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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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schimpung und Verachtung preisgeben, dadurch
selbst bey ihren Unterthanen immer mehr an Ansehn
verlieren, lächerlich werden, ja, nach und nach
bey ihnen den Gedanken und den Muth erregen, es
der bekriegten aber freyen Nation nachzumachen,
und sich von der oft beschimpfenden und widersin-
nigen Vormundschaft eines Menschen zu befreyen,
der wohl leicht selbst mehr als sie eines Vormunds
zuweilen noch bedürfte. u. dgl.

Frankreich hat das alles klar und mächtig be-
wiesen, wenn gleich einige politische Queerseher
haben ihres Gleichen weis machen wollen: daß
Belladonna und die Guillotine die französischen
Soldaten habe die Gefahren verachten und den
Feind überall tapfer angreifen machen. Aber wehe
über das Hirn dieser armseligen politischen Schlu-
cker! Tyranney soll tapfer machen!! -- Braver
Moncey, und du ehrwürdiger Dampier, edler
Beaurepaire, und all ihr würdigen Vertheidiger
eures Vaterlandes gegen so viel Feinde, -- Ihr,
deren Blut für das hohe Kleinod der Freyheit versprizt
ist, Ihr also habt euer Leben aufgeopfert aus Furcht
vor der Guillotine? Das können nur die Philo-
sophen, die Höflinge und die Minister zu Schilda
glauben! Aber ein Mensch, der Menschenverstand
hat, und nur etwas historische Kenntnisse besizt, hat
hier andre Gedanken: er denkt, daß Druck und Drang

ſchimpung und Verachtung preisgeben, dadurch
ſelbſt bey ihren Unterthanen immer mehr an Anſehn
verlieren, laͤcherlich werden, ja, nach und nach
bey ihnen den Gedanken und den Muth erregen, es
der bekriegten aber freyen Nation nachzumachen,
und ſich von der oft beſchimpfenden und widerſin-
nigen Vormundſchaft eines Menſchen zu befreyen,
der wohl leicht ſelbſt mehr als ſie eines Vormunds
zuweilen noch beduͤrfte. u. dgl.

Frankreich hat das alles klar und maͤchtig be-
wieſen, wenn gleich einige politiſche Queerſeher
haben ihres Gleichen weis machen wollen: daß
Belladonna und die Guillotine die franzoͤſiſchen
Soldaten habe die Gefahren verachten und den
Feind uͤberall tapfer angreifen machen. Aber wehe
uͤber das Hirn dieſer armſeligen politiſchen Schlu-
cker! Tyranney ſoll tapfer machen!! — Braver
Moncey, und du ehrwuͤrdiger Dampier, edler
Beaurepaire, und all ihr wuͤrdigen Vertheidiger
eures Vaterlandes gegen ſo viel Feinde, — Ihr,
deren Blut fuͤr das hohe Kleinod der Freyheit verſprizt
iſt, Ihr alſo habt euer Leben aufgeopfert aus Furcht
vor der Guillotine? Das koͤnnen nur die Philo-
ſophen, die Hoͤflinge und die Miniſter zu Schilda
glauben! Aber ein Menſch, der Menſchenverſtand
hat, und nur etwas hiſtoriſche Kenntniſſe beſizt, hat
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[223/0235] ſchimpung und Verachtung preisgeben, dadurch ſelbſt bey ihren Unterthanen immer mehr an Anſehn verlieren, laͤcherlich werden, ja, nach und nach bey ihnen den Gedanken und den Muth erregen, es der bekriegten aber freyen Nation nachzumachen, und ſich von der oft beſchimpfenden und widerſin- nigen Vormundſchaft eines Menſchen zu befreyen, der wohl leicht ſelbſt mehr als ſie eines Vormunds zuweilen noch beduͤrfte. u. dgl. Frankreich hat das alles klar und maͤchtig be- wieſen, wenn gleich einige politiſche Queerſeher haben ihres Gleichen weis machen wollen: daß Belladonna und die Guillotine die franzoͤſiſchen Soldaten habe die Gefahren verachten und den Feind uͤberall tapfer angreifen machen. Aber wehe uͤber das Hirn dieſer armſeligen politiſchen Schlu- cker! Tyranney ſoll tapfer machen!! — Braver Moncey, und du ehrwuͤrdiger Dampier, edler Beaurepaire, und all ihr wuͤrdigen Vertheidiger eures Vaterlandes gegen ſo viel Feinde, — Ihr, deren Blut fuͤr das hohe Kleinod der Freyheit verſprizt iſt, Ihr alſo habt euer Leben aufgeopfert aus Furcht vor der Guillotine? Das koͤnnen nur die Philo- ſophen, die Hoͤflinge und die Miniſter zu Schilda glauben! Aber ein Menſch, der Menſchenverſtand hat, und nur etwas hiſtoriſche Kenntniſſe beſizt, hat hier andre Gedanken: er denkt, daß Druck und Drang

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/235>, abgerufen am 16.05.2024.