zu machen. *) Wie, wenn die Leute erschrocken wären, und sich vor den angedrohten Strafen ge- fürchtet hatten, und dann zum Kreuz gekrochen wären?
Brion: So kann doch auch nur ein Preußi- scher Korporal räsonniren! Eine Nation, wie un- sere, sollte sich vor den Drohungen eines kleinen Reichsfürsten, der nebenher General über eine mäßige Armee Preußen und Oestreicher war, fürch- ten und nachgeben? Wenn so feige die Franzosen hätten seyn können, so verdienten sie wahrlich, von einem Tyrannen tyrannisirt zu werden, der Beth- brüder, Verschnittene und Huren zu Vollziehern seiner Befehle machte. Ich glaube nicht, daß der Herzog, der doch auch Menschenverstand haben wird, dieses selbst je erwartet habe. Diese Folge konnte man also durchaus nicht voraussetzen, aber wohl andere und wichtigere.
Ich: Und die wären?
Brion: Nicht wahr, Freund, wenn einer, der Ihnen nicht eine Bohne zu befehlen hat, Befehle mit Gewalt aufdringen will, Was thun Sie?
Ich: Ich gehorche nicht.
*) Ich bitte meine Leser, zu bedenken, daß ich zu der Zeit, als diese Unterredung vorfiel, in den Händen der Franzosen war, folglich den preußischen Ton nicht führen durfte.
zu machen. *) Wie, wenn die Leute erſchrocken waͤren, und ſich vor den angedrohten Strafen ge- fuͤrchtet hatten, und dann zum Kreuz gekrochen waͤren?
Brion: So kann doch auch nur ein Preußi- ſcher Korporal raͤſonniren! Eine Nation, wie un- ſere, ſollte ſich vor den Drohungen eines kleinen Reichsfuͤrſten, der nebenher General uͤber eine maͤßige Armee Preußen und Oeſtreicher war, fuͤrch- ten und nachgeben? Wenn ſo feige die Franzoſen haͤtten ſeyn koͤnnen, ſo verdienten ſie wahrlich, von einem Tyrannen tyranniſirt zu werden, der Beth- bruͤder, Verſchnittene und Huren zu Vollziehern ſeiner Befehle machte. Ich glaube nicht, daß der Herzog, der doch auch Menſchenverſtand haben wird, dieſes ſelbſt je erwartet habe. Dieſe Folge konnte man alſo durchaus nicht vorausſetzen, aber wohl andere und wichtigere.
Ich: Und die waͤren?
Brion: Nicht wahr, Freund, wenn einer, der Ihnen nicht eine Bohne zu befehlen hat, Befehle mit Gewalt aufdringen will, Was thun Sie?
Ich: Ich gehorche nicht.
*) Ich bitte meine Leſer, zu bedenken, daß ich zu der Zeit, als dieſe Unterredung vorfiel, in den Haͤnden der Franzoſen war, folglich den preußiſchen Ton nicht fuͤhren durfte.
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zu machen. *) Wie, wenn die Leute erſchrocken
waͤren, und ſich vor den angedrohten Strafen ge-
fuͤrchtet hatten, und dann zum Kreuz gekrochen
waͤren?
Brion: So kann doch auch nur ein Preußi-
ſcher Korporal raͤſonniren! Eine Nation, wie un-
ſere, ſollte ſich vor den Drohungen eines kleinen
Reichsfuͤrſten, der nebenher General uͤber eine
maͤßige Armee Preußen und Oeſtreicher war, fuͤrch-
ten und nachgeben? Wenn ſo feige die Franzoſen
haͤtten ſeyn koͤnnen, ſo verdienten ſie wahrlich, von
einem Tyrannen tyranniſirt zu werden, der Beth-
bruͤder, Verſchnittene und Huren zu Vollziehern
ſeiner Befehle machte. Ich glaube nicht, daß der
Herzog, der doch auch Menſchenverſtand haben
wird, dieſes ſelbſt je erwartet habe. Dieſe Folge
konnte man alſo durchaus nicht vorausſetzen, aber
wohl andere und wichtigere.
Ich: Und die waͤren?
Brion: Nicht wahr, Freund, wenn einer, der
Ihnen nicht eine Bohne zu befehlen hat, Befehle
mit Gewalt aufdringen will, Was thun Sie?
Ich: Ich gehorche nicht.
*) Ich bitte meine Leſer, zu bedenken, daß ich zu der Zeit,
als dieſe Unterredung vorfiel, in den Haͤnden der Franzoſen war,
folglich den preußiſchen Ton nicht fuͤhren durfte.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/36>, abgerufen am 21.11.2024.
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