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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Brandenburger: Herr Offizier, ich bin
unschuldig. Lassen sie mich zum König führen, --
lassen Sie meine Sache untersuchen! Ich weiß,
daß ich für unschuldig erklärt werden muß! Ich
habe nichts gethan, das einer solchen barbarischen
Behandlung würdig wäre.

Offizier: Der Kerl räsonnirt noch! Den soll
ja das heilige Wetter erschlagen! Allons Unter-
offiziere, Stöcker los!

Die Unteroffiziere gehorchten, und fiengen an
loszuschlagen, als gerade der ehrliche Husar, und
der katholische Pfarrer des Ortes, Herr Hoff-
mann, *) nebst dem erwähnten Schulzen Hahn
hereintraten. Der Pfarrer, durch die barbarische
Prügeley aufgebracht, trat mit entschloßnem Muthe
den Offizier an, und sagte zu ihm: "Aber Herr
Leutnant, was machen Sie da? Können Sie es
verantworten, daß Sie einen unschuldigen Mann
zerprügeln lassen?

Offizier: Wer ist der Herr?

Hoffmann: Ich bin der katholische Geistli-
che von hier. Ich habe heute verschiedene preu-
ßische hohe Offiziere bey mir zu Hause gehabt --

*) O könnt' ich diesem Biedermanne eine Ehrensäule errichten!
Ich habe seiner im ersten Theile, als eines Feindes des Aber-
glaubens, gedacht: hier sehen wir ihn als edlen Menschen-
retter!

Brandenburger: Herr Offizier, ich bin
unſchuldig. Laſſen ſie mich zum Koͤnig fuͤhren, —
laſſen Sie meine Sache unterſuchen! Ich weiß,
daß ich fuͤr unſchuldig erklaͤrt werden muß! Ich
habe nichts gethan, das einer ſolchen barbariſchen
Behandlung wuͤrdig waͤre.

Offizier: Der Kerl raͤſonnirt noch! Den ſoll
ja das heilige Wetter erſchlagen! Allons Unter-
offiziere, Stoͤcker los!

Die Unteroffiziere gehorchten, und fiengen an
loszuſchlagen, als gerade der ehrliche Huſar, und
der katholiſche Pfarrer des Ortes, Herr Hoff-
mann, *) nebſt dem erwaͤhnten Schulzen Hahn
hereintraten. Der Pfarrer, durch die barbariſche
Pruͤgeley aufgebracht, trat mit entſchloßnem Muthe
den Offizier an, und ſagte zu ihm: „Aber Herr
Leutnant, was machen Sie da? Koͤnnen Sie es
verantworten, daß Sie einen unſchuldigen Mann
zerpruͤgeln laſſen?

Offizier: Wer iſt der Herr?

Hoffmann: Ich bin der katholiſche Geiſtli-
che von hier. Ich habe heute verſchiedene preu-
ßiſche hohe Offiziere bey mir zu Hauſe gehabt —

*) O koͤnnt' ich dieſem Biedermanne eine Ehrenſaͤule errichten!
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glaubens, gedacht: hier ſehen wir ihn als edlen Menſchen-
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[343/0355] Brandenburger: Herr Offizier, ich bin unſchuldig. Laſſen ſie mich zum Koͤnig fuͤhren, — laſſen Sie meine Sache unterſuchen! Ich weiß, daß ich fuͤr unſchuldig erklaͤrt werden muß! Ich habe nichts gethan, das einer ſolchen barbariſchen Behandlung wuͤrdig waͤre. Offizier: Der Kerl raͤſonnirt noch! Den ſoll ja das heilige Wetter erſchlagen! Allons Unter- offiziere, Stoͤcker los! Die Unteroffiziere gehorchten, und fiengen an loszuſchlagen, als gerade der ehrliche Huſar, und der katholiſche Pfarrer des Ortes, Herr Hoff- mann, *) nebſt dem erwaͤhnten Schulzen Hahn hereintraten. Der Pfarrer, durch die barbariſche Pruͤgeley aufgebracht, trat mit entſchloßnem Muthe den Offizier an, und ſagte zu ihm: „Aber Herr Leutnant, was machen Sie da? Koͤnnen Sie es verantworten, daß Sie einen unſchuldigen Mann zerpruͤgeln laſſen? Offizier: Wer iſt der Herr? Hoffmann: Ich bin der katholiſche Geiſtli- che von hier. Ich habe heute verſchiedene preu- ßiſche hohe Offiziere bey mir zu Hauſe gehabt — *) O koͤnnt' ich dieſem Biedermanne eine Ehrenſaͤule errichten! Ich habe ſeiner im erſten Theile, als eines Feindes des Aber- glaubens, gedacht: hier ſehen wir ihn als edlen Menſchen- retter!

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/355>, abgerufen am 21.11.2024.