Auf allen Dörfern blieben Kranke zurück, die denn meistentheils aus Mangel an Pflege und Nahrung jämmerlich umkamen.
Siebzehntes Kapitel.
Fortsetzung des vorigen.
Den 8ten Oktober mußte der Befehl gegeben wer- den, die Dörfer in der Gegend auszuplündern. Viele unsrer Leute glaubten, das sey die Folge ei- nes geringen Angriffs der Franzosen auf die Oest- reicher, und meynten, daß man auf diese Art je- nes Unrecht (man denke doch!) durch Plünderung der armen Bauren rächen wollte. Allein dieser Gedanke war falsch: denn blos der große Mangel an Nahrung für Menschen und Vieh, und beson- ders für das Hauptquartier, nöthigte den Herzog von Braunschweig, diesen sonst menschenfreundlich denkenden Fürsten, die Ausplünderung von etwa neun Dörfern zu befehlen, welche auch durch meh- rere Bataillons Jufauterie und Husaren ausge- führt wurde.
Der Herzog hatte zwar befohlen, daß man strenge Mannszucht halten, und beym Plündern niemand beleidigen sollte. Aber man bedenke, ob
Auf allen Doͤrfern blieben Kranke zuruͤck, die denn meiſtentheils aus Mangel an Pflege und Nahrung jaͤmmerlich umkamen.
Siebzehntes Kapitel.
Fortſetzung des vorigen.
Den 8ten Oktober mußte der Befehl gegeben wer- den, die Doͤrfer in der Gegend auszupluͤndern. Viele unſrer Leute glaubten, das ſey die Folge ei- nes geringen Angriffs der Franzoſen auf die Oeſt- reicher, und meynten, daß man auf dieſe Art je- nes Unrecht (man denke doch!) durch Pluͤnderung der armen Bauren raͤchen wollte. Allein dieſer Gedanke war falſch: denn blos der große Mangel an Nahrung fuͤr Menſchen und Vieh, und beſon- ders fuͤr das Hauptquartier, noͤthigte den Herzog von Braunſchweig, dieſen ſonſt menſchenfreundlich denkenden Fuͤrſten, die Auspluͤnderung von etwa neun Doͤrfern zu befehlen, welche auch durch meh- rere Bataillons Jufauterie und Huſaren ausge- fuͤhrt wurde.
Der Herzog hatte zwar befohlen, daß man ſtrenge Mannszucht halten, und beym Pluͤndern niemand beleidigen ſollte. Aber man bedenke, ob
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0212"n="200"/><p>Auf allen Doͤrfern blieben Kranke zuruͤck, die<lb/>
denn meiſtentheils aus Mangel an Pflege und<lb/>
Nahrung jaͤmmerlich umkamen.</p></div><lb/><divn="1"><head>Siebzehntes Kapitel.</head><lb/><p><hirendition="#g">Fortſetzung des vorigen</hi>.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">D</hi>en 8ten Oktober mußte der Befehl gegeben wer-<lb/>
den, die Doͤrfer in der Gegend auszupluͤndern.<lb/>
Viele unſrer Leute glaubten, das ſey die Folge ei-<lb/>
nes geringen Angriffs der Franzoſen auf die Oeſt-<lb/>
reicher, und meynten, daß man auf dieſe Art je-<lb/>
nes Unrecht (man denke doch!) durch Pluͤnderung<lb/>
der armen Bauren raͤchen wollte. Allein dieſer<lb/>
Gedanke war falſch: denn blos der große Mangel<lb/>
an Nahrung fuͤr Menſchen und Vieh, und beſon-<lb/>
ders fuͤr das Hauptquartier, noͤthigte den Herzog<lb/>
von Braunſchweig, dieſen ſonſt menſchenfreundlich<lb/>
denkenden Fuͤrſten, die Auspluͤnderung von etwa<lb/>
neun Doͤrfern zu befehlen, welche auch durch meh-<lb/>
rere Bataillons Jufauterie und Huſaren ausge-<lb/>
fuͤhrt wurde.</p><lb/><p>Der Herzog hatte zwar befohlen, daß man<lb/>ſtrenge Mannszucht halten, und beym Pluͤndern<lb/>
niemand beleidigen ſollte. Aber man bedenke, ob<lb/></p></div></body></text></TEI>
[200/0212]
Auf allen Doͤrfern blieben Kranke zuruͤck, die
denn meiſtentheils aus Mangel an Pflege und
Nahrung jaͤmmerlich umkamen.
Siebzehntes Kapitel.
Fortſetzung des vorigen.
Den 8ten Oktober mußte der Befehl gegeben wer-
den, die Doͤrfer in der Gegend auszupluͤndern.
Viele unſrer Leute glaubten, das ſey die Folge ei-
nes geringen Angriffs der Franzoſen auf die Oeſt-
reicher, und meynten, daß man auf dieſe Art je-
nes Unrecht (man denke doch!) durch Pluͤnderung
der armen Bauren raͤchen wollte. Allein dieſer
Gedanke war falſch: denn blos der große Mangel
an Nahrung fuͤr Menſchen und Vieh, und beſon-
ders fuͤr das Hauptquartier, noͤthigte den Herzog
von Braunſchweig, dieſen ſonſt menſchenfreundlich
denkenden Fuͤrſten, die Auspluͤnderung von etwa
neun Doͤrfern zu befehlen, welche auch durch meh-
rere Bataillons Jufauterie und Huſaren ausge-
fuͤhrt wurde.
Der Herzog hatte zwar befohlen, daß man
ſtrenge Mannszucht halten, und beym Pluͤndern
niemand beleidigen ſollte. Aber man bedenke, ob
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/212>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.