habe, aller Schein von Anhänglichkeit am franzö- sischem Systeme, Händel gemacht werden, so ver- traute er sich dem General von Wolfframsdorf, erklärte ihm alle Umstände, und dieser sonst eben gegen Klubbisten nicht gutgesinnte Offizier, sagte ihm: er mögte nur ruhig seyn, er habe ganz und gar nichts zu befürchten.
Ich weiß nicht, ob ich meine Behauptung, daß Hr. von Wolfframsdorf ein Feind der Klub- bisten gewesen sey, beweisen soll. Ein Beyspiel ist mir bekannt, welches ihm eben nicht viel Ehre macht. Hier ist es!
Als der unglückliche Kanonikus Winkelmann, gewesener Maire zu Worms, dessen traurige Ge- schichte hinlänglich bekannt ist, durch Oppenheim geführt wurde, so wurde er dem General Wolff- rammsdorff, welcher da das Kommando hatte, vorgestellt. Dieser fuhr den guten, würdigen Winkelmann, den jeder Vernünftige bedaurte, wie rasend an, und bediente sich der niedrigsten Ausdrücke, sprach von verfluchten französischen Pa- trioten, die gehenkt, gerädert u. s. w. werden müß- ten. Und doch hatte der König dem unglücklichen Winkelmann Schutz versprochen! Solche ei- genmächtige, gesetzwidrige Auftritte sind empörend, und reizen den Feind allemal noch mehr gegen uns selbst. Ich verstehe gar nicht, was für Ursache
habe, aller Schein von Anhaͤnglichkeit am franzoͤ- ſiſchem Syſteme, Haͤndel gemacht werden, ſo ver- traute er ſich dem General von Wolfframsdorf, erklaͤrte ihm alle Umſtaͤnde, und dieſer ſonſt eben gegen Klubbiſten nicht gutgeſinnte Offizier, ſagte ihm: er moͤgte nur ruhig ſeyn, er habe ganz und gar nichts zu befuͤrchten.
Ich weiß nicht, ob ich meine Behauptung, daß Hr. von Wolfframsdorf ein Feind der Klub- biſten geweſen ſey, beweiſen ſoll. Ein Beyſpiel iſt mir bekannt, welches ihm eben nicht viel Ehre macht. Hier iſt es!
Als der ungluͤckliche Kanonikus Winkelmann, geweſener Maire zu Worms, deſſen traurige Ge- ſchichte hinlaͤnglich bekannt iſt, durch Oppenheim gefuͤhrt wurde, ſo wurde er dem General Wolff- rammsdorff, welcher da das Kommando hatte, vorgeſtellt. Dieſer fuhr den guten, wuͤrdigen Winkelmann, den jeder Vernuͤnftige bedaurte, wie raſend an, und bediente ſich der niedrigſten Ausdruͤcke, ſprach von verfluchten franzoͤſiſchen Pa- trioten, die gehenkt, geraͤdert u. ſ. w. werden muͤß- ten. Und doch hatte der Koͤnig dem ungluͤcklichen Winkelmann Schutz verſprochen! Solche ei- genmaͤchtige, geſetzwidrige Auftritte ſind empoͤrend, und reizen den Feind allemal noch mehr gegen uns ſelbſt. Ich verſtehe gar nicht, was fuͤr Urſache
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habe, aller Schein von Anhaͤnglichkeit am franzoͤ-
ſiſchem Syſteme, Haͤndel gemacht werden, ſo ver-
traute er ſich dem General von Wolfframsdorf,
erklaͤrte ihm alle Umſtaͤnde, und dieſer ſonſt eben
gegen Klubbiſten nicht gutgeſinnte Offizier, ſagte
ihm: er moͤgte nur ruhig ſeyn, er habe ganz und
gar nichts zu befuͤrchten.
Ich weiß nicht, ob ich meine Behauptung, daß
Hr. von Wolfframsdorf ein Feind der Klub-
biſten geweſen ſey, beweiſen ſoll. Ein Beyſpiel
iſt mir bekannt, welches ihm eben nicht viel Ehre
macht. Hier iſt es!
Als der ungluͤckliche Kanonikus Winkelmann,
geweſener Maire zu Worms, deſſen traurige Ge-
ſchichte hinlaͤnglich bekannt iſt, durch Oppenheim
gefuͤhrt wurde, ſo wurde er dem General Wolff-
rammsdorff, welcher da das Kommando hatte,
vorgeſtellt. Dieſer fuhr den guten, wuͤrdigen
Winkelmann, den jeder Vernuͤnftige bedaurte,
wie raſend an, und bediente ſich der niedrigſten
Ausdruͤcke, ſprach von verfluchten franzoͤſiſchen Pa-
trioten, die gehenkt, geraͤdert u. ſ. w. werden muͤß-
ten. Und doch hatte der Koͤnig dem ungluͤcklichen
Winkelmann Schutz verſprochen! Solche ei-
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ſelbſt. Ich verſtehe gar nicht, was fuͤr Urſache
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/370>, abgerufen am 22.11.2024.
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