Brandenburger: Herr Offizier, ich bin unschuldig. Lassen sie mich zum König führen, -- lassen Sie meine Sache untersuchen! Ich weiß, daß ich für unschuldig erklärt werden muß! Ich habe nichts gethan, das einer solchen barbarischen Behandlung würdig wäre.
Offizier: Der Kerl räsonnirt noch! Den soll ja das heilige Wetter erschlagen! Allons Unter- offiziere, Stöcker los!
Die Unteroffiziere gehorchten, und fiengen an loszuschlagen, als gerade der ehrliche Husar, und der katholische Pfarrer des Ortes, Herr Hoff- mann, *) nebst dem erwähnten Schulzen Hahn hereintraten. Der Pfarrer, durch die barbarische Prügeley aufgebracht, trat mit entschloßnem Muthe den Offizier an, und sagte zu ihm: "Aber Herr Leutnant, was machen Sie da? Können Sie es verantworten, daß Sie einen unschuldigen Mann zerprügeln lassen?
Offizier: Wer ist der Herr?
Hoffmann: Ich bin der katholische Geistli- che von hier. Ich habe heute verschiedene preu- ßische hohe Offiziere bey mir zu Hause gehabt --
*) O könnt' ich diesem Biedermanne eine Ehrensäule errichten! Ich habe seiner im ersten Theile, als eines Feindes des Aber- glaubens, gedacht: hier sehen wir ihn als edlen Menschen- retter!
Brandenburger: Herr Offizier, ich bin unſchuldig. Laſſen ſie mich zum Koͤnig fuͤhren, — laſſen Sie meine Sache unterſuchen! Ich weiß, daß ich fuͤr unſchuldig erklaͤrt werden muß! Ich habe nichts gethan, das einer ſolchen barbariſchen Behandlung wuͤrdig waͤre.
Offizier: Der Kerl raͤſonnirt noch! Den ſoll ja das heilige Wetter erſchlagen! Allons Unter- offiziere, Stoͤcker los!
Die Unteroffiziere gehorchten, und fiengen an loszuſchlagen, als gerade der ehrliche Huſar, und der katholiſche Pfarrer des Ortes, Herr Hoff- mann, *) nebſt dem erwaͤhnten Schulzen Hahn hereintraten. Der Pfarrer, durch die barbariſche Pruͤgeley aufgebracht, trat mit entſchloßnem Muthe den Offizier an, und ſagte zu ihm: „Aber Herr Leutnant, was machen Sie da? Koͤnnen Sie es verantworten, daß Sie einen unſchuldigen Mann zerpruͤgeln laſſen?
Offizier: Wer iſt der Herr?
Hoffmann: Ich bin der katholiſche Geiſtli- che von hier. Ich habe heute verſchiedene preu- ßiſche hohe Offiziere bey mir zu Hauſe gehabt —
*) O koͤnnt' ich dieſem Biedermanne eine Ehrenſaͤule errichten! Ich habe ſeiner im erſten Theile, als eines Feindes des Aber- glaubens, gedacht: hier ſehen wir ihn als edlen Menſchen- retter!
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Brandenburger: Herr Offizier, ich bin
unſchuldig. Laſſen ſie mich zum Koͤnig fuͤhren, —
laſſen Sie meine Sache unterſuchen! Ich weiß,
daß ich fuͤr unſchuldig erklaͤrt werden muß! Ich
habe nichts gethan, das einer ſolchen barbariſchen
Behandlung wuͤrdig waͤre.
Offizier: Der Kerl raͤſonnirt noch! Den ſoll
ja das heilige Wetter erſchlagen! Allons Unter-
offiziere, Stoͤcker los!
Die Unteroffiziere gehorchten, und fiengen an
loszuſchlagen, als gerade der ehrliche Huſar, und
der katholiſche Pfarrer des Ortes, Herr Hoff-
mann, *) nebſt dem erwaͤhnten Schulzen Hahn
hereintraten. Der Pfarrer, durch die barbariſche
Pruͤgeley aufgebracht, trat mit entſchloßnem Muthe
den Offizier an, und ſagte zu ihm: „Aber Herr
Leutnant, was machen Sie da? Koͤnnen Sie es
verantworten, daß Sie einen unſchuldigen Mann
zerpruͤgeln laſſen?
Offizier: Wer iſt der Herr?
Hoffmann: Ich bin der katholiſche Geiſtli-
che von hier. Ich habe heute verſchiedene preu-
ßiſche hohe Offiziere bey mir zu Hauſe gehabt —
*) O koͤnnt' ich dieſem Biedermanne eine Ehrenſaͤule errichten!
Ich habe ſeiner im erſten Theile, als eines Feindes des Aber-
glaubens, gedacht: hier ſehen wir ihn als edlen Menſchen-
retter!
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/355>, abgerufen am 21.11.2024.
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