nicht in Maynz warf. Den Deutschen war es übri- gens zu verzeihen, daß sie im Anfang der Bela- gerung nur langsam zu Werke giengen: es fehlte ihnen an Allem -- an Geschütz und an Mann- schaft. Damals, als wir anrückten, war unsre Belagerungsarmee am linken Rheinufer höchstens 16000 Mann stark. Freilich kamen hernach, aber ziemlich spät erst, die Königl. Garden, mehrere Bataillons kaiserlicher Truppen, dann Darmstäd- ter und Pfälzer dazu, wodurch denn 37000 Mann herauskamen.
An Reuterey hatten wir wirklich zu wenig: das Reuterregiment des Herzogs von Weimar, die Sächsischen Dragoner und Husaren waren jen- seits des Rheins; und diese Kavallerie reichte, wie mich dünkt, nicht hin, besonders da die Sächsi- schen Husaren ihr Handwerk noch nicht recht ver- standen. Man nehme mir das nicht übel, und die Herren werden jezt wohl selbst einsehen, daß sich Husaren nicht sofort aus Dragonern machen lassen, und daß zu einer ähnlichen Organisation etwas mehr nöthig sey, als der Pelz und der Säbel. Deswegen hat man nachher noch Husaren von Wurmser hinzugenommen.
Das Wetter war während der ganzen Belage- rung größtentheils gut und den Schanzarbeiten günstig, welche denn auch stark betrieben wurden.
nicht in Maynz warf. Den Deutſchen war es uͤbri- gens zu verzeihen, daß ſie im Anfang der Bela- gerung nur langſam zu Werke giengen: es fehlte ihnen an Allem — an Geſchuͤtz und an Mann- ſchaft. Damals, als wir anruͤckten, war unſre Belagerungsarmee am linken Rheinufer hoͤchſtens 16000 Mann ſtark. Freilich kamen hernach, aber ziemlich ſpaͤt erſt, die Koͤnigl. Garden, mehrere Bataillons kaiſerlicher Truppen, dann Darmſtaͤd- ter und Pfaͤlzer dazu, wodurch denn 37000 Mann herauskamen.
An Reuterey hatten wir wirklich zu wenig: das Reuterregiment des Herzogs von Weimar, die Saͤchſiſchen Dragoner und Huſaren waren jen- ſeits des Rheins; und dieſe Kavallerie reichte, wie mich duͤnkt, nicht hin, beſonders da die Saͤchſi- ſchen Huſaren ihr Handwerk noch nicht recht ver- ſtanden. Man nehme mir das nicht uͤbel, und die Herren werden jezt wohl ſelbſt einſehen, daß ſich Huſaren nicht ſofort aus Dragonern machen laſſen, und daß zu einer aͤhnlichen Organiſation etwas mehr noͤthig ſey, als der Pelz und der Saͤbel. Deswegen hat man nachher noch Huſaren von Wurmſer hinzugenommen.
Das Wetter war waͤhrend der ganzen Belage- rung groͤßtentheils gut und den Schanzarbeiten guͤnſtig, welche denn auch ſtark betrieben wurden.
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nicht in Maynz warf. Den Deutſchen war es uͤbri-
gens zu verzeihen, daß ſie im Anfang der Bela-
gerung nur langſam zu Werke giengen: es fehlte
ihnen an Allem — an Geſchuͤtz und an Mann-
ſchaft. Damals, als wir anruͤckten, war unſre
Belagerungsarmee am linken Rheinufer hoͤchſtens
16000 Mann ſtark. Freilich kamen hernach, aber
ziemlich ſpaͤt erſt, die Koͤnigl. Garden, mehrere
Bataillons kaiſerlicher Truppen, dann Darmſtaͤd-
ter und Pfaͤlzer dazu, wodurch denn 37000 Mann
herauskamen.
An Reuterey hatten wir wirklich zu wenig: das
Reuterregiment des Herzogs von Weimar,
die Saͤchſiſchen Dragoner und Huſaren waren jen-
ſeits des Rheins; und dieſe Kavallerie reichte, wie
mich duͤnkt, nicht hin, beſonders da die Saͤchſi-
ſchen Huſaren ihr Handwerk noch nicht recht ver-
ſtanden. Man nehme mir das nicht uͤbel, und die
Herren werden jezt wohl ſelbſt einſehen, daß ſich
Huſaren nicht ſofort aus Dragonern machen laſſen,
und daß zu einer aͤhnlichen Organiſation etwas
mehr noͤthig ſey, als der Pelz und der Saͤbel.
Deswegen hat man nachher noch Huſaren von
Wurmſer hinzugenommen.
Das Wetter war waͤhrend der ganzen Belage-
rung groͤßtentheils gut und den Schanzarbeiten
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/375>, abgerufen am 21.11.2024.
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