und wäre er noch so ehrlich und noch so geschickt, wird je befördert.
Ich wunderte mich sehr über dieses Unwesen, und erwiederte: daß ja doch der Kurfürst, selbst in Maynz, Protestanten angestellt habe. Aber Rhein stach mir den Staar: "Man wollte, sagte er, to- lerant scheinen; daher hat man Einige, aber doch nur solche Protestanten angestellt, welche Aufsehen gemacht hatten und das gerade nur in Maynz." An allen andern Orten, fügte er hinzu, sey und bleibe der Katholik im Alleinbesitz aller Gunst und aller Rechte, und der Protestant habe immer das Nachsehen. Das mögte, fuhr Rhein fort, noch hingehen: daß man aber allemal dem Katholiken Recht giebt, wenn er gleich handgreiflich Unrecht hat, und daß der Protestant beym sonnenklarsten Rechte dennoch allemal verlieren muß, das ist ab- scheulich. Rhein hat mir mehrere Fälle dieser Art mitgetheilt, welche ich indeß hier übergehe. Derglei- chen Dinge aber beweisen hinlänglich, daß man sich eben nicht sehr wundern müsse, wenn die Fran- zosen in der Pfalz und im Maynzerlande bey den Protestanten mehr Eingang gefunden haben, als bey den Katholiken: denn wer ist wohl gern wegen seiner Meynungen, Religion u. dgl. in seiner bür- gerlichen Existenz zurückgesezt und geneckt?
und waͤre er noch ſo ehrlich und noch ſo geſchickt, wird je befoͤrdert.
Ich wunderte mich ſehr uͤber dieſes Unweſen, und erwiederte: daß ja doch der Kurfuͤrſt, ſelbſt in Maynz, Proteſtanten angeſtellt habe. Aber Rhein ſtach mir den Staar: „Man wollte, ſagte er, to- lerant ſcheinen; daher hat man Einige, aber doch nur ſolche Proteſtanten angeſtellt, welche Aufſehen gemacht hatten und das gerade nur in Maynz.“ An allen andern Orten, fuͤgte er hinzu, ſey und bleibe der Katholik im Alleinbeſitz aller Gunſt und aller Rechte, und der Proteſtant habe immer das Nachſehen. Das moͤgte, fuhr Rhein fort, noch hingehen: daß man aber allemal dem Katholiken Recht giebt, wenn er gleich handgreiflich Unrecht hat, und daß der Proteſtant beym ſonnenklarſten Rechte dennoch allemal verlieren muß, das iſt ab- ſcheulich. Rhein hat mir mehrere Faͤlle dieſer Art mitgetheilt, welche ich indeß hier uͤbergehe. Derglei- chen Dinge aber beweiſen hinlaͤnglich, daß man ſich eben nicht ſehr wundern muͤſſe, wenn die Fran- zoſen in der Pfalz und im Maynzerlande bey den Proteſtanten mehr Eingang gefunden haben, als bey den Katholiken: denn wer iſt wohl gern wegen ſeiner Meynungen, Religion u. dgl. in ſeiner buͤr- gerlichen Exiſtenz zuruͤckgeſezt und geneckt?
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und waͤre er noch ſo ehrlich und noch ſo geſchickt,
wird je befoͤrdert.
Ich wunderte mich ſehr uͤber dieſes Unweſen,
und erwiederte: daß ja doch der Kurfuͤrſt, ſelbſt in
Maynz, Proteſtanten angeſtellt habe. Aber Rhein
ſtach mir den Staar: „Man wollte, ſagte er, to-
lerant ſcheinen; daher hat man Einige, aber doch
nur ſolche Proteſtanten angeſtellt, welche Aufſehen
gemacht hatten und das gerade nur in Maynz.“
An allen andern Orten, fuͤgte er hinzu, ſey und
bleibe der Katholik im Alleinbeſitz aller Gunſt und
aller Rechte, und der Proteſtant habe immer das
Nachſehen. Das moͤgte, fuhr Rhein fort, noch
hingehen: daß man aber allemal dem Katholiken
Recht giebt, wenn er gleich handgreiflich Unrecht
hat, und daß der Proteſtant beym ſonnenklarſten
Rechte dennoch allemal verlieren muß, das iſt ab-
ſcheulich. Rhein hat mir mehrere Faͤlle dieſer Art
mitgetheilt, welche ich indeß hier uͤbergehe. Derglei-
chen Dinge aber beweiſen hinlaͤnglich, daß man
ſich eben nicht ſehr wundern muͤſſe, wenn die Fran-
zoſen in der Pfalz und im Maynzerlande bey den
Proteſtanten mehr Eingang gefunden haben, als
bey den Katholiken: denn wer iſt wohl gern wegen
ſeiner Meynungen, Religion u. dgl. in ſeiner buͤr-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/298>, abgerufen am 22.11.2024.
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