Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

ihm gesagt: es schiene ihm, daß das nicht mehr
die alten Preußen wären, welche sich ehedem so be-
rühmt gemacht hätten. Der Aide de camp erwie-
derte: "O ja, mein General, es sind wohl noch
die alten Preußen, aber es sind nicht mehr die al-
ten Franzosen! Lingueville's Rede ist nicht belei-
digend, und die Antwort des Adjutanten enthält
ja ein wahres Lob auf die Preußen! Sollte das Hr.
von Beulwitz nicht gefühlt haben?

Die 13 Emigrirte, welche im Spital zu Ver-
dun gefunden wurden, verlohren hernach ihr Leben
(nach S. 249) auf der Guillotine. Da man die-
ses leicht vermuthen konnte, indem man die schar-
fen Gesetze der französischen Nation gegen die Emi-
grirten kannte, so hätte man diese armen Teufel
fortschaffen sollen, und sie dadurch dem Tode ent-
ziehen. Es sind gar viel Emigrirte durch die Nach-
läßigkeit der deutschen Truppen den Franzosen in
die Hände gefallen, und haben als Hochverräther
an ihrer Nation ihr Ende auf dem Blutgerüste ge-
funden.

Dem General Dupuch läßt Hr. von Beul-
witz
alle Gerechtigkeit wiederfahren, wird aber
böse, daß der Kommissär Chuppi, der Sohn
eines Schusters (wie wenn der Sohn eines Schu-
sters nicht eben so gut, wenn nach neuerer Erfah-
rung nicht noch besser, eine militärische Stelle be-

ihm geſagt: es ſchiene ihm, daß das nicht mehr
die alten Preußen waͤren, welche ſich ehedem ſo be-
ruͤhmt gemacht haͤtten. Der Aide de camp erwie-
derte: „O ja, mein General, es ſind wohl noch
die alten Preußen, aber es ſind nicht mehr die al-
ten Franzoſen! Lingueville's Rede iſt nicht belei-
digend, und die Antwort des Adjutanten enthaͤlt
ja ein wahres Lob auf die Preußen! Sollte das Hr.
von Beulwitz nicht gefuͤhlt haben?

Die 13 Emigrirte, welche im Spital zu Ver-
dun gefunden wurden, verlohren hernach ihr Leben
(nach S. 249) auf der Guillotine. Da man die-
ſes leicht vermuthen konnte, indem man die ſchar-
fen Geſetze der franzoͤſiſchen Nation gegen die Emi-
grirten kannte, ſo haͤtte man dieſe armen Teufel
fortſchaffen ſollen, und ſie dadurch dem Tode ent-
ziehen. Es ſind gar viel Emigrirte durch die Nach-
laͤßigkeit der deutſchen Truppen den Franzoſen in
die Haͤnde gefallen, und haben als Hochverraͤther
an ihrer Nation ihr Ende auf dem Blutgeruͤſte ge-
funden.

Dem General Dupuch laͤßt Hr. von Beul-
witz
alle Gerechtigkeit wiederfahren, wird aber
boͤſe, daß der Kommiſſaͤr Chuppi, der Sohn
eines Schuſters (wie wenn der Sohn eines Schu-
ſters nicht eben ſo gut, wenn nach neuerer Erfah-
rung nicht noch beſſer, eine militaͤriſche Stelle be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0242" n="230"/>
ihm ge&#x017F;agt: es &#x017F;chiene ihm, daß das nicht mehr<lb/>
die alten Preußen wa&#x0364;ren, welche &#x017F;ich ehedem &#x017F;o be-<lb/>
ru&#x0364;hmt gemacht ha&#x0364;tten. Der <hi rendition="#aq">Aide de camp</hi> erwie-<lb/>
derte: &#x201E;O ja, mein General, es &#x017F;ind wohl noch<lb/>
die alten Preußen, aber es &#x017F;ind nicht mehr die al-<lb/>
ten Franzo&#x017F;en! Lingueville's Rede i&#x017F;t nicht belei-<lb/>
digend, und die Antwort des Adjutanten entha&#x0364;lt<lb/>
ja ein wahres Lob auf die Preußen! Sollte das Hr.<lb/>
von <hi rendition="#g">Beulwitz</hi> nicht gefu&#x0364;hlt haben?</p><lb/>
        <p>Die 13 Emigrirte, welche im Spital zu Ver-<lb/>
dun gefunden wurden, verlohren hernach ihr Leben<lb/>
(nach S. 249) auf der Guillotine. Da man die-<lb/>
&#x017F;es leicht vermuthen konnte, indem man die &#x017F;char-<lb/>
fen Ge&#x017F;etze der franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Nation gegen die Emi-<lb/>
grirten kannte, &#x017F;o ha&#x0364;tte man die&#x017F;e armen Teufel<lb/>
fort&#x017F;chaffen &#x017F;ollen, und &#x017F;ie dadurch dem Tode ent-<lb/>
ziehen. Es &#x017F;ind gar viel Emigrirte durch die Nach-<lb/>
la&#x0364;ßigkeit der deut&#x017F;chen Truppen den Franzo&#x017F;en in<lb/>
die Ha&#x0364;nde gefallen, und haben als Hochverra&#x0364;ther<lb/>
an ihrer Nation ihr Ende auf dem Blutgeru&#x0364;&#x017F;te ge-<lb/>
funden.</p><lb/>
        <p>Dem General <hi rendition="#g">Dupuch</hi> la&#x0364;ßt Hr. von <hi rendition="#g">Beul-<lb/>
witz</hi> alle Gerechtigkeit wiederfahren, wird aber<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;e, daß der Kommi&#x017F;&#x017F;a&#x0364;r <hi rendition="#g">Chuppi</hi>, der Sohn<lb/>
eines <hi rendition="#g">Schu&#x017F;ters</hi> (wie wenn der Sohn eines Schu-<lb/>
&#x017F;ters nicht eben &#x017F;o gut, wenn nach neuerer Erfah-<lb/>
rung nicht noch be&#x017F;&#x017F;er, eine milita&#x0364;ri&#x017F;che Stelle be-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0242] ihm geſagt: es ſchiene ihm, daß das nicht mehr die alten Preußen waͤren, welche ſich ehedem ſo be- ruͤhmt gemacht haͤtten. Der Aide de camp erwie- derte: „O ja, mein General, es ſind wohl noch die alten Preußen, aber es ſind nicht mehr die al- ten Franzoſen! Lingueville's Rede iſt nicht belei- digend, und die Antwort des Adjutanten enthaͤlt ja ein wahres Lob auf die Preußen! Sollte das Hr. von Beulwitz nicht gefuͤhlt haben? Die 13 Emigrirte, welche im Spital zu Ver- dun gefunden wurden, verlohren hernach ihr Leben (nach S. 249) auf der Guillotine. Da man die- ſes leicht vermuthen konnte, indem man die ſchar- fen Geſetze der franzoͤſiſchen Nation gegen die Emi- grirten kannte, ſo haͤtte man dieſe armen Teufel fortſchaffen ſollen, und ſie dadurch dem Tode ent- ziehen. Es ſind gar viel Emigrirte durch die Nach- laͤßigkeit der deutſchen Truppen den Franzoſen in die Haͤnde gefallen, und haben als Hochverraͤther an ihrer Nation ihr Ende auf dem Blutgeruͤſte ge- funden. Dem General Dupuch laͤßt Hr. von Beul- witz alle Gerechtigkeit wiederfahren, wird aber boͤſe, daß der Kommiſſaͤr Chuppi, der Sohn eines Schuſters (wie wenn der Sohn eines Schu- ſters nicht eben ſo gut, wenn nach neuerer Erfah- rung nicht noch beſſer, eine militaͤriſche Stelle be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/242
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/242>, abgerufen am 16.05.2024.