Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

immer behalten. Zwar hätte Herr Bispink böse wer-
den können, da ich eine Begebenheit, die ihn betraf,
zwar nicht ihm zum Nachtheil, auch nicht aus Er-
dichtung, aber doch nicht so, wie sie eigentlich war,
vorgestellt hatte. Allein Herr Bispink nahm von
dem Dinge keine Notiz, und blieb nach wie vor
mein Freund.

Ich entdeckte ihm, in seiner neuen Lage, mein
Vorhaben, meine Lebensgeschichte zu schreiben, und
zeigte ihm den Plan an, den ich befolgen wollte. Er
billigte ihn, und versprach, den Verlag davon selbst
zu übernehmen. Ich fing also an, zu arbeiten, und
gegenwärtiges Werkchen kam, troz der Exerzierzeit,
in vier Monaten zu Stande. Ob es dabei dem Pu-
blikum nun auch das seyn werde, was ich gern wollte,
daß es seyn möchte, muß erst die Zeit lehren. Zwar
werden die Herren Recensenten eben nicht überall
gut darauf zu sprechen seyn; denn ich habe Manches
von den Universitäten und den Universitätern gesagt,
das ihnen schwerlich behagen wird. Wie könnte ich
z. B. auf Unpartheilichkeit in Göttingen rechnen,
da ich einen Leß und Pütter nicht zum rühmlichsten
geschildert habe! Hier mich ohne Winkelzüge loben,
hieß ja mein Urtheil über diese Herren bestätigen:
und dazu wissen die Herren Gelehrten, -- auf einen
ähnlichen Nothfall, -- für einander zu gut zu le-

immer behalten. Zwar haͤtte Herr Bispink boͤſe wer-
den koͤnnen, da ich eine Begebenheit, die ihn betraf,
zwar nicht ihm zum Nachtheil, auch nicht aus Er-
dichtung, aber doch nicht ſo, wie ſie eigentlich war,
vorgeſtellt hatte. Allein Herr Bispink nahm von
dem Dinge keine Notiz, und blieb nach wie vor
mein Freund.

Ich entdeckte ihm, in ſeiner neuen Lage, mein
Vorhaben, meine Lebensgeſchichte zu ſchreiben, und
zeigte ihm den Plan an, den ich befolgen wollte. Er
billigte ihn, und verſprach, den Verlag davon ſelbſt
zu uͤbernehmen. Ich fing alſo an, zu arbeiten, und
gegenwaͤrtiges Werkchen kam, troz der Exerzierzeit,
in vier Monaten zu Stande. Ob es dabei dem Pu-
blikum nun auch das ſeyn werde, was ich gern wollte,
daß es ſeyn moͤchte, muß erſt die Zeit lehren. Zwar
werden die Herren Recenſenten eben nicht uͤberall
gut darauf zu ſprechen ſeyn; denn ich habe Manches
von den Univerſitaͤten und den Univerſitaͤtern geſagt,
das ihnen ſchwerlich behagen wird. Wie koͤnnte ich
z. B. auf Unpartheilichkeit in Goͤttingen rechnen,
da ich einen Leß und Puͤtter nicht zum ruͤhmlichſten
geſchildert habe! Hier mich ohne Winkelzuͤge loben,
hieß ja mein Urtheil uͤber dieſe Herren beſtaͤtigen:
und dazu wiſſen die Herren Gelehrten, — auf einen
aͤhnlichen Nothfall, — fuͤr einander zu gut zu le-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0506" n="502[504]"/>
immer behalten. Zwar ha&#x0364;tte Herr Bispink bo&#x0364;&#x017F;e wer-<lb/>
den ko&#x0364;nnen, da ich eine Begebenheit, die ihn betraf,<lb/>
zwar nicht ihm zum Nachtheil, auch nicht aus Er-<lb/>
dichtung, aber doch nicht &#x017F;o, wie &#x017F;ie eigentlich war,<lb/>
vorge&#x017F;tellt hatte. Allein Herr <hi rendition="#g">Bispink</hi> nahm von<lb/>
dem Dinge keine Notiz, und blieb nach wie vor<lb/>
mein Freund.</p><lb/>
        <p>Ich entdeckte ihm, in &#x017F;einer neuen Lage, mein<lb/>
Vorhaben, meine Lebensge&#x017F;chichte zu &#x017F;chreiben, und<lb/>
zeigte ihm den Plan an, den ich befolgen wollte. Er<lb/>
billigte ihn, und ver&#x017F;prach, den Verlag davon &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zu u&#x0364;bernehmen. Ich fing al&#x017F;o an, zu arbeiten, und<lb/>
gegenwa&#x0364;rtiges Werkchen kam, troz der Exerzierzeit,<lb/>
in vier Monaten zu Stande. Ob es dabei dem Pu-<lb/>
blikum nun auch das &#x017F;eyn werde, was ich gern wollte,<lb/>
daß es &#x017F;eyn mo&#x0364;chte, muß er&#x017F;t die Zeit lehren. Zwar<lb/>
werden die Herren Recen&#x017F;enten eben nicht u&#x0364;berall<lb/>
gut darauf zu &#x017F;prechen &#x017F;eyn; denn ich habe Manches<lb/>
von den Univer&#x017F;ita&#x0364;ten und den Univer&#x017F;ita&#x0364;tern ge&#x017F;agt,<lb/>
das ihnen &#x017F;chwerlich behagen wird. Wie ko&#x0364;nnte ich<lb/>
z. B. auf Unpartheilichkeit in <hi rendition="#g">Go&#x0364;ttingen</hi> rechnen,<lb/>
da ich einen <hi rendition="#g">Leß</hi> und <hi rendition="#g">Pu&#x0364;tter</hi> nicht zum ru&#x0364;hmlich&#x017F;ten<lb/>
ge&#x017F;childert habe! Hier mich ohne Winkelzu&#x0364;ge loben,<lb/>
hieß ja mein Urtheil u&#x0364;ber die&#x017F;e Herren be&#x017F;ta&#x0364;tigen:<lb/>
und dazu wi&#x017F;&#x017F;en die Herren Gelehrten, &#x2014; auf einen<lb/>
a&#x0364;hnlichen Nothfall, &#x2014; fu&#x0364;r einander zu gut zu le-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[502[504]/0506] immer behalten. Zwar haͤtte Herr Bispink boͤſe wer- den koͤnnen, da ich eine Begebenheit, die ihn betraf, zwar nicht ihm zum Nachtheil, auch nicht aus Er- dichtung, aber doch nicht ſo, wie ſie eigentlich war, vorgeſtellt hatte. Allein Herr Bispink nahm von dem Dinge keine Notiz, und blieb nach wie vor mein Freund. Ich entdeckte ihm, in ſeiner neuen Lage, mein Vorhaben, meine Lebensgeſchichte zu ſchreiben, und zeigte ihm den Plan an, den ich befolgen wollte. Er billigte ihn, und verſprach, den Verlag davon ſelbſt zu uͤbernehmen. Ich fing alſo an, zu arbeiten, und gegenwaͤrtiges Werkchen kam, troz der Exerzierzeit, in vier Monaten zu Stande. Ob es dabei dem Pu- blikum nun auch das ſeyn werde, was ich gern wollte, daß es ſeyn moͤchte, muß erſt die Zeit lehren. Zwar werden die Herren Recenſenten eben nicht uͤberall gut darauf zu ſprechen ſeyn; denn ich habe Manches von den Univerſitaͤten und den Univerſitaͤtern geſagt, das ihnen ſchwerlich behagen wird. Wie koͤnnte ich z. B. auf Unpartheilichkeit in Goͤttingen rechnen, da ich einen Leß und Puͤtter nicht zum ruͤhmlichſten geſchildert habe! Hier mich ohne Winkelzuͤge loben, hieß ja mein Urtheil uͤber dieſe Herren beſtaͤtigen: und dazu wiſſen die Herren Gelehrten, — auf einen aͤhnlichen Nothfall, — fuͤr einander zu gut zu le-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/506
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 502[504]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/506>, abgerufen am 21.11.2024.