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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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militärisch exekutivisch! Brandenburger ist un-
schuldig, und doch bestrafen Sie ihn ohne Verhör
und Vertheidigung! Heißt das nicht die aristokra-
tische oder monarchische Anarchie mit der demokra-
tischen vertauschen wollen? Das ist der Wille ih-
res Monarchen gewiß nicht. Ihr Monarch ist gü-
tig und gerecht: Sie aber, als der Diener seiner
Macht, zeigen ihn als einen gekrönten Würg-En-
gel, der Gewalt vor Recht ergangen wissen wolle.
Als Mann von Delikatesse für die Ehre ihres Mo-
narchen, sollten Sie vorsichtiger und gerechter ver-
fahren, zumal in so politisch-kritischen Tagen, wo
die Diener der Monarchen die Klugheit haben soll-
ten, die an ihnen gerügten Fehler eher zu vermei-
den als sie zu wiederholen. Was würde Ihr Kö-
nig sagen, was über Sie verfügen, wenn die ganze
Dorfschaft ihn mit einer Klage gegen Sie anginge
und auf Genugthuung bestände? Doch es mag
darum seyn: wir wollen nicht klagen; aber wir wün-
schen zu wissen: Ist Brandenburger jezt frey?

Offizier: (unwillig immer auf- und abge-
hend) Er kann in's Dreyteufels Namen sich an
den Galgen scheeren!

Hoffmann: Kommt Kinder! (zum Husaren)
Komm alter braver Schnurrbart! Komm, trink ein
Glaß Wein mit mir! Du bist ehrwürdiger, mehr
Mensch, als mancher General und Erzbischof!


militaͤriſch exekutiviſch! Brandenburger iſt un-
ſchuldig, und doch beſtrafen Sie ihn ohne Verhoͤr
und Vertheidigung! Heißt das nicht die ariſtokra-
tiſche oder monarchiſche Anarchie mit der demokra-
tiſchen vertauſchen wollen? Das iſt der Wille ih-
res Monarchen gewiß nicht. Ihr Monarch iſt guͤ-
tig und gerecht: Sie aber, als der Diener ſeiner
Macht, zeigen ihn als einen gekroͤnten Wuͤrg-En-
gel, der Gewalt vor Recht ergangen wiſſen wolle.
Als Mann von Delikateſſe fuͤr die Ehre ihres Mo-
narchen, ſollten Sie vorſichtiger und gerechter ver-
fahren, zumal in ſo politiſch-kritiſchen Tagen, wo
die Diener der Monarchen die Klugheit haben ſoll-
ten, die an ihnen geruͤgten Fehler eher zu vermei-
den als ſie zu wiederholen. Was wuͤrde Ihr Koͤ-
nig ſagen, was uͤber Sie verfuͤgen, wenn die ganze
Dorfſchaft ihn mit einer Klage gegen Sie anginge
und auf Genugthuung beſtaͤnde? Doch es mag
darum ſeyn: wir wollen nicht klagen; aber wir wuͤn-
ſchen zu wiſſen: Iſt Brandenburger jezt frey?

Offizier: (unwillig immer auf- und abge-
hend) Er kann in's Dreyteufels Namen ſich an
den Galgen ſcheeren!

Hoffmann: Kommt Kinder! (zum Huſaren)
Komm alter braver Schnurrbart! Komm, trink ein
Glaß Wein mit mir! Du biſt ehrwuͤrdiger, mehr
Menſch, als mancher General und Erzbiſchof!


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[345/0357] militaͤriſch exekutiviſch! Brandenburger iſt un- ſchuldig, und doch beſtrafen Sie ihn ohne Verhoͤr und Vertheidigung! Heißt das nicht die ariſtokra- tiſche oder monarchiſche Anarchie mit der demokra- tiſchen vertauſchen wollen? Das iſt der Wille ih- res Monarchen gewiß nicht. Ihr Monarch iſt guͤ- tig und gerecht: Sie aber, als der Diener ſeiner Macht, zeigen ihn als einen gekroͤnten Wuͤrg-En- gel, der Gewalt vor Recht ergangen wiſſen wolle. Als Mann von Delikateſſe fuͤr die Ehre ihres Mo- narchen, ſollten Sie vorſichtiger und gerechter ver- fahren, zumal in ſo politiſch-kritiſchen Tagen, wo die Diener der Monarchen die Klugheit haben ſoll- ten, die an ihnen geruͤgten Fehler eher zu vermei- den als ſie zu wiederholen. Was wuͤrde Ihr Koͤ- nig ſagen, was uͤber Sie verfuͤgen, wenn die ganze Dorfſchaft ihn mit einer Klage gegen Sie anginge und auf Genugthuung beſtaͤnde? Doch es mag darum ſeyn: wir wollen nicht klagen; aber wir wuͤn- ſchen zu wiſſen: Iſt Brandenburger jezt frey? Offizier: (unwillig immer auf- und abge- hend) Er kann in's Dreyteufels Namen ſich an den Galgen ſcheeren! Hoffmann: Kommt Kinder! (zum Huſaren) Komm alter braver Schnurrbart! Komm, trink ein Glaß Wein mit mir! Du biſt ehrwuͤrdiger, mehr Menſch, als mancher General und Erzbiſchof!

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/357>, abgerufen am 01.06.2024.