mehr Nutzen gestiftet, als mancher Postillen- schmierer, oder Geister- und Dogmen-Krämer.
So ungeschickt die preußischen Feldscheerer ge- wöhnlich zu seyn pflegen, so wenige sind noch oben- drein in den Spitälern angestellt: zwey, drey sol- cher äskulapischen Büffel sollen eine Anzahl von 200, 300 und mehrerer schwerkranker Personen pflegen, wie dieses in dem jetzigen Kriege gar oft der Fall war.
Ich kam einst nach Bingen am Rhein ins dortige Hospital, um die bey der Belagerung von Maynz Blessirten und Krankgewordenen aufzuneh- men. Auch hier lief mir die Galle gar ärgerlich über. Da lagen Leute, die schon seit vier und mehr Tagen hieher gebracht, und noch nicht verbunden waren. Dem einen war der Arm, dem andern der Fuß entzwey geschossen, u. s. w. und die Leute jammerten, daß einem die Brust vor Theilnahme beklommen [ - 2 Zeichen fehlen]rd. Aber die Herren Feldscheere und die bübischen Krankenwärter sprachen den armen Leu- ten nur mit Flüchen und Verwünschungen zu. Kann ich was dafür, hörte ich einen Feldscheer fragen, daß Ihr blessirt seyd? Ich wollte daß dem Teu- fel die Kugel in den A -- gefahren wäre, so hätte ich jezt keine Scheererey mit Euch. Ich will Euch schon verbinden; aber warten müßt Ihr! Sak- kerment, ich habe mehr zu thun! -- Und damit
mehr Nutzen geſtiftet, als mancher Poſtillen- ſchmierer, oder Geiſter- und Dogmen-Kraͤmer.
So ungeſchickt die preußiſchen Feldſcheerer ge- woͤhnlich zu ſeyn pflegen, ſo wenige ſind noch oben- drein in den Spitaͤlern angeſtellt: zwey, drey ſol- cher aͤskulapiſchen Buͤffel ſollen eine Anzahl von 200, 300 und mehrerer ſchwerkranker Perſonen pflegen, wie dieſes in dem jetzigen Kriege gar oft der Fall war.
Ich kam einſt nach Bingen am Rhein ins dortige Hoſpital, um die bey der Belagerung von Maynz Bleſſirten und Krankgewordenen aufzuneh- men. Auch hier lief mir die Galle gar aͤrgerlich uͤber. Da lagen Leute, die ſchon ſeit vier und mehr Tagen hieher gebracht, und noch nicht verbunden waren. Dem einen war der Arm, dem andern der Fuß entzwey geſchoſſen, u. ſ. w. und die Leute jammerten, daß einem die Bruſt vor Theilnahme beklommen [ – 2 Zeichen fehlen]rd. Aber die Herren Feldſcheere und die buͤbiſchen Krankenwaͤrter ſprachen den armen Leu- ten nur mit Fluͤchen und Verwuͤnſchungen zu. Kann ich was dafuͤr, hoͤrte ich einen Feldſcheer fragen, daß Ihr bleſſirt ſeyd? Ich wollte daß dem Teu- fel die Kugel in den A — gefahren waͤre, ſo haͤtte ich jezt keine Scheererey mit Euch. Ich will Euch ſchon verbinden; aber warten muͤßt Ihr! Sak- kerment, ich habe mehr zu thun! — Und damit
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0267"n="255"/>
mehr Nutzen geſtiftet, als mancher Poſtillen-<lb/>ſchmierer, oder Geiſter- und Dogmen-Kraͤmer.</p><lb/><p>So ungeſchickt die preußiſchen Feldſcheerer ge-<lb/>
woͤhnlich zu ſeyn pflegen, ſo wenige ſind noch oben-<lb/>
drein in den Spitaͤlern angeſtellt: zwey, drey ſol-<lb/>
cher aͤskulapiſchen Buͤffel ſollen eine Anzahl von<lb/>
200, 300 und mehrerer ſchwerkranker Perſonen<lb/>
pflegen, wie dieſes in dem jetzigen Kriege gar oft der<lb/>
Fall war.</p><lb/><p>Ich kam einſt nach <hirendition="#g">Bingen</hi> am Rhein ins<lb/>
dortige Hoſpital, um die bey der Belagerung von<lb/>
Maynz Bleſſirten und Krankgewordenen aufzuneh-<lb/>
men. Auch hier lief mir die Galle gar aͤrgerlich<lb/>
uͤber. Da lagen Leute, die ſchon ſeit vier und mehr<lb/>
Tagen hieher gebracht, und noch nicht verbunden<lb/>
waren. Dem einen war der Arm, dem andern<lb/>
der Fuß entzwey geſchoſſen, u. ſ. w. und die Leute<lb/>
jammerten, daß einem die Bruſt vor Theilnahme<lb/>
beklommen <gapunit="chars"quantity="2"/>rd. Aber die Herren Feldſcheere und<lb/>
die buͤbiſchen Krankenwaͤrter ſprachen den armen Leu-<lb/>
ten nur mit Fluͤchen und Verwuͤnſchungen zu. Kann<lb/>
ich was dafuͤr, hoͤrte ich einen Feldſcheer fragen,<lb/>
daß Ihr bleſſirt ſeyd? Ich wollte daß dem Teu-<lb/>
fel die Kugel in den A — gefahren waͤre, ſo haͤtte<lb/>
ich jezt keine Scheererey mit Euch. Ich will Euch<lb/>ſchon verbinden; aber warten muͤßt Ihr! Sak-<lb/>
kerment, ich habe mehr zu thun! — Und damit<lb/></p></div></body></text></TEI>
[255/0267]
mehr Nutzen geſtiftet, als mancher Poſtillen-
ſchmierer, oder Geiſter- und Dogmen-Kraͤmer.
So ungeſchickt die preußiſchen Feldſcheerer ge-
woͤhnlich zu ſeyn pflegen, ſo wenige ſind noch oben-
drein in den Spitaͤlern angeſtellt: zwey, drey ſol-
cher aͤskulapiſchen Buͤffel ſollen eine Anzahl von
200, 300 und mehrerer ſchwerkranker Perſonen
pflegen, wie dieſes in dem jetzigen Kriege gar oft der
Fall war.
Ich kam einſt nach Bingen am Rhein ins
dortige Hoſpital, um die bey der Belagerung von
Maynz Bleſſirten und Krankgewordenen aufzuneh-
men. Auch hier lief mir die Galle gar aͤrgerlich
uͤber. Da lagen Leute, die ſchon ſeit vier und mehr
Tagen hieher gebracht, und noch nicht verbunden
waren. Dem einen war der Arm, dem andern
der Fuß entzwey geſchoſſen, u. ſ. w. und die Leute
jammerten, daß einem die Bruſt vor Theilnahme
beklommen __rd. Aber die Herren Feldſcheere und
die buͤbiſchen Krankenwaͤrter ſprachen den armen Leu-
ten nur mit Fluͤchen und Verwuͤnſchungen zu. Kann
ich was dafuͤr, hoͤrte ich einen Feldſcheer fragen,
daß Ihr bleſſirt ſeyd? Ich wollte daß dem Teu-
fel die Kugel in den A — gefahren waͤre, ſo haͤtte
ich jezt keine Scheererey mit Euch. Ich will Euch
ſchon verbinden; aber warten muͤßt Ihr! Sak-
kerment, ich habe mehr zu thun! — Und damit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/267>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.