gehabt haben. Aber dennoch war gleich nach der Wie- dereinnahme auf einmal alles wieder deutsch, was vorher französisch in Frankfurt gewesen war! Sogar die Markörs auf den dortigen Kaffeehäusern ma[ - 1 Zeichen fehlt]kir- ten auf deutsch; die Mamsellen hießen Jungfern, ohne es jedoch immer zu seyn; aus Toilette ward Putztisch, aus Pique Schipp[ - 2 Zeichen fehlen], aus Cöttr Herz und aus Carreaux Eckstein u. s. w. Dieses läp- pische Zeug sollte, wie viel Anderes von eben der Art, Beweis des deutschen Patriotismus seyn, und die Frankfurter trieben es, bis sie endlich selbst Preußische Offiziere französisch sprechen hören, wo sie sich denn schämten, und die Jungfer wieder in Mamsell umtauften u. s. w.
Die Frankfurter Zeitungen, besonders die Reichs- Ober-Postamts-Zeitung -- denn in dem Einen Frankfurt kommen mehrere heraus -- waren wäh- rend des Aufenthalts der Franzosen in Frankfurt ganz auf ihrer Seite, und nahmen alles dienstwil- lig auf, was Cüstine, van Helden, und an- dre dem Publikum mittheilen wollten. Es stehen daher auch selbst von Cüstine und Böhmer viele grelle Aufsätze in diesen Zeitungen, besonders das berüchtigte Proklama an den Landgrafen von Hessen-Kassel, worin er aufs gehässigste benannt und angegriffen wird. Die Herren Zeitungsschrei- ber waren aber keineswegs von den Franzosen ge-
gehabt haben. Aber dennoch war gleich nach der Wie- dereinnahme auf einmal alles wieder deutſch, was vorher franzoͤſiſch in Frankfurt geweſen war! Sogar die Markoͤrs auf den dortigen Kaffeehaͤuſern ma[ – 1 Zeichen fehlt]kir- ten auf deutſch; die Mamſellen hießen Jungfern, ohne es jedoch immer zu ſeyn; aus Toilette ward Putztiſch, aus Pique Schipp[ – 2 Zeichen fehlen], aus Coͤttr Herz und aus Carreaux Eckſtein u. ſ. w. Dieſes laͤp- piſche Zeug ſollte, wie viel Anderes von eben der Art, Beweis des deutſchen Patriotismus ſeyn, und die Frankfurter trieben es, bis ſie endlich ſelbſt Preußiſche Offiziere franzoͤſiſch ſprechen hoͤren, wo ſie ſich denn ſchaͤmten, und die Jungfer wieder in Mamſell umtauften u. ſ. w.
Die Frankfurter Zeitungen, beſonders die Reichs- Ober-Poſtamts-Zeitung — denn in dem Einen Frankfurt kommen mehrere heraus — waren waͤh- rend des Aufenthalts der Franzoſen in Frankfurt ganz auf ihrer Seite, und nahmen alles dienſtwil- lig auf, was Cuͤſtine, van Helden, und an- dre dem Publikum mittheilen wollten. Es ſtehen daher auch ſelbſt von Cuͤſtine und Boͤhmer viele grelle Aufſaͤtze in dieſen Zeitungen, beſonders das beruͤchtigte Proklama an den Landgrafen von Heſſen-Kaſſel, worin er aufs gehaͤſſigſte benannt und angegriffen wird. Die Herren Zeitungsſchrei- ber waren aber keineswegs von den Franzoſen ge-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0290"n="278"/>
gehabt haben. Aber dennoch war gleich nach der Wie-<lb/>
dereinnahme auf einmal alles wieder deutſch, was<lb/>
vorher franzoͤſiſch in Frankfurt geweſen war! Sogar<lb/>
die Markoͤrs auf den dortigen Kaffeehaͤuſern ma<gapunit="chars"quantity="1"/>kir-<lb/>
ten auf deutſch; die <hirendition="#g">Mamſellen</hi> hießen Jungfern,<lb/>
ohne es jedoch immer zu ſeyn; aus <hirendition="#g">Toilette</hi> ward<lb/>
Putztiſch, aus <hirendition="#g">Pique</hi> Schipp<gapunit="chars"quantity="2"/>, aus <hirendition="#g">Coͤttr</hi> Herz<lb/>
und aus <hirendition="#g">Carreaux</hi> Eckſtein u. ſ. w. Dieſes laͤp-<lb/>
piſche Zeug ſollte, wie viel Anderes von eben der<lb/>
Art, Beweis des deutſchen Patriotismus ſeyn,<lb/>
und die Frankfurter trieben es, bis ſie endlich ſelbſt<lb/>
Preußiſche Offiziere franzoͤſiſch ſprechen hoͤren,<lb/>
wo ſie ſich denn ſchaͤmten, und die Jungfer wieder<lb/>
in Mamſell umtauften u. ſ. w.</p><lb/><p>Die Frankfurter Zeitungen, beſonders die Reichs-<lb/>
Ober-Poſtamts-Zeitung — denn in dem Einen<lb/>
Frankfurt kommen mehrere heraus — waren waͤh-<lb/>
rend des Aufenthalts der Franzoſen in Frankfurt<lb/>
ganz auf ihrer Seite, und nahmen alles dienſtwil-<lb/>
lig auf, was <hirendition="#g">Cuͤſtine</hi>, van <hirendition="#g">Helden</hi>, und an-<lb/>
dre dem Publikum mittheilen wollten. Es ſtehen<lb/>
daher auch ſelbſt von <hirendition="#g">Cuͤſtine</hi> und <hirendition="#g">Boͤhmer</hi><lb/>
viele grelle Aufſaͤtze in dieſen Zeitungen, beſonders<lb/>
das beruͤchtigte Proklama an den Landgrafen von<lb/>
Heſſen-Kaſſel, worin er aufs gehaͤſſigſte benannt<lb/>
und angegriffen wird. Die Herren Zeitungsſchrei-<lb/>
ber waren aber keineswegs von den Franzoſen ge-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[278/0290]
gehabt haben. Aber dennoch war gleich nach der Wie-
dereinnahme auf einmal alles wieder deutſch, was
vorher franzoͤſiſch in Frankfurt geweſen war! Sogar
die Markoͤrs auf den dortigen Kaffeehaͤuſern ma_kir-
ten auf deutſch; die Mamſellen hießen Jungfern,
ohne es jedoch immer zu ſeyn; aus Toilette ward
Putztiſch, aus Pique Schipp__, aus Coͤttr Herz
und aus Carreaux Eckſtein u. ſ. w. Dieſes laͤp-
piſche Zeug ſollte, wie viel Anderes von eben der
Art, Beweis des deutſchen Patriotismus ſeyn,
und die Frankfurter trieben es, bis ſie endlich ſelbſt
Preußiſche Offiziere franzoͤſiſch ſprechen hoͤren,
wo ſie ſich denn ſchaͤmten, und die Jungfer wieder
in Mamſell umtauften u. ſ. w.
Die Frankfurter Zeitungen, beſonders die Reichs-
Ober-Poſtamts-Zeitung — denn in dem Einen
Frankfurt kommen mehrere heraus — waren waͤh-
rend des Aufenthalts der Franzoſen in Frankfurt
ganz auf ihrer Seite, und nahmen alles dienſtwil-
lig auf, was Cuͤſtine, van Helden, und an-
dre dem Publikum mittheilen wollten. Es ſtehen
daher auch ſelbſt von Cuͤſtine und Boͤhmer
viele grelle Aufſaͤtze in dieſen Zeitungen, beſonders
das beruͤchtigte Proklama an den Landgrafen von
Heſſen-Kaſſel, worin er aufs gehaͤſſigſte benannt
und angegriffen wird. Die Herren Zeitungsſchrei-
ber waren aber keineswegs von den Franzoſen ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/290>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.