Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

sprechen eine Sprache, ärger als die Hundsrücker,
und hassen einander gar mächtig wegen der Ver-
schiedenheit ihres Glaubens. Die Preußen, welche
bey Lutheranern einquartiert waren, hatten es gut:
diejenigen aber, welche bey Katholiken lagen,
wurden von diesen als Ketzer angesehen und schlecht
behandelt. Es giebt aber unter den Weibsleuten
zu Caub, wie überhaupt dort in den gebürgigen
Gegenden, ganz artige Gesichter.

Bey Bacharach war eine Schiffbrücke über
den Rhein geschlagen, die wir passirten. Eine an-
dere war bey St. Goar, aber wegen der Franzosen
konnten wir diese zum Uebergehen nicht benutzen.
Auch hätten sie uns bey Bacharach den Weg ver-
sperren können, wenn sie aufmerksam genug gewe-
sen wären. Aber unser Glück wollte, daß sie in
den Gebürgen die Pässe nicht besezten, durch welche
unser Zug nothwendig gehen mußte: und so kamen
wir binnen einigen Tagen glücklich auf die Höhen
jenseits des Rheins.

Bacharach ist eben, wie Caub, eine uralte
schmutzige Stadt, und eben so berühmt wegen ih-
res vortrefflichen Rheinweins. Gleich neben der
Stadt stand vorzeiten die Residenz der alten Pfalz-
grafen am Rhein, und eine Strecke unten, mitten
im Fluß, steht auf einer Insel ein Wachtthurm,
welcher den Namen, die Pfalz, noch führt, und

ſprechen eine Sprache, aͤrger als die Hundsruͤcker,
und haſſen einander gar maͤchtig wegen der Ver-
ſchiedenheit ihres Glaubens. Die Preußen, welche
bey Lutheranern einquartiert waren, hatten es gut:
diejenigen aber, welche bey Katholiken lagen,
wurden von dieſen als Ketzer angeſehen und ſchlecht
behandelt. Es giebt aber unter den Weibsleuten
zu Caub, wie uͤberhaupt dort in den gebuͤrgigen
Gegenden, ganz artige Geſichter.

Bey Bacharach war eine Schiffbruͤcke uͤber
den Rhein geſchlagen, die wir paſſirten. Eine an-
dere war bey St. Goar, aber wegen der Franzoſen
konnten wir dieſe zum Uebergehen nicht benutzen.
Auch haͤtten ſie uns bey Bacharach den Weg ver-
ſperren koͤnnen, wenn ſie aufmerkſam genug gewe-
ſen waͤren. Aber unſer Gluͤck wollte, daß ſie in
den Gebuͤrgen die Paͤſſe nicht beſezten, durch welche
unſer Zug nothwendig gehen mußte: und ſo kamen
wir binnen einigen Tagen gluͤcklich auf die Hoͤhen
jenſeits des Rheins.

Bacharach iſt eben, wie Caub, eine uralte
ſchmutzige Stadt, und eben ſo beruͤhmt wegen ih-
res vortrefflichen Rheinweins. Gleich neben der
Stadt ſtand vorzeiten die Reſidenz der alten Pfalz-
grafen am Rhein, und eine Strecke unten, mitten
im Fluß, ſteht auf einer Inſel ein Wachtthurm,
welcher den Namen, die Pfalz, noch fuͤhrt, und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0332" n="320"/>
&#x017F;prechen eine Sprache, a&#x0364;rger als die Hundsru&#x0364;cker,<lb/>
und ha&#x017F;&#x017F;en einander gar ma&#x0364;chtig wegen der Ver-<lb/>
&#x017F;chiedenheit ihres Glaubens. Die Preußen, welche<lb/>
bey Lutheranern einquartiert waren, hatten es gut:<lb/>
diejenigen aber, welche bey Katholiken lagen,<lb/>
wurden von die&#x017F;en als Ketzer ange&#x017F;ehen und &#x017F;chlecht<lb/>
behandelt. Es giebt aber unter den Weibsleuten<lb/>
zu <hi rendition="#g">Caub</hi>, wie u&#x0364;berhaupt dort in den gebu&#x0364;rgigen<lb/>
Gegenden, ganz artige Ge&#x017F;ichter.</p><lb/>
        <p>Bey <hi rendition="#g">Bacharach</hi> war eine Schiffbru&#x0364;cke u&#x0364;ber<lb/>
den Rhein ge&#x017F;chlagen, die wir pa&#x017F;&#x017F;irten. Eine an-<lb/>
dere war bey St. <hi rendition="#g">Goar</hi>, aber wegen der Franzo&#x017F;en<lb/>
konnten wir die&#x017F;e zum Uebergehen nicht benutzen.<lb/>
Auch ha&#x0364;tten &#x017F;ie uns bey <hi rendition="#g">Bacharach</hi> den Weg ver-<lb/>
&#x017F;perren ko&#x0364;nnen, wenn &#x017F;ie aufmerk&#x017F;am genug gewe-<lb/>
&#x017F;en wa&#x0364;ren. Aber un&#x017F;er Glu&#x0364;ck wollte, daß &#x017F;ie in<lb/>
den Gebu&#x0364;rgen die Pa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nicht be&#x017F;ezten, durch welche<lb/>
un&#x017F;er Zug nothwendig gehen mußte: und &#x017F;o kamen<lb/>
wir binnen einigen Tagen glu&#x0364;cklich auf die Ho&#x0364;hen<lb/>
jen&#x017F;eits des Rheins.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Bacharach</hi> i&#x017F;t eben, wie <hi rendition="#g">Caub</hi>, eine uralte<lb/>
&#x017F;chmutzige Stadt, und eben &#x017F;o beru&#x0364;hmt wegen ih-<lb/>
res vortrefflichen Rheinweins. Gleich neben der<lb/>
Stadt &#x017F;tand vorzeiten die Re&#x017F;idenz der alten Pfalz-<lb/>
grafen am Rhein, und eine Strecke unten, mitten<lb/>
im Fluß, &#x017F;teht auf einer In&#x017F;el ein Wachtthurm,<lb/>
welcher den Namen, <hi rendition="#g">die Pfalz</hi>, noch fu&#x0364;hrt, und<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[320/0332] ſprechen eine Sprache, aͤrger als die Hundsruͤcker, und haſſen einander gar maͤchtig wegen der Ver- ſchiedenheit ihres Glaubens. Die Preußen, welche bey Lutheranern einquartiert waren, hatten es gut: diejenigen aber, welche bey Katholiken lagen, wurden von dieſen als Ketzer angeſehen und ſchlecht behandelt. Es giebt aber unter den Weibsleuten zu Caub, wie uͤberhaupt dort in den gebuͤrgigen Gegenden, ganz artige Geſichter. Bey Bacharach war eine Schiffbruͤcke uͤber den Rhein geſchlagen, die wir paſſirten. Eine an- dere war bey St. Goar, aber wegen der Franzoſen konnten wir dieſe zum Uebergehen nicht benutzen. Auch haͤtten ſie uns bey Bacharach den Weg ver- ſperren koͤnnen, wenn ſie aufmerkſam genug gewe- ſen waͤren. Aber unſer Gluͤck wollte, daß ſie in den Gebuͤrgen die Paͤſſe nicht beſezten, durch welche unſer Zug nothwendig gehen mußte: und ſo kamen wir binnen einigen Tagen gluͤcklich auf die Hoͤhen jenſeits des Rheins. Bacharach iſt eben, wie Caub, eine uralte ſchmutzige Stadt, und eben ſo beruͤhmt wegen ih- res vortrefflichen Rheinweins. Gleich neben der Stadt ſtand vorzeiten die Reſidenz der alten Pfalz- grafen am Rhein, und eine Strecke unten, mitten im Fluß, ſteht auf einer Inſel ein Wachtthurm, welcher den Namen, die Pfalz, noch fuͤhrt, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/332
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/332>, abgerufen am 31.10.2024.