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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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gewußt haben, wohin es sich sonst wenden sollte.
Daß ich ihre Schreiberey ohne Antwort liegen ließe,
versteht sich von selbst.

Für unsre Seelen sorgte man in diesem Lager
auch. Wir hatten nämlich lange keinen Gottes-
dienst gehabt, und die Herren Feldprediger der
meisten Regimenter hatten eben nicht sehr darauf
gedrungen. Aber nun sollten auch unsre Seelen
einmal wieder erquickt werden: und so mußten die
Feldprediger an einem Sonnabend eine Predigt hal-
ten, wobey man das Lied: Was Gott thut, das
ist wohl gethan -- absang. Es war gegen Abend
an einem höchst schwülen Tage, und dieß machte,
daß alle Soldaten alle Donnerwetter zusammen-
fluchten, daß man sie um der sakkermentschen Pre-
digt willen *) gezwungen hätte, sich anzuziehen,
und da in der größten Hitze eine Stunde lang hin-
zustehen. Die Predigten handelten von der Er-
gebung in den göttlichen Willen, und man merkte
es bald, daß ihre Komposition in die Hundstage
fiel. -- Das war aber auch der erste und der lezte
Gottesdienst für diesen Feldzug.


*) Ich muß in der Fortsetzung, wenn ich nämlich auf meinen
Aufenthalt in Frankreich komme, eine noch derbere Sprache
nachsprechen: also wird man mir auch diesen Ausdruck, den
ich aus dem Munde der Soldaten anführe, zu gute hal-
ten.

gewußt haben, wohin es ſich ſonſt wenden ſollte.
Daß ich ihre Schreiberey ohne Antwort liegen ließe,
verſteht ſich von ſelbſt.

Fuͤr unſre Seelen ſorgte man in dieſem Lager
auch. Wir hatten naͤmlich lange keinen Gottes-
dienſt gehabt, und die Herren Feldprediger der
meiſten Regimenter hatten eben nicht ſehr darauf
gedrungen. Aber nun ſollten auch unſre Seelen
einmal wieder erquickt werden: und ſo mußten die
Feldprediger an einem Sonnabend eine Predigt hal-
ten, wobey man das Lied: Was Gott thut, das
iſt wohl gethan — abſang. Es war gegen Abend
an einem hoͤchſt ſchwuͤlen Tage, und dieß machte,
daß alle Soldaten alle Donnerwetter zuſammen-
fluchten, daß man ſie um der ſakkermentſchen Pre-
digt willen *) gezwungen haͤtte, ſich anzuziehen,
und da in der groͤßten Hitze eine Stunde lang hin-
zuſtehen. Die Predigten handelten von der Er-
gebung in den goͤttlichen Willen, und man merkte
es bald, daß ihre Kompoſition in die Hundstage
fiel. — Das war aber auch der erſte und der lezte
Gottesdienſt fuͤr dieſen Feldzug.


*) Ich muß in der Fortſetzung, wenn ich naͤmlich auf meinen
Aufenthalt in Frankreich komme, eine noch derbere Sprache
nachſprechen: alſo wird man mir auch dieſen Ausdruck, den
ich aus dem Munde der Soldaten anfuͤhre, zu gute hal-
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[95/0107] gewußt haben, wohin es ſich ſonſt wenden ſollte. Daß ich ihre Schreiberey ohne Antwort liegen ließe, verſteht ſich von ſelbſt. Fuͤr unſre Seelen ſorgte man in dieſem Lager auch. Wir hatten naͤmlich lange keinen Gottes- dienſt gehabt, und die Herren Feldprediger der meiſten Regimenter hatten eben nicht ſehr darauf gedrungen. Aber nun ſollten auch unſre Seelen einmal wieder erquickt werden: und ſo mußten die Feldprediger an einem Sonnabend eine Predigt hal- ten, wobey man das Lied: Was Gott thut, das iſt wohl gethan — abſang. Es war gegen Abend an einem hoͤchſt ſchwuͤlen Tage, und dieß machte, daß alle Soldaten alle Donnerwetter zuſammen- fluchten, daß man ſie um der ſakkermentſchen Pre- digt willen *) gezwungen haͤtte, ſich anzuziehen, und da in der groͤßten Hitze eine Stunde lang hin- zuſtehen. Die Predigten handelten von der Er- gebung in den goͤttlichen Willen, und man merkte es bald, daß ihre Kompoſition in die Hundstage fiel. — Das war aber auch der erſte und der lezte Gottesdienſt fuͤr dieſen Feldzug. *) Ich muß in der Fortſetzung, wenn ich naͤmlich auf meinen Aufenthalt in Frankreich komme, eine noch derbere Sprache nachſprechen: alſo wird man mir auch dieſen Ausdruck, den ich aus dem Munde der Soldaten anfuͤhre, zu gute hal- ten.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/107>, abgerufen am 16.05.2024.