einraͤume.
Fuͤrs andere habe ich auch ohne Noth, blos weil
Gelegenheit dazu da war, manche Leute, nicht eben
groſſe wuͤrdige Maͤnner, in ein ſehr unvor-
theilhaftes Licht geſtellt. Das war Unrecht! In mei-
ner eignen Biographie — wenn dieſe anders voll-
ſtaͤndig werden ſollte — mußte ich das thun: allein
in einer Widerlegung der Bahrdtiſchen Lebensbe-
ſchreibung waren die Anekdoten vom Herrn Profeſ-
ſor Schulz, die weitere Ausfuͤhrung des Karakters
des D. Bechtold, die Schilderung des Kanzlers
Koch, und andere dergleichen Dinge entbehrlich. Ich
ſage nicht, daß ſie falſch ſind: ich bekenne nur, daß
ſie entbehrlich waren. Aber ich ſollte ja derb ſchrei-
ben, und Intereſſe hinein bringen: ſo wollt es ja
Herr Herold, Herrn Hendels Correktor! Und was
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 485[487]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/489>, abgerufen am 21.11.2024.
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